Vatikan: Papst ernennt neue Kardinäle:Das rote Birett für Erzbischof Marx

Große Ehre für den Erzbischof von München und Freising: Papst Benedikt XVI. erhebt Reinhard Marx in Rom in den Kardinalsstand - zusammen mit 23 weiteren Geistlichen aus aller Welt, darunter noch ein Deutscher.

Reinhard Marx galt bereits im Vorfeld als sicherer Kandidat für das Kardinalskollegium, seit diesem Samstag ist der Erzbischof von München und Freising nun der jüngste deutsche Kardinal: Papst Benedikt XVI. hat ihn zusammen mit 23 weiteren Geistlichen im Petersdom in Rom in den Kardinalsstand erhoben.

In seiner Predigt rief Benedikt XVI. die neuen Kardinäle auf, der Kirche zu dienen. In der Kirche sei niemand Herrscher. Das Kriterium für Größe sei nicht Herrschaft, sondern der Dienst. Nach seiner Predigt überreichte Benedikt das rote Kardinalsbirett und das Ernennungsdekret. Zuvor hatten die neuen Kardinäle dem Papst und seinen Nachfolgern Treue und Gehorsam geschworen. Zwei Tage lang dauern die Feierlichkeiten im Rahmen des Konsistoriums, der Vollversammlung der Kardinäle der katholischen Kirche.

Zur Feier im Petersdom sind die sogenannten Kardinalsfamilien der neuen Würdenträger sowie offizielle Delegationen aus ihren Heimatländern angereist. Dazu gehören Vertreter kirchlicher Gruppen, aber auch Spitzenpolitiker und Vertreter des öffentlichen Lebens. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) führt die Delegation aus Bayern an, Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) und weitere Politiker sind ebenso anwesend wie Vertreter aus Wirtschaft und Gewerkschaften. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) ist ebenfalls mit in den Vatikan gereist.

Glückwünsche an Marx überbringen in Rom aber auch hochrangige Vertreter der evangelischen Kirche: Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich. Zur Delegation gehört außerdem Charlotte Knobloch, Vorsitzende des Zentralrats der Juden.

Kurz vor seiner Abreise nach Rom hatte Marx erklärt: "Das Kardinalsrot ist kein bloßes Ornament, es steht für eine tiefe Verbundenheit mit dem Heiligen Vater und der Weltkirche. Es ruft mich in eine neue, größere Verantwortung." Euphorie verspüre er jedoch nicht, betonte er nach Angaben seines Ordinariats, "denn die Kirche steht in unserer Zeit vor gewaltigen Aufgaben".

Neben dem 57 Jahre alten Marx steigt noch ein weiterer Deutscher zum Kardinal auf: Der gebürtige Ansbacher Walter Brandmüller war lange Jahre der Chefhistoriker im Vatikan - und wird nun mit der Kardinalswürde ausgezeichnet. Mit 81 Jahren darf der Priester der Erzdiözese Bamberg allerdings im Gegensatz zu Marx nicht mehr an einer Papstwahl teilnehmen.

1500 Pilger aus dem Erzbistum München-Freising, aus Marx' Heimatbistum Paderborn und aus seiner früheren Diözese Trier waren dabei, als Marx, Brandmüller und die 22 anderen Neu-Kardinäle von Papst Benedikt das Kardinalsbirett und das Ernennungsdekret erhielten. Am Sonntag dann überreicht der Pontifex den Geistlichen in einem feierlichen Gottesdienst im Petersdom ihre Kardinalsringe, die die Treue zur Kirche symbolisieren sollen.

Schützen aus Westfalen

Kardinäle sind die höchsten katholischen Würdenträger nach dem Papst. Insgesamt steigt ihre Zahl durch die Feierlichkeiten auf 203. Zur Papstwahl wären von ihnen derzeit 121 berechtigt, da zum Konklave nur Kardinäle zugelassen sind, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.

Für Folklore werden bei den Feierlichkeiten in Rom traditionell bayerische Gebirgsschützen sorgen, sie haben schon öfter Abordnungen des Freistaats in den Vatikan begleitet. Diesmal sind allerdings auch Schützen aus Westfalen dabei: Reinhard Marx ist dem Schützenverein seines Heimatortes Geseke sehr verbunden.

Am kommenden Dienstag kehrt Marx nach München zurück, nach einem Gebet im Freisinger Dom wird der neue Kardinal dann vom Münchner Stadtoberhaupt Christian Ude empfangen.

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