Unterschleißheim:Tanzen für Öcalan

Unterschleißheim: Ein ferner Konflikt ist plötzlich ganz nah: Kurden demonstrieren vor dem Rathaus in Unterschleißheim für die Freilassung ihres Anführers Abdullah Öcalan aus türkischer Haft.

Ein ferner Konflikt ist plötzlich ganz nah: Kurden demonstrieren vor dem Rathaus in Unterschleißheim für die Freilassung ihres Anführers Abdullah Öcalan aus türkischer Haft.

(Foto: Catherina Hess)

Ein Kurden-Marsch führt über Unterschleißheim nach München.

Für eine Demonstration sind es recht unspektakuläre Bilder: Eine kleine Gruppe von Leuten schwenkt auf dem Rathausplatz gelbe Fahnen mit der roten Parole "Freedom for Öcalan" und dem Foto des inhaftierten Kurdenführers, dazu tanzen die etwa 25 Männer und Frauen sich an den Händen haltend in einem Halbkreis. Passanten gehen vorüber und nehmen entsprechend kaum Notiz von dem Geschehen. Auch nicht, als es beim Verteilen von Flugblättern kurz zu einem kleinen Gerangel und heftigen Wortwechseln mit einem Häufchen Gegendemonstranten kommt, die eine türkische Fahne schwenken. Die Polizei, die mit fünf Streifenwagen und mehr als einem Dutzend Beamten deutlich Präsenz auf dem Platz zeigt, hat die Situation schnell und mühelos wieder entspannt.

Eine mehrtägige europaweite Aktion hat zur Folge, dass die kurdische Frage an diesem Mittwochnachmittag in Unterschleißheim ankommt. Die etwa 25 pro-kurdischen Demonstranten waren am Morgen in Dachau zu einer sogenannten Friedenswanderung nach München aufgebrochen, auf der sie Station vor dem Rathaus machten. Bei ihrer von den Behörden als "Kundgebung" angekündigten Aktion forderten sie auf Fahnen und Flugblättern unter anderem Freiheit für den in der Türkei inhaftierten Abdullah Öcalan. Der ehemalige PKK-Führer sitzt seit 18 Jahren im Gefängnis.

Die Demo wendet sich auch explizit gegen die AfD und Trump

Bei der Kundgebung sprachen sich die Veranstalter der kurdischen Organisation "Demokratisches Gesellschaftszentrum der Kurdinnen in Deutschland" für einen Dialog und "individuelle Freiheit" aus. Man sei bewusst in Dachau gestartet, sagte ein Sprecher. Weil Dachau mit seinem ehemaligen Konzentrationslager ein "Symbol der nationalsozialistischen Unterdrückung abweichender Meinungen" sei, richte man sich klar "gegen rechte Ideologien". Der Sprecher wandte sich explizit gegen die AfD und die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump und sprach sich für Toleranz und gegenseitige Achtung aus.

Der symbolische Marsch, mit dem die Teilnehmer auf die Situation Öcalans und allgemein der Kurden in der Türkei aufmerksam machen wollen, soll an diesem Donnerstag fortgesetzt werden. Von Unterschleißheim geht es weiter nach München. Dort wollen die Kurden im Landtag eine Dokumentation übergeben. Für Freitag ist eine Abschlusskundgebung vor dem Maximilianeum vorgesehen.

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