Unterschleißheim:Stadträte entsetzt über NS-Aussagen

Unterschleißheim: Eine ebenso mühsame wie gesundheitlich gefährliche Arbeit: Zwangsarbeiterinnen der Lohhofer Flachsröste beim Einsatz in Schrobenhausen.

Eine ebenso mühsame wie gesundheitlich gefährliche Arbeit: Zwangsarbeiterinnen der Lohhofer Flachsröste beim Einsatz in Schrobenhausen.

(Foto: privat)

Vertreter von SPD, Grünen und auch CSU fordern Rücktritt Allweins. Sie erklärt die Debatte für beendet.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Mit zwei kurzen Sätzen hat Lorena Allwein (CSU) am Donnerstagabend im Unterschleißheimer Stadtrat versucht, die Debatte um ihre verbalen Entgleisungen zur geplanten Gedenkstätte für Zwangsarbeiter zu beenden - was allerdings gründlich missglückte. Die SPD prangerte das Verhalten der Stadträtin intensiv an, die Grünen zeigten sich verständnislos und aus den eigenen Reihen kam eine ultimative Aufforderung zum Rücktritt.

Allwein verwies auf ihre schriftliche Entschuldigung, in der sie von einem "Fehler" in ihrer Wortwahl gesprochen hatte, den sie bedauere. "Damit ist das Thema für mich erledigt." CSU-Stadtrat Theo Pregler genügte das nicht. Er sah sich nach eigenen Worten veranlasst, sich "persönlich von den Äußerungen zu distanzieren". Er sei über Allweins Aussagen "zutiefst erschüttert". Das Bekenntnis zur besonderen Verantwortung Deutschlands sei für ihn stets eine Motivation seines politischen Engagements gewesen, sagte Pregler. "Ich kann nicht akzeptieren, dass daran nur der Hauch eines Zweifels entstehen könnte." Die Niederlegung des Mandats durch Allwein sei die einzig angemessene Konsequenz, forderte er. Dass sie sich in ihrer Erklärung für das Verständnis ihrer Fraktion bedankt hatte, wies Pregler von sich: "Ich habe kein Verständnis."

Auch Annegret Harms von der SPD sagte, es sei "nicht verständlich, warum es hier keine Konsequenzen gibt". Die SPD weise Allweins "verunglimpfende und herabwürdigende Worte" aufs Schärfste zurück. Ihre schriftlichen Stellungnahmen seien lediglich "bemühte Umdeutungen" ihrer eindeutigen Entgleisungen. Diese ließen "tief in die ideologische Überzeugung blicken". Mit ihren Äußerungen habe Allwein "Öl auf die Mühlen der Unbelehrbaren gegossen", so Harms. Der Unterschleißheimer Stadtrat habe dadurch Schaden in der Öffentlichkeit genommen. Harms forderte von der CSU eine Erklärung.

Unterschleißheim: Die Unterschleißheimer CSU-Stadt- und Kreisrätin Lorena Allwein hat sich mit Äußerungen zum Gedenken an NS-Zwangsarbeiterinnen Kritik eingehandelt.

Die Unterschleißheimer CSU-Stadt- und Kreisrätin Lorena Allwein hat sich mit Äußerungen zum Gedenken an NS-Zwangsarbeiterinnen Kritik eingehandelt.

(Foto: Claus Schunk)

Deren Ortsvorsitzender Stefan Krimmer beließ es jedoch dabei, die tags zuvor von Allwein abgegebene schriftliche Erklärung zu verlesen. Die CSU-Stadträtin hatte vor zwei Wochen zu den geplanten Gedenkstätten, mit denen an das Leid von Zwangsarbeiterinnen in Lohhof erinnert werden soll, gesagt, es gebe zu viel Erinnerung an den Nationalsozialismus. Auch zu anderen Zeiten seien Menschen gestorben, die Schicksale von NS-Opfern würden "zu sehr gehypt".

"Nicht mehr tragbar"

Jürgen Radtke (Grüne) sagte, man hätte die schriftliche Entschuldigung akzeptieren können, aber Allweins Verhalten vor dem Stadtrat sei endgültig "nicht mehr tragbar". Die Stellungnahme der Öffentlichkeit vorzulegen und erst danach dem Stadtrat und dann zu behaupten, damit sei das Thema erledigt, sei kein Stil. "Dieses Kapitel in unserer Geschichte ist nie für uns erledigt", sagte Radtke. Auch Bürgermeister Christoph Böck (SPD) stellte fest: "Die Chance auf eine wirklich glaubwürdige Entschuldigung haben Sie leider nicht wahrgenommen." Der Stadtrat sei "sehr betroffen".

Allwein hat unterdessen ihre Facebook-Seite deaktiviert. Sie war am Freitag nicht mehr in den Suchergebnissen zu finden. Bereits am Mittwoch hatte sie sämtliche Kommentare zum Thema gelöscht. Direkt nach Bekanntwerden ihrer Äußerungen zur Gedenkstätte hatte es auf ihrer Facebook-Seite eine lebhafte Diskussion gegeben. In dieser versuchte die CSU-Stadträtin den Eindruck zu erwecken, sie sei missverstanden worden. Zugleich wiederholte sie ihre Position.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: