Unterschleißheim:Schulsanierung wird zum Politikum

Unterschleißheim: Die Michael-Ende-Schule an der Raiffeisenstraße ist ein Sanierungsfall und wird für kalkulierte 56 Millionen Euro neu errichtet.

Die Michael-Ende-Schule an der Raiffeisenstraße ist ein Sanierungsfall und wird für kalkulierte 56 Millionen Euro neu errichtet.

(Foto: Sonja Marzoner)

Stadträte können sich nicht zu einem Beschluss über Anbau, Neubau oder Umzug durchringen

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Die Entscheidung über die Zukunft der Michael-Ende-Grundschule an der Raiffeisenstraße in Unterschleißheim gerät zur politischen Grundsatzentscheidung über die Stadtentwicklung. Dass alle drei Varianten zur Erweiterung und Modernisierung der Schule - Anbau, Neubau am bisherigen oder einem anderen Standort - machbar sind, belegt eine jetzt vorgestellte Studie. Aber alle drei haben unterschiedliche Konsequenzen und finden im Stadtrat jeweils ihre Verfechter, sodass derzeit für keine Lösung eine qualifizierte Mehrheit in Sicht ist. Der Bauausschuss des Stadtrats hat die von der Schule dringend erhoffte Grundsatzentscheidung daher auf 2017 verschoben.

Die mehr als 40 Jahre alte einstige "Raiffeisenschule" ist dringend sanierungsbedürftig und zu klein. Gelöst werden könnten beide Probleme mit einer Sanierung des Gebäudes und der Ergänzung um einem Anbau nach Süden. Das war Anfang 2015 schon einmal so geplant, wurde dann aber aus finanziellen Gründen verschoben. Mittlerweile wurden aber zwei konkurrierende Ideen geboren. Südöstlich der bestehenden Schule, zum Münchner Ring hin, könnte auf den aktuellen Freisportanlagen ein kompletter Neubau entstehen. Dann würde das bisherige Schulgebäude in bester Zentrumslage frei und könnte für eine neue Nutzung grundsaniert oder ersetzt werden. Die Grundschule könnte aber auch 500 Meter weiter östlich an den Münchner Ring versetzt werden, neben das Carl-Orff-Gymnasium, und so das dortige Schulzentrum um eine weitere Schulart ergänzen. An der Raiffeisenstraße würde dann das komplette Grundstück frei.

Die Schulleitung hat eindeutig den Wunsch nach einem Neubau auf dem angestammten Grundstück artikuliert. Im Grundschulalter sei "die Standortverlässlichkeit von großer Bedeutung", sagte auch die ehemalige Schulrätin Andrea Lehner, die als externe Beraterin hinzugezogen wurde. Mit dem Kinderhaus auf dem selben Grundstück und dem benachbarten evangelischen Kinderhort sei eine optimale Vernetzung zum Ausbau von Ganztagesangeboten gegeben. In einem gigantischen Schulzentrum am Münchner Ring mit dann rund 2800 Schülern könnten die Grundschüler dagegen "leicht untergehen", warnte sie.

Die SPD im Stadtrat unterstützt diese Sicht. "Wir brauchen die Horte für die kommenden Ganztageskonzepte", sagte ihre Sprecherin Annegret Harms, so könne mit einem Neubau am alten Standort "eine Wohlfühloase" für die Grundschulkinder entstehen. Alle anderen Gruppierungen fanden das aber für zu kurz gesprungen. Wichtiger für die Stadt seien die Konsequenzen aus der Standortfrage. Die CSU etwa hat sich bereits festgelegt und möchte auf dem "Filetgrundstück" an der Raiffeisenstraße betreutes Seniorenwohnen ansiedeln und die Schule ins Schulzentrum verlegen. Deshalb tat Theo Pregler im Ausschuss die Argumente gegen diesen Standort als "nicht zwingend" ab. Lehners Hinweis auf die Standortverlässlichkeit wendete er dahin gehend, dass am Münchner Ring mit einem Schulstandort von der ersten bis zur 13. Klasse wohl die optimale Standortverlässlichkeit gegeben wäre. Die SPD wiederum will der Argumentation der CSU den Wind aus den Segeln nehmen und regt an, für betreutes Wohnen das freiwerdende Bauhofgelände an der Hauptstraße zu verwenden. Für ihn liege daher in der Standortentscheidung "der Fokus einzig auf der idealen Lösung für die Schule und die Kinder", betonte Bürgermeister Christoph Böck (SPD), die Nachfolgefragen würden sich dann lösen lassen.

Freie Bürgerschaft und ÖDP kritisierten bei den Neubauvarianten die leichtfertige Verfügung über Freiraum, der ansonsten anderen Nutzungen offen stehen würde, und signalisierten Sympathie für einen Um- und Ausbau der bestehenden Schule. Erwartet werden je nach Variante Kosten von 20 bis 30 Millionen Euro, wobei der mögliche Gewinn durch eine andere Nutzung des Altbestands nicht gegengerechnet ist.

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