Unterschleißheim:Schüler und Vereine nehmen's sportlich

Die Turnhalle der Fachoberschule in Unterschleißheim dient als Notquartier für Flüchtlinge

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Angemeldet war er für Mittwoch, der erste Schwung von insgesamt 300 Flüchtlingen, die in den nächsten Monaten in der Turnhalle der Fach- und Berufsoberschule Unterschleißheim (FOS/BOS) untergebracht werden sollen. Am frühen Nachmittag allerdings waren die Schutzsuchenden noch nicht einmal im Landratsamt angekommen. Man wisse nicht, ob sie auf einmal oder einzeln kommen, ebenso wenig, wie viele es am ersten Tag seien, erklärte Landratsamtssprecherin Christine Spiegel. Auf der Liste jedenfalls standen 60 Namen, bis Ende der Woche würden es wohl 110 Personen werden, das derzeitige Wochenkontingent, das der Landkreis München unterbringen muss.

Die Scheiben zum Schulhof sind verklebt, um den künftigen Hallenbewohnern zumindest ein Minimum an Privatsphäre zu bieten. In den vergangenen Tagen sind zum Schutz des empfindlichen Hallenbodens Teppichfliesen verlegt worden. Die Betten stehen in Reih und Glied, die Spinde dienen als Trennwandelemente. Auf der Empore stehen Bänke und Tische, hier werden von einem Cateringdienst Frühstück, Mittag- und Abendessen ausgegeben. Laut Liste sind es ausschließlich Männer, die in der Turnhalle unterkommen. Größtenteils stammen sie aus Syrien und Somalia, einzelne aus Nigeria, Eritrea, Afghanistan und dem Senegal. Rund um die Uhr anwesend ist, wie in allen Notunterkünften, auch ein Sicherheitsdienst.

In der Fach- und Berufsoberschule geht man entspannt mit den neuen Nachbarn um. Schulleiter Ulrich Troll hat jedenfalls noch keine besorgten Rückmeldungen von Eltern oder einem der 820 Schüler bekommen. "Wir haben bisher nur den Verlust der Turnhalle zu verarbeiten", sagt er, und das versuche man, kreativ zu überbrücken. In der Aula steht jetzt eine Tischtennisplatte, Theorie wird in den Klassenzimmern gepaukt, und die Sportlehrer grübeln über diverse Möglichkeiten, den Zwölftklässlern genügend Bewegung zu verschaffen. Die elften und 13. Klassen haben ohnehin keinen Sportunterricht. Wie und ob sich die Schulfamilie in die Betreuung der Flüchtlinge einklinkt, da gebe es bislang noch keine tiefschürfenden Überlegungen, so Troll. Normalerweise kümmerten sich Landratsamt und örtliche Helferkreise um Flüchtlinge, denen wolle man nicht ins Handwerk pfuschen. "Wir müssen sehen, wie die Betreuung konkret aussieht, wenn wir dann Ansprechpartner haben, werden wir sicher Kontakt aufnehmen", sagt Troll. Immerhin besucht ein Großteil der Fachoberschüler den sozialen Zweig, wie sich Jugendliche oder Lehrer einbringen könnten, werde man in Absprache mit den zuständigen Instanzen klären.

Der Helferkreis jedenfalls steht, wie Sprecherin Diana Brand betont, in den Startlöchern, um die Flüchtlinge bei Behördengängen und mit Deutschkursen zu unterstützen. "Wir haben 50 bis 60 Leute, die Hilfe zugesagt haben", sagt sie. Noch müsse einiges mit dem Landratsamt geklärt werden, etwa die Frage, wer von den Helfern Zutritt zur Halle bekommt. Derzeit leben 70 Flüchtlinge im Ort, vor allem in zwei Wohnheimen im Gewerbegebiet. Eine weitere Unterkunft für 56 Menschen soll in einigen Wochen in Containern an der Paul-Kulisch-Straße entstehen.

Am stärksten betroffen von der Notunterbringung in der FOS-Turnhalle sind die Unterschleißheimer Volleyballspieler. Denn sie müssen ihr bundesligataugliches Domizil nach einem Jahr Betrieb räumen. Damit sie diese Spielstätte bekamen, die genügend Platz für Zuschauer und die in den Bundesligarichtlinien vorgeschriebenen neun Meter Hallenhöhe aufweist, hat die Stadt Unterschleißheim beim Bau der landkreiseigenen FOS-Turnhalle 4,5 Millionen Euro zugeschossen. Jetzt hat der SV Lohhof erst einmal 15 Spiele absagen müssen. Matthias Kock, Leiter der Volleyballabteilung, nimmt es sportlich. Die Wettkämpfe und das Training von fünf Mannschaften seien in die Halle des Gymnasiums verlagert, "wir rücken jetzt halt alle wieder zusammen, das muss nicht negativ sein".

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