Unterschleißheim:Netzwerkerinnen

Unterschleißheim: Annegret Harms möchte jetzt öfter die Frauenrunde abhalten.

Annegret Harms möchte jetzt öfter die Frauenrunde abhalten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Frauen aus verschiedenen Generationen thematisieren das Thema Gleichberechtigung

Von Anika Stiller, Unterschleißheim

Eine Informatikerin, eine Altenpflegerin, eine Heilpädagogin und die Leiterin eines Nachhilfeinstituts sitzen mit einigen weiteren Frauen an einem langen Tisch in Unterschließheim. Eine in der Runde blieb für ihre Kinder über zehn Jahre zu Hause, eine andere arbeitete Vollzeit, während sie ihren Sohn alleine aufzog. "Ich habe bewusst keine Kinder", sagt wiederum eine andere. 14 Frauen aus Unterschleißheim, Oberschleißheim und Umgebung sind zu dem Treffen ins "Fröhlich's" gekommen. Darunter Uschi Mühlbacher, stellvertretende Vorsitzende der SPD Unterschleißheim, und Stadträtin Annegret Harms (SPD), die ihre Mitbürgerinnen zu diesem Abend des Netzwerkens eingeladen hatten.

Zwei gute Stunden tauschen sie sich über das weit gefasste Thema "Frauen an den Schaltstellen der Gesellschaft - Politik, Pflege, Familie" aus. Jede erzählt vom eigenen Werdegang, ihrem Erlebnis mit der Familie und ihrer Erfahrung, als Frau zu arbeiten - oder auch nicht zu arbeiten.

Ob es für Frauen schwieriger sei, in Führungspositionen zu kommen, ist eine Frage an diesem Abend. "Meiner Meinung nach ist es gut möglich, als Frau Karriere zu machen. Wir haben aber auch starke Vorkämpferinnen gehabt", so der Standpunkt einer Unterschleißheimerin. Das Erlangen der Führungsposition sei wenig problematisch, stimmt ihr eine zu. Das Problem bestehe speziell auch für arbeitende Mütter. "Sobald Kinder da sind, haben Mütter immer ein schlechtes Gewissen." Eine Tischnachbarin erwidert: "Warum brauche ich denn ein schlechtes Gewissen zu haben? Der Vater ist doch auch noch da." Man sehe jetzt auch immer mehr junge Väter mit Kinderwagen, so ein Einwurf.

Ändert sich also etwas? Das Rollenverhältnis zwischen den Geschlechtern habe sich tatsächlich gewandelt, sagt Harms. Das Thema könne bei einem kommenden Treffen diskutiert werden. Diskutiert werden nicht nur die Karrierechancen der Frauen, sondern ebenso die Möglichkeit, als Hausfrau zu Hause zu bleiben. Im Moment bestehe wenig Freiheit, wenn man etwas für seine Rente tun wolle, sagt Harms.

Die Stadträtin initiierte das Frauennetzwerk bereits vor drei Jahren. Das letzte Treffen ist ein Jahr her, nun freuen sie und Mühlbacher sich über viele neue Gesichter in der Runde. An diesem Abend tauschen alle Adressen aus; alle zwei bis drei Monate wollen sie sich in Zukunft treffen. Damit noch möglichst viele Frauen in ihre Gruppe finden - unabhängig von Herkunft, Alter, Beruf, Religions- oder Parteizugehörigkeit - sollen die Treffen an jeweils unterschiedlichen Abenden in der Woche stattfinden. Die Frauen wollen noch über Impfungen sprechen, das Leben für Frauen im Alter ansprechen. Harms möchte eine Freundin einladen, die seit einiger Zeit betreut wohnt, und sie von ihrer Erfahrung mit dieser Wohnform erzählen lassen.

Insgesamt, was die Frau von heute sich wünscht, um sich wohler zu fühlen, möchten sie thematisieren. Und sie wollen auf gesellschaftliche Defizite hinweisen, damit sich auch in Zukunft noch etwas hin zu mehr Gleichberechtigung bewegt. Dass sich für die Frauen bereits eine Menge getan hat, darin sind sich alle einig. Die mit 95 Jahren Älteste in der Runde erzählt, wie sie früher als Frau noch nicht einmal ein Konto eröffnen konnte.

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