Unterschleißheim:Mehr Platz für die Orgeln

Orgelmuseum Unterschleißheim

Obwohl es im Orgelmusuem recht beengt zugeht, veranstaltet Alois Piterna dort regelmäßig Konzerte.

(Foto: Florian Peljak)

Der Musikschulleiter Alois Piterna kann nicht verstehen, dass im Stadtrat die Schließung des von ihm initiierten Museums diskutiert wird. Er wünscht sich einen Neubau, in dem die einzigartige Sammlung historischer Instrumente richtig zur Geltung kommt

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Alois Piterna, dem langjährigen Leiter der Musikschule Unterschleißheim, steht die Entrüstung ins Gesicht geschrieben. Entrüstung darüber, dass die Stadträtinnen Brigitte Huber von den Grünen und Jolanta Wrobl von der ÖDP die Auflösung des Orgelmuseums beantragt haben. Immerhin handelt es sich laut Piterna um die europaweit größte Sammlung funktionstüchtiger Tasteninstrumente, sie umfasst mehr als 200 Konzertorgeln, Combo-Orgeln und Keyboards von 20 Herstellern und dokumentiert die Entwicklung vom 110 Jahre alten Harmonium über Gebläseorgeln bis zur viermanualigen Kavai, der mit 820 Kilogramm Gewicht weltweit größten Konzertorgel.

Seit 1973 sammelt Piterna Tasteninstrumente. Eigentlich ist er Kirchenmusiker, tourte aber später jahrelang als Europa-Organist für den Hersteller Yamaha durch die Lande. So kam er auch zu Raritäten wie einer Originalorgel des berühmten Organisten Franz Lambert. "Die Leute wollten, dass die Orgeln der Nachwelt erhalten bleiben und nicht verscherbelt werden", betont er. 2003 hat Piterna seine Sammlung dann der Stadt Unterschleißheim verkauft, für 74 500 Euro. Nur so sei es möglich gewesen, städtische Räume für ein Orgelmuseum zu bekommen. 2003 wurde es eröffnet, in zwei Räumen im Haus der Vereine. Später zog man ins alte Rathaus in der Bezirksstraße um, 2012 aber musste der Anbau gesperrt werden - wegen Einsturzgefahr. Seither lagert der Großteil der Instrumente in einem Depot, nur 20 Stücke stehen noch im verbliebenen Teil des Museums.

Obwohl es recht beengt zugeht, veranstaltet Piterna hier regelmäßig Konzerte mit Musikschülern. "Dafür machen wir aber keine Werbung, weil wir nur 35 Zuhörerplätze haben", betont er. Deshalb versteht er auch nicht, wie die beiden Stadträtinnen zu den niedrigen Besucherzahlen kommen, mit denen sie ihren Wunsch nach Auflösung der Sammlung untermauern. "Vom ganzen Stadtrat waren 18 Leute noch nie bei einem unseren Konzerte", sagt Piterna. Er schätzt die Zahl der Konzerte im winzigen Orgelmuseum auf 40 im Jahr, mit einem regelmäßig voll besetzten Auditorium.

Auch wie die beiden Stadträtinnen auf die von ihnen kritisierten jährlichen Kosten in Höhe von 30 000 Euro kommen, ist dem Musikschulleiter unklar. "Ich verdiene 341 Euro netto im Monat, der schlechtestbezahlte Musikschulleiter, den ich kenne", fügt er mit einem Grinsen hinzu. Auch die Lagerung der übrigen Instrumente im Depot könne es nicht sein, das sei zu einem Drittel mit Gegenstände aus dem Heimatmuseum, zu einem Drittel mit Orgeln und zu einem weiteren Drittel vom Roten Kreuz belegt. "Die Depotkosten fallen also auch ohne Orgelmuseum an", betont er.

Piterna versteht nicht, dass sich eine Stadt wie Unterschleißheim so schwer mit dem Museum tut. Schließlich gebe es Pläne für einen Museumsneubau an der Stelle des alten Rathauses, in dessen Keller auch Flächen für das Orgelmuseum vorgesehen sind. "Oberschleißheim hat zwei Schlösser und die Flugwerft, Unterschleißheim hat nichts", sagt Piterna. Er verweist auf Orte wie Kulmbach, wo für mehr als vier Millionen Euro ein Gewürzmuseum gebaut worden ist, oder auf Grafenwöhr, wo man ein Elvis-Museum baut, nur weil der Musiker dort als Soldat stationiert war.

Dass nicht mehr externe Besucher in das Orgelmuseum kommen, erklärt Piterna damit, dass es nur aus zwei winzigen, voll gestopften Räumen besteht, die Mittwochnachmittag einige Stunden geöffnet sind. Für die Musikschüler aber ist es ein wichtiger Anlaufpunkt. Hier können sie in Ruhe üben, auf den verschiedensten Instrumenten, eine Discokugel verbreitet ein bisschen Atmosphäre. "Man muss sich etwas einfallen lassen, um die jungen Leute bei der Stange zu halten", sagt Alois Piterna und klingt selbstbewusst dabei. Schließlich heimsen seine Schüler immer wieder Preise bei Wettbewerben ein. Die lebendige Darstellung ist auch Piternas Ziel für das neue Orgelmuseum. Es solle Raum zum Ausprobieren bieten, und auch thematisch hat er sich schon Gedanken gemacht. So kann er sich eine Abteilung über die Geschichte der Volksmusik vorstellen, in Ergänzung zum Heimatmuseum. "Ein Verkauf der Sammlung wäre jedenfalls die schlechteste Option", ist Piterna überzeugt. Abgesehen davon, dass sich die Stadt schwer tun dürfte, Käufer für die Hunderte Kilogramm schweren Instrumente zu finden.

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