Das Schunkeln auf der Bierbank und das Anbandeln über einer Mass - das gehört zur Wiesn dazu. Wenn der Nachbar jedoch einen Schritt zu weit geht und jemanden bedrängt, dann ist das nicht harmlos. "Jeder soll auf der Wiesn Spaß haben, ein Nein muss aber respektiert werden", sagt Birgit Treml von der Hilfseinrichtung Condrobs. Sie und ihr Team gehen zusammen mit weiteren Vereinen aus München mit der Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" gegen Gefahrensituationen auf dem Volksfest vor. Die Aktion besteht bereits seit 2003 auf Initiative der Vereine Amyna, Imma und dem Frauennotruf München. Auch dieses Jahr wurde bereits vor und während des Fests besonders bei Jugendlichen verstärkt aufgeklärt.
Dafür besuchen Sozialarbeiter im Auftrag der Aktion 13 weiterführende Schulen im Landkreis und informieren Jugendliche über Benimmregeln, Gefahren und Selbstschutz auf dem und rund um das Oktoberfest. Mehr als 30 Jugendzentren sind im Münchner Umland beteiligt, die Aktion läuft bis Ende der Wiesnzeit. "Aufgeklärte Menschen wissen sich in Gefahrensituationen besser zu helfen", erklärte Landrat Christoph Göbel. Als Schirmherr war der Landrat am Donnerstag im Carl-Orff-Gymnasium in Unterschleißheim, um dort während der Schulpause mit den Jugendlichen zu sprechen und das Team der Kampagne zu unterstützen.
Die Sozialarbeiter erklären den Jugendlichen vor allem, worauf sie sich bei dem Volksfest einstellen, wovor sie sich in Acht nehmen müssen und ebenso, was sie selbst verschulden könnten: "Wir sprechen in den Klassen auch an, wie man richtig feiern und mit Alkohol umgehen sollte", sagte Treml. "Dabei geht es besonders darum, dadurch auf sich selbst und auf seine Freunde besser aufzupassen." Auch werden sichere Heimwege oder Treffpunkte mit Freunden auf dem Gelände besprochen, damit es erst gar nicht zu brenzligen Situationen kommen kann.
Doch bei der Aufklärungsarbeit des Teams bleibt es letztendlich nicht: Insgesamt 197 Wiesnbesucher haben im vergangenen Jahr Hilfe bei der wichtigsten Anlaufstation der Aktion gesucht - dem Security Point nahe der Bavaria und direkt auf dem Festgelände. Dort können Mädchen und Frauen Zuflucht suchen, die sich unmittelbar in einer Notlage befinden. Dies kann der Fall sein, wenn sie ihre Freunde verloren haben, nicht mehr nach Hause kommen, betrunken sind oder Opfer von Belästigung sowie anderen Straftaten wurden. Ausgebildete Sozialarbeiter sowie Dolmetscher leisten dann erste Hilfe, auch Rechner und Telefone stehen in dem Security Point zur Verfügung.
Dass Festbesucher auf solche Hilfe angewiesen sind, das möchte die Aktion "Sichere Wiesn" allerdings durch Prävention lieber vermeiden. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Jugendlichen und besonders die jungen Mädchen nicht von Vornherein in potenzielle Opferrollen gedrängt werden. Vielmehr soll die Achtsamkeit eines jeden Wiesngängers geschärft werden. "Wir wollen möglichst viele Leute auf der Wiesn haben, die sich für ein respektvolles Miteinander einsetzen", sagte Treml. Ihr Verein Condrobs ist daher auch besonders mit einer Kampagne in der Aktion vertreten: dem "Wiesn Gentleman".
Unter dem Leitspruch "Respekt ist meine Stärke" klären die Jugendsozialarbeiter dabei junge Männer auf, wie sie sich zu verhalten haben und rufen sie auf, Zivilcourage zu zeigen. "Wir möchten die Jungs sensibilisieren, damit auch sie sich für einen respektvollen Umgang einsetzen", sagte Treml. Die Losungen: "Du bleibst immer cool, auch in brenzligen Situationen. Respektlosen Sprüchen erteilst Du eine Absage, auch bei Freunden. Du nutzt die Situation nicht aus, wenn sie betrunken ist. Du nimmst Abstand, wenn sie "Nein" sagt."