Unterschleißheim:Ein Gesicht für die Kirche

Schüler gestalten eine Wand mit dem Bild von Maria Magdalena

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

"Krass", sagt der kleine Junge mit dem Ball unterm Arm, "cool" die Frau mit den beiden kleinen Kindern im Schlepptau. Sie stehen in der knallenden Sonne und betrachten, wie einige Schüler des Carl-Orff-Gymnasiums auf die weiße Wand des Maria-Magdalena-Kirche Stück für Stück Farbe auftragen und der Figur der Namenspatronin Leben einhauchen. Ganz oben auf dem Gerüst schwitzt Kunstlehrer Dirk Meitzner. Er hat die Aktion mit seinem Kunstkurs der Elftklässler umgesetzt. Ihre Aufgabe war es, die "mystische Frau des Christentums, eine der prägnantesten Frauenfiguren außer Maria", darzustellen. Ein interner Wettbewerb ergab: Tessa Schultz ist das mit ihrem Entwurf am besten gelungen ist.

Unterschleißheim: Sprayen in luftiger Höhe: Kunstlehrer Dirk Meitzner und ein Schüler arbeiten unter der sengenden Sonne am Kopf der Heiligen, die die Kirchenwand des Maria-Magdalena-Hauses ziert.

Sprayen in luftiger Höhe: Kunstlehrer Dirk Meitzner und ein Schüler arbeiten unter der sengenden Sonne am Kopf der Heiligen, die die Kirchenwand des Maria-Magdalena-Hauses ziert.

(Foto: Gudrun Passarge/oh)

Die ehemals weiße Wand, von hässlichen Sprayertags verunziert, sollte wieder weiß gestrichen werden. Doch stattdessen wird die Namensgeberin der Kirche jetzt hier die Leute anschauen, die zahlreich vorbeilaufen. Pfarrerin Patricia Hermann begrüßt die bunte Wandgestaltung. Vorher habe man von der Seite gar nicht bemerkt, dass hier eine evangelische Kirche stehe, sagt sie. Überhaupt erschien Maria Magdalena bisher nur im Namen der Kirche. Die Pfarrerin hat immerhin schon das Frühlingsfest in Maria-Magdalena-Fest umbenannt. Hermann erinnert daran, dass es Maria Magdalena ist, der Jesus als erstes nach seiner Auferstehung erscheint. Sie nennt ihn ihren Meister, ihren Lehrer. "Sie war beauftragt, diese Lehren weiterzugeben", sagt die Pfarrerin. Deshalb passe der Name der Kirche gut und das Bildnis macht es auch nach außen deutlich. Durch die starke Facettierung wirkt die Darstellung fast wie ein Glasmosaik, was Tessa Schultz durchaus beabsichtigt hat. Sie habe die zunächst braunen Haare noch etwas ins Rötliche verändert, erzählt sie. Denn, sagt Meitzner, Maria Magdalena sei in der Ikonostase "die klassisch Rothaarige, die sündige Frau, die sich für das spirituelle Leben entscheidet". Die Schüler, die an diesem Nachmittag beim Sprühen helfen, machen das freiwillig. Wie auch am Abend zuvor, als sie mit dem Tageslichtprojektor das Bild an die Wand geworfen haben, um es nachzuzeichnen. Alles in allem, sagt Kunstlehrer Meitzner, koste das Projekt etwa 500 Euro. Sein Urteil: "Große Kunst für wenig Geld."

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