Bürgerhaushalt Unterschleißheim:Bienenfreundliche Wiesen und neue Sportgeräte

Kurz vor Sonnenuntergang am Unterschleißheimer See

So schön kann es bei Sonnenuntergang am Unterschleißheimer See sein: Jetzt sollen auch die Sanitäranlagen schön werden.

(Foto: Florian Peljak)

Mehr als 600 Bürger reichen online Vorschläge für den Bürgerhaushalt ein - die Stadt macht sich an die Umsetzung der Projekte.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Im Valentinspark wird es bald Freiluft-Sportgeräte geben, am Unterschleißheimer See werden die Sanitäranlagen aufgepeppt und im Waldfriedhof wird bei den Feldern der Baumbestattungen eine Ruhebank aufgestellt.

Entschieden haben das "motzepeter" und "Pepsi", "Stern7777" und der "Bratwurstsepp".

Insgesamt 663 Unterschleißheimer haben sich heuer an der Erstellung des Bürgerhaushaltes beteiligt und mit ihren Vorschlägen im Netz 100 000 Euro verteilt, die der Stadtrat zur freien Verfügung gestellt hatte. 107 Vorschläge wurden gemacht, die Bürger selbst haben dann eine Rangliste gewählt, deren Umsetzung der "Top 20" vom Hauptausschuss des Stadtrats nun einstimmig genehmigt wurde.

Das beliebteste Projekt, das sich die Unterschleißheimer gewünscht haben, war dabei die "bienenfreundliche Bepflanzung statt langweiliger Büsche", die "elisabeth95" gefordert hatte. Hierfür wird nicht mal das Budget des Bürgerhaushalts belastet, weil die Stadtverwaltung die Zuständigkeit übernommen hat. "Wo es möglich ist, eine Bepflanzung in Einklang mit dem geltenden Bebauungsplan zu bringen, wird dieses Ziel einer bienenfreundlichen Bepflanzung umgesetzt", versprach die Rathausverwaltung den Bürgern.

Neue Sanitäranlagen am See

Richtig Geld in die Hand genommen wird aber am Unterschleißheimer See. Zwei Bürger haben fast gleichlautend vorgeschlagen, die Sanitäranlagen zu erneuern und zu erweitern. "Die bestehenden Toiletten sind mehr als widerlich", hatte sich einer echauffiert. Zuständig ist hier eigentlich der Landkreis, aber die Stadtverwaltung hat zugesagt, notfalls das nötige Geld aus dem Bürgerhaushalt zuzuschießen.

Im Valentinspark werden drei neue Bäume gepflanzt, die den Kinderspielplätzen Schatten spenden sollen. "Beide Spielplätze verfügen über keinerlei Sonnenschutzvorrichtungen und können daher im Sommer leider nur sehr eingeschränkt von Familien genutzt werden", hat eine Unterschleißheimerin beklagt. Drei Großbäume werden nun umgepflanzt. Kostenpunkt etwa 25 000 Euro.

Im gesamten Stadtgebiet, zunächst im Valentinspark, werden Sportgeräte aufgestellt, "um der alternden Gesellschaft die Möglichkeit zu geben, sich an frischer Luft körperlich zu ertüchtigen", wie "Die Bauers" angeregt haben. Die Idee fand große Resonanz. "Zusätzliche Möglichkeiten zur körperlichen Ertüchtigung wären einfach nur toll", war eine der Reaktionen im Netz auf den Vorschlag. Das Rathaus hatte solche Pläne schon mal durchgerechnet und dafür ein Kostenvolumen von 160 000 Euro ermittelt. Weil das den Bürgerhaushalt sprengen würde, entschied der Ausschuss pragmatisch, 2018 zunächst 30 000 Euro einzusetzen und im Erfolgsfall in den Folgejahren weiter zu investieren.

Und der Stadtrat lässt sich vom Bürgerwillen auch überstimmen. Ein User hatte Pfandringe an Mülleimern vorgeschlagen, "um Pfandsammlern das Wühlen in Mülleimern zu ersparen". Diese Idee habe man früher schon verworfen, informierte die Stadtverwaltung, da andernorts "schlechte Erfahrungen" gemeldet worden sind. Dennoch wird dem Bürger-Votum, das die Idee auf Platz 13 des Rankings gewählt hatte, Genüge getan und zunächst an den vier belebtesten Plätzen getestet.

Flohmärkte auf dem Volksfestplatz

Die zahlreichen Wünsche zur Verbesserung des Busverkehrs können von der Stadt auch beim besten Willen lediglich an das Landratsamt und den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund weitergeleitet werden. Der Wunsch nach regelmäßigen Flohmärkten auf dem Volksfestplatz wird an einen städtischen Ausschuss überwiesen, da hier Rechtsfragen zu klären sind und finanzielle Folgekosten im Raum stehen. Ebenso wird die Anregung auf Verkehrsberuhigung der Landshuter Straße in den Gremien behandelt.

Problemlos umgesetzt werden eine öffentliche Fahrradpumpstation, Ruhebänke im Waldfriedhof, ein Warnschild am See im Valentinspark, Tiere nicht zu füttern, oder ein schwarzes Brett für Tauschgeschäfte im Rathaus. Der im Bürgerhaushalt wiederholt vorgebrachte Wunsch nach einer kommunalen Verkehrsüberwachung wurde mittlerweile vom Stadtrat schon beschlossen. Und dann wird es noch den Einstieg in das Projekt "Gemeinsam für unsere Umwelt" geben, das ein Bürger initiiert hat. Die Stadt will dank seiner vielfältigen Anregungen Insektenhotels und Infotafeln aufstellen und einen Informationstag zur Biodiversität im eigenen Garten initiieren.

Über die Resonanz von 107 Vorschlägen und 1870 Interaktionen zeigte sich die Verwaltung begeistert. Zehn Unterschleißheimer, die nicht online aktiv sind, seien sogar im Rathaus vorstellig geworden, um ihre Vorschläge analog abzugeben. Nicht teilen wollte die Begeisterung im Ausschuss Manfred Riederle (FDP).

633 registrierte Teilnehmer seien angesichts von 30 000 Einwohnern "keine Zahl, über die wir glücklich sein könnten". Die Öffentlichkeitsarbeit soll intensiviert, das Verfahren fortgesetzt werden.

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