Die Kunstandacht als bildungsbürgerliches Ritual verdichtet sich hierzulande wohl nirgends so anschaulich wie beim Opernbesuch. Angemessene Gewandung, das Einhalten gewisser Etikette, ein kultivierter Habitus gehören schon dazu, wenn man große, theatralische Gefühle im Musentempel konsumiert, die man eventuell daheim in der sanierten Altbauwohnung nicht so oft hat. Ergriffen lauschen, vielleicht das Opernglas zücken, ein selbstgewisses "Bravo" hineinrufen, das geht. Flüstern, rascheln, seufzen, sich emotional mitreißen lassen, gar mitsingen - das geht gar nicht. Und in gewissen Kreisen sollte man natürlich auch noch gescheit über Musik und Inszenierung zu parlieren verstehen. Besonders böse-ironisch hat das Helmut Dietl in seiner ersten "Monaco Franze"-Folge dargestellt, wo er das distinguierte Münchner Opernpublikum genial aufs Korn nimmt.
Dass es anders geht, will die Opernband "The Cast" am Samstag, 24. Juni, im Bürgerhaus Unterschleißheim zeigen. Hier gehört eine gewisses Regellosigkeit zum Programm. Die sechs jungen Vokalartisten aus Neuseeland, Kanada, den USA und Deutschland präsentieren klassische Musik so, wie sie einmal war: aufregend, mitreißend, ein wenig ironisch, erfrischend und nicht zuletzt sinnlich. The Cast inszeniert die alten Werke mit Charme, frischen Ideen, geschulten Opernstimmen und entfernt den steifen, formellen Rahmen, der klassische Musik normalerweise umgibt. So soll sich hohes musikalisches Niveau mit der Atmosphäre eines Popkonzerts verbinden. Ob bekannte Arien, Duette oder Chöre aus Oper und Operette - Mitklatschen, Zwischenrufe oder Mitsummen ist ausdrücklich erlaubt. Die Zuschauer sollen so Teil des Konzerts, Teil der Atmosphäre, Teil der Leidenschaft für Musik werden.
Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es im Ticket Shop Unterschleißheim (089/310 09 200), unter ticketshop@ush.bayern.de oder www.muenchenticket.de sowie an der Abendkasse.