Unterhaching:Ungelöster Fall

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Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer. (Foto: Claus Schunk)

Bei der Unterhachinger Bürgerversammlung geht es wieder um die Massenerkrankung in zwei Kindergärten. Experten aus dem Landratsamt versuchen zu erklären, warum die Suche nach dem Erreger ergebnislos bleibt

Von Iris Hilberth, Unterhaching

54 Kinder hatten heftigen Brechdurchfall und auch sechs Wochen nach den plötzlichen massenhaften Krankheitsfällen in zwei Unterhachinger Kindergärten hat keiner eine Ahnung, woran das lag. "Es gibt keinen Befund, dass im Essen etwas schlecht war", sagte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend im Kubiz. Inzwischen hat die Gemeinde dennoch dem Caterer gekündigt. Doch war dem Rathauschef völlig klar, dass sich die Eltern aus den "Kindergärten "Sternschnuppe" und "Villa Farbenfroh" mit dieser Mitteilung, dass "keine Ursache gefunden" wurde, nicht zufriedengeben würden. Das kann doch nicht sein, finden die Eltern, deren Kinder sich ein bis zwei Stunden nach dem Mittagessen am 9. April ununterbrochen übergeben mussten und teilweise sogar im Krankenhaus behandelt wurden. "Wurde überhaupt nach dem Richtigen gesucht?", wollte ein Vater wissen.

Panzer war an diesem Abend sichtlich erleichtert, dass er die Fachleute aus dem Landratsamt an seiner Seite wusste, die sich den Fragen der Unterhachinger Bürger zu diesen Vorfällen und den gefühlt recht lange dauerenden Untersuchungen stellten. Man merkt dem Bürgermeister an, wie unbehaglich ihm dieses Ergebnis ohne wirkliches Resultat ist, wie viel wohler ihm gewesen wäre, eine Ursache benennen zu können. So war Panzer auch froh, dass Alfred Gaßner, in der Behörde für den Verbraucherschutz zuständig, und Gerhard Schmid, der Leiter des Gesundheitsamt, bestätigten, dass der von den Eltern eingeforderte schriftliche Abschlussbericht tatsächlich noch nicht vorliegt.

Doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass selbst durch umfangreiche Untersuchungen kein plausibler Zusammenhang zwischen dem Essen und den Erkrankungen hergestellt werden konnte, wie Gesundheitsamtschef Schmid bei der Bürgerversammlung bestätigte, "es ist völlig offen, ich weiß es nicht", sagte er. Seine Abteilung sei zunächst der Frage nachgegangen, ob eine Lebensmittelinfektion oder eine Lebensmittelintoxikation Ursache sein könnte. Bei einer Infektion würden die Krankheitserreger von dem Lebensmittel auf den Menschen übergehen und können dann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden. "In solch einem Fall hätte man die Kindergärten schließen müssen", so Schmid. Hier habe man aber die klassische Situation einer Intoxikation vorgefunden, nämlich dass viele Personen schlagartig erkranken, ein bis zwei Stunden nachdem sie dasselbe Lebensmittel zu sich genommen haben. "Nur konnten wir die Intoxikation nicht naturwissenschaftlich beweisen", sagte der Leiter des Gesundheitsamts.

Auch Gaßner von der Verbraucherschutz-Abteilung des Landratsamt bezeichnete es als "unbefriedigend", dass keine Ursache gefunden wurde. "Wir haben schnell Proben in den Kindergärten und bei dem Unternehmen genommen und vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit untersuchen lassen", erläutert er die Vorgehensweise seiner Behörde. Als man in den ersten Proben nichts gefunden hatte, "haben wir weitergesucht, das waren wir den Kindern und Eltern schuldig", sagte er in Unterhaching. Man sei allen Gedanken nachgegangen, habe die Sache nicht gleich zu den Akten gelegt, sondern eine lange Kette an Untersuchungen veranlasst. So seien erneut Proben bei dem Lieferanten genommen und auch Kindergärten untersucht worden, die nicht betroffen waren. "Es gibt manchmal Dinge, die sich trotz der hochtechnologisierten Welt nicht aufklären lassen", räumte er ein.

Für den Caterer bedeutete das nun trotzdem das Aus. Derzeit wird das Essen von der kurzfristig eingesprungenen Firma Diepold geliefert, was jedoch nur eine Übergangslösung darstellt. Der Gemeinderat hat inzwischen beschlossen, das Catering für sämtliche gemeindlichen Kindergärten neu auszuschreiben. Da dies aber europaweit geschehen muss, wird es erst vom kommenden Jahr an einen neuen Lieferanten geben. Zudem hat sich das Rathaus nun alle E-Mail-Adressen der Eltern geben lassen, um in solchen Fällen schneller informieren zu können.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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