Unterhaching:Mit Baldrian auf der Palme

Unterhaching, Ottobrunner Straße, St. Korbinian, Fußgängerübergang gewünscht,

Vor allem ältere Menschen wünschen sich einen sicheren Übergang an der Ottobrunner Straße.

(Foto: Angelika Bardehle)

Weil Baufirmen fast doppelt so viel verlangen wie zunächst veranschlagt, wird die versprochene Verkehrsinsel an der Ottobrunner Straße in Unterhaching vorerst nicht gebaut. CSU-Fraktionschef Raiser ist empört

Von Michael Morosow, Unterhaching

Eine "Riesen-Riesen-Enttäuschung" sei dies für die alten Menschen, legt CSU-Fraktionsführer Richard Raiser am Tag nach der Sitzung des Unterhachinger Bauausschusses nach. Dabei war ihm offiziell eröffnet worden, was er schon vor der Sitzung wusste: Die von ihm mehrmals angemahnte Querungshilfe an der Ottobrunner Straße, in Höhe der St.-Korbinian-Kirche, wird nicht wie zugesagt im Oktober errichtet werden.

Grund für die Verzögerung ist der Preis. Statt der veranschlagten 110 000 Euro, die der Landkreis übernehmen würde, liegt die neue Kostenschätzung um 80 Prozent darüber, worauf die Behörde am Mariahilfplatz klar signalisierte: zu teuer. Die exorbitante Kostenmehrung ist offenbar dem regen Straßenbau in München und Umgebung geschuldet. Mit vollen Auftragsbüchern in der Tasche haben die Straßenbaufirmen ihre Preisvorstellungen deutlich nach oben geschraubt.

Die unschöne Botschaft brachte Raiser regelrecht auf die Palme. Er habe drei Baldrian-Tabletten genommen, sagte der CSU-Mann, nachdem Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) ihm mit der nicht ernst gemeinten Aufforderung "Haltet ihn lieber fest, damit er nicht an die Decke springt!" das Rederecht erteilte. Raiser blieb an seinem Sessel haften, ereiferte sich aber dennoch in von ihm nicht gewohnter Schärfe über das "beschämende Trauerspiel", das sich hinziehe - "fast wie beim Flughafen Berlin".

Bereits im August 2015 sei diese Verkehrsinsel genehmigt worden, "in dieser Zeit bauen sie woanders eine ganze Siedlung", giftete der CSU-Fraktionsführer und erinnerte den Bürgermeister und das Gremium an die Gefahren für die Senioren bei der Überquerung der Ottobrunner Straße, gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit. Auch Landrat Christoph Göbel habe er bereits "deutliche Worte" zukommen lassen, sagte Raiser.

Die Ankündigung der Verwaltung, eine neue Ausschreibung für die Querungshilfe noch im Herbst zu starten, wenn die Straßenbaufirmen keine vollen Auftragsbücher mehr haben, konnte ein wenig zur Beruhigung Raisers beitragen. Dass er aber ganz sicher in dieser Angelegenheit am Ball bleiben werde, kündigte er bereits mit dem unvollendeten Satz an: "Wenn es im Frühjahr immer noch nichts damit geworden ist . . ."

Was er dann zu tun gedenke, ließ Raiser zwar offen, aber zu welchen Mitteln die "frustrierten, enttäuschten und wütenden" Senioren gerne greifen würden, sagte er der SZ: Eine Frau habe zu ihm nach der weiteren Verschiebung des Bautermins gesagt: "Warum keine Demonstration mit dem Gehwagen vor dem Rathaus?"

Es habe sich bei den älteren Menschen Resignation breitgemacht, weil es nicht das erste Mal sei, dass die von ihnen seit langem geforderte Verkehrsinsel "hinten runterfällt". Die Leute seien überzeugt gewesen, im Oktober den sicheren Übergang zu bekommen, zumal das auch im Gemeindejournal Dahoam in Unterhaching fest versprochen worden sei. Und auch im Aushang der Pfarrei Sankt Korbinian hätten die älteren Menschen das lesen können.

Am Donnerstag wirkte der Gemeinderat schon ein wenig entspannter. Ganz sicher sei er sich zwar nach wie vor nicht, aber er sei jetzt sehr zuversichtlich, dass es beim nächsten Mal klappen werde, zumal Bürgermeister-Referent Simon Hötzl und das Bauamt ihm das zugesichert hätten, sagte Raiser.

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