Unterhaching:Gespür für geistliche Räume

Die Pläne für das neue evangelische Gemeindezentrum gefallen Pfarrerin Christiane Ballhorn. Für die Finanzierung des 3,6 Millionen Euro teuren Bauwerks bittet sie die Gläubigen, Sponsoringgruppen zu bilden

Von Christina Jackson, Unterhaching

Klosterleben trifft moderne Architektur: Die Pläne zum neuen Gemeindezentrum an der Unterhachinger Parkstraße haben Pfarrerin Christiane Ballhorn überzeugt. "Der Architekt hat ein Gespür für geistliche Räume bewiesen." Mit dem Neubeginn an der Parkstraße endet zugleich eine Ära an der Von-Stauffenberg-Straße. Das Bonhoeffer-Haus beheimatet künftig einen Kindergarten. Die evangelisch-lutherische Gemeinde speckt mit der Errichtung des neuen Gebäudes ihre übrigen Immobilien im Ort ab. Sie gibt zwei Standorte auf: das Gemeindezentrum im Fasanenpark und das Bonhoeffer-Haus in der Grünau.

Letzteres kauft die Gemeinde Unterhaching für 990 000 Euro. Geld, das die Kirche dringend braucht. Für das Bauprojekt an der Parkstraße sind 3,6 Millionen Euro veranschlagt. Davon tragen die Kirchengemeinde, der Dekanatsbezirk und das Landeskirchenamt jeweils ein Drittel. Rund 250 000 Euro rechnete Pfarrerin Ballhorn vor, müsse ihre Gemeinde noch sammeln, um die 1,2 Millionen Euro aufzubringen. Bei rund 3400 Mitgliedern keine leichte Aufgabe. Ein Grund, warum sie an die Gläubigen appellierte, Sponsoring-Gruppen zu bilden. Strick-Aktionen stehen ebenso auf ihrer Agenda wie die Publikation eines Kochbuchs. "Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Wir sind für jede Anregung dankbar." Nach ihrer Erfahrung sei es für Kirchen besonders schwer, Firmen für Spendenaktionen zu gewinnen. Trotzdem bat sie um Hilfe bei der Kontaktaufnahme zu örtlichen Gewerbetreibenden.

Unterhaching, Gottesdienst zur Entwidmung/Aufgabe des Bonhoefferhauses

Das Bonhoeffer-Haus in Unterhaching ist mit einem Gottesdienst entwidmet worden.

(Foto: Angelika Bardehle)

Elf Architekten hatten sich am Wettbewerb um das Bauprojekt beteiligt. Den Zuschlag erhielt das Münchner Büro Goldbrunner und Hrycyk. Der Gebäudekomplex umspannt nach ihrem Entwurf die Heilandskirche und bindet das Gotteshaus mit einem offenen Vordach in das Bauensemble ein. Der 155 Quadratmeter große Gemeindesaal ist mit einer großen Glasfront zum Innenhof ausgerichtet. Die Fensterscheiben lassen sich im Sommer vollständig öffnen, so dass sich Hof und Haus zu einem gemeinsamen Raum verwandeln. Im Saal befindet sich eine mobile Trennwand, die eine Aufteilung in einen 110 und 45 Quadratmeter großen Bereich zulässt. Der l-förmige Gebäudekomplex beheimatet auch zwei Wohnungen mit jeweils 65 Quadratmetern sowie eine Pfarrwohnung mit 140 Quadratmetern.

Auf dem Flachdach befindet sich außerdem eine große Terrasse, die insbesondere für die Gruppenteilnehmer der Gemeinde vorgesehen ist. Schon im Vorgespräch mit den Architekten, die am Wettbewerb teilnahmen, bewies Pfarrerin Ballhorn einen guten Riecher. Sie war in der Diskussion auf einen jungen Bauplaner aufmerksam geworden, der ihre Vorstellungen von einem gelungenen geistlichen Zentrum besonders gut verstanden hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wettbewerbsteilnehmer noch anonymisiert. Die Kirchenvertreter konnten also nicht feststellen oder beeinflussen, wer den Zuschlag erhält. Ein Gremium aus jeweils fünf Sach- und Fachpreisrichtern entschied sich schließlich für das Büro Goldbrunner und Hrycyk.

Unterhaching, Gottesdienst zur Entwidmung/Aufgabe des Bonhoefferhauses

Seit Anfang der Achtzigerjahre wurde das Bonhoeffer-Haus von der evangelisch-lutherischen Gemeinde genutzt.

(Foto: Angelika Bardehle)

Pfarrerin Ballhorn: "Ich war schon damals überrascht, wie viel Ahnung diese jungen Architekten von geistlichen Gebäuden bewiesen". Das Bauprojekt vereine die klösterliche Atmosphäre mit modernen Einflüssen. Insbesondere der überdachte Weg von der Kirche zum Gemeindesaal verkörpere die Offenheit des Raums. Besonders angetan zeigte sich Ballhorn auch von der exzellenten Wärmedämmung des Passivhauses mit Holzmassivwänden und -verschalung. Nach der aktuellen Planung soll das Gemeindezentrum an die Geothermie angeschlossen werden.

Als Mitglied des Kirchenvorstands begleitet Architektin Susanne Schweizer das Bauprojekt rund um die Heilandskirche. Gleichzeitig ist sie verantwortlich für die Zukunft des Bonhoeffer-Hauses. Die Bauamtsmitarbeiterin plant den Umbau der Immobilie zur Nutzung durch den Kindergarten Sonnenbogen. Die beiden Gruppen der Einrichtung sollen bereits 2017, spätestens 2018 einziehen. Bis dahin muss die Gemeinde Unterhaching noch für den Umbau des Sanitärbereichs, die Installation einer Küche und die Fluchtwegeplanung sorgen. Schweizer: "Das sind keine allzu aufwendigen Arbeiten, weshalb wir rasch für einen Einzug sorgen können". Zu den Kosten konnte sie noch nichts sagen. Nur so viel: Sie werden angesichts der überschaubaren Umbaumaßnahmen keine Kostengrenzen sprengen. Ob der Name Bonhoeffer an diesem Standort erhalten bleibt, ist noch offen. Fest steht aber, dass ihn die Kirchengemeinde in ihrem neuen Domizil würdigen will. Ballhorn: "Wir werden zumindest einen Saal nach ihm benennen." Davor steht der Pfarrerin jedoch ein schwerer Abschied bevor. Seit Anfang der Achtzigerjahre nutzte ihre Kirchengemeinde das Bonhoeffer-Haus. Eine Zeitspanne, der nun auch mit Entwidmung des Gebäudes gedacht wurde. Im Rahmen des Abschiedsgottesdiensts, der am Sonntag gefeiert wurde, trug die Pfarrerin zusammen mit den Gläubigen den Altarkranz, die Abendmahlsgeräte sowie die Taufschale aus dem Bonhoeffer-Haus. Sie kommen nun in die Sakristei, bis der Umzug voraussichtlich im Jahr 2019 erfolgt.

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