Unterhaching:Spielvereinigung will Stadion selbst betreiben

Unterhaching: Vor leeren Rängen müssen die Spieler der SpVgg Unterhaching in der dritten Fußball-Liga spielen. Die marode Osttribüne ist seit Saisonbeginn für Zuschauer gesperrt.

Vor leeren Rängen müssen die Spieler der SpVgg Unterhaching in der dritten Fußball-Liga spielen. Die marode Osttribüne ist seit Saisonbeginn für Zuschauer gesperrt.

(Foto: Claus Schunk)

Der Fußball-Drittligist Unterhaching will das Stadion am Sportpark künftig selbst unterhalten. Die Gemeinde soll aber vorher die gesperrte Osttribüne sanieren.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Bis zum zehnten Spieltag wollte Manfred Schwabl nicht auf die Tabelle schauen. Nun sind elf Runden in der dritten Fußball-Liga absolviert und der Präsident der Spielvereinigung (SpVgg) Unterhaching dürfte sich schon mal den ein oder anderen Blick auf die Rangliste gegönnt haben. Denn es sieht gut aus für den Liga-Neuling auf Rang fünf: Haching liegt gerade mal fünf Punkte hinter den Aufstiegsplätzen. Es geht also weiterhin aufwärts, was auch bitter nötig ist, schließlich gilt die dritte Liga als mittelfristig kaum finanzierbar - wegen der immensen Aufwendungen, die ein Verein zu tragen hat bei gleichzeitig überschaubaren Einnahmen, etwa durch Fernsehübertragungen.

In den nächsten fünf Jahren will der Klub in der zweiten Liga sein

Klubpräsident Schwabl, 51, sagt klipp und klar: "Wir müssen in drei bis spätestens fünf Jahren in der zweiten Liga sein. Ob wir das sportlich packen, ist die eine Sache. Die andere ist, dass wir jetzt die entsprechende Infrastruktur schaffen. Wenn wir das nicht tun, kann ich gleich aufhören hier, dann gehe ich lieber wandern."

Und so versucht der Vorstand, seinen Klub zukunftssicher zu machen, indem er sich zunächst mal mit der Stadionfrage auseinandersetzt. Aktuell zahlt die SpVgg einen überschaubaren Pachtbetrag an den Eigentümer des Sportparks, die Gemeinde Unterhaching. Dafür ist die Kommune für Instandhaltung und Rasenpflege zuständig, kann aber auch selbst entscheiden, welche Maßnahmen welche Priorität bekommen. Weil man aktuell andere Projekte in Unterhaching als dringlicher einstuft, wurde etwa die Sanierung der maroden Osttribüne auf frühestens 2020 verschoben. Sie ist wegen Rissen zwischen den einzelnen Stufen seit Saisonbeginn für Zuschauer gesperrt.

Der mögliche Sponsor äußert Wünsche

Andererseits versucht Schwabl gerade, endlich einen neuen Hauptsponsor für den Verein an Land zu ziehen, unter anderem verhandelt er mit einem schweizerischen Cashback-Unternehmen ("Weeconomy") und hat sich im Zuge dieser Gespräche schon mal vom Gemeinderat grünes Licht geben lassen für eine eventuelle Umbenennung des Sportparks in "Wee-Arena am Sportpark". Allerdings hat Schwabl bei den Verhandlungen keine optimalen Argumente, angesichts eines Stadions, das im Fernsehen ständig aussieht als wäre es total leer, weil man dort immer nur die gesperrte Tribüne einblendet. Zudem soll die moderne Cashback-Firma einige Ideen eingebracht haben, die sich nur in einer modernisierten Spielstätte verwirklichen lassen, etwa Drehkreuze am Eingang und bargeldloses Bezahlen an den Kiosken.

Schwabl strebt nun eine schnelle Lösung für das allseitige Dilemma an: Da womöglich noch in diesem Jahr die Lizenzspielerabteilung aus dem Verein ausgegliedert und eine Kapitalgesellschaft gegründet wird, müsste sowieso der Pachtvertrag mit der Gemeinde überarbeitet werden. Schwabl will, dass der Verein das Stadion künftig selbst betreibt, mit allen Rechten, aber auch Pflichten. Vorstellbar wäre etwa eine Vereinbarung auf der Basis des Erbbaurechts, auf 30 bis 50 Jahre. Die Gemeinde hätte künftig keine Unterhaltskosten mehr zu tragen, erhielte sogar einen angemessenen Erbbauzins. Allerdings würde der Verein in diesem Fall als Gegenleistung verlangen, dass die Kommune eine rasche Sanierung der Osttribüne noch selbst trägt. Außerdem will Schwabl die Erlaubnis, dass die SpVgg das Verwaltungsgebäude um eine Etage aufstocken und die beiden Ecken im Süden des Stadions schließen darf, Letzteres vor allem aus Gründen des Lärmschutzes. Die neu gewonnenen Flächen in der Geschäftsstelle könne die SpVgg auf diverse Arten nutzen. Vorstellbar sei etwa, die Räume für Veranstaltungen zu vermieten, um Einnahmen zu generieren. Andererseits könnte man dort auch gemeindlichen Bedürfnissen entsprechen, also etwa einen Hort oder Teile der Mittagsbetreuung für die benachbarte Schule einrichten.

"Mir ist auch klar, dass es andere Aufgaben in der Gemeinde gibt, als bezahlten Fußball zu fördern", sagt Schwabl, deshalb biete sein Modell für alle Seiten nur Vorteile. Man dürfe ja auch nicht vergessen, dass der Verein noch immer ein Aushängeschild für Unterhaching sei und zudem nach einem Paradigmenwechsel weg vom reinen Leistungssport seit einigen Jahren jedem einheimischen Kind wieder die Möglichkeit biete, bei der SpVgg Fußball zu spielen. "In unserem Kids-Club spielen 150 Unterhachinger Kinder", betont Schwabl.

Die Gemeinde hält sich bedeckt

Bei der Gemeinde hält man sich vorerst bedeckt. Rathaussprecher Simon Hötzl lässt sich keine klare Aussage zu Schwabls Vorstoß entlocken. Nur so viel: Man stehe eigentlich zu dem Zeitplan, wonach eine Sanierung des Sportparks erst 2020/2021 auf der Agenda stehe. "Aber wenn es andere zeitnähere Lösungen gibt, die beiden Vertragsparteien zum Vorteil gereichen, sind wir offen für Gespräche."

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