Warten auf die Familie:Ein Traum wird wahr

Warten auf die Familie: Zwei Jahre hat Amal ihre Schwestern und ihre Eltern nicht mehr von Angesicht zu Angesicht gesehen. Jetzt dürfen sie endlich aus Griechenland nach Deutschland kommen.

Zwei Jahre hat Amal ihre Schwestern und ihre Eltern nicht mehr von Angesicht zu Angesicht gesehen. Jetzt dürfen sie endlich aus Griechenland nach Deutschland kommen.

(Foto: Claus Schunk)

Die 16-jährige Amal aus Syrien sieht ihre Eltern und ihre Schwestern nach zwei Jahren wieder.

Von Christina Hertel, Unterhaching

Endlich. Für Amal hat das Warten auf ihre Familie bald ein Ende. Das Mädchen aus Syrien flüchtete vor zwei Jahren nach Deutschland. Damals war sie 14. Seitdem hat sie ihre Mutter, ihren Vater und ihre beiden Schwestern nicht mehr gesehen. Sie saßen in Athen fest und kamen von dort nicht weiter. Doch nun hat die Familie die Erlaubnis bekommen, nach Deutschland einzureisen. In knapp zwei Wochen am Dienstag soll ihr Flugzeug in München landen.

"Es ist sehr gut. Perfekt. So schön", sagt Amal, die inzwischen 16 ist, und klingt dabei, als könnte sie das Ganze selbst noch nicht glauben. Zwei Jahre lang hat sie ihre Familie nicht gesehen. Zwischenzeitlich wollte sie schon die Koffer packen und sich von Unterhaching auf den Weg nach Athen machen. Amals Eltern hatten sie mit Onkel und Tante vorgeschickt, weil für die ganze Familie das Geld zur Flucht nicht reichte. Doch als Vater, Mutter und die beiden Schwestern folgen wollten, war der Weg über den Balkan versperrt. Nach EU-Recht hätte die Familie zu ihrer Tochter gebracht werden müssen. Doch nichts passierte - bis Dienstag.

"Ich hatte einen Traum, dass meine Familie hier in Deutschland ist", erzählt Amal. Und auch ihre Mutter bekam ein kleines Zeichen. "Nach einer arabischen Tradition sagt Kaffeesatz die Zukunft voraus. Meine Mutter glaubt daran." Am Dienstagmorgen habe die Mutter ein Flugzeug gesehen und sich dann gleich auf den Weg gemacht - zu einem Aushang in Athen, auf dem die Namen der Familien veröffentlicht werden, die als nächstes nach Deutschland dürfen. Diesmal war ihr Name dabei.

Warum es plötzlich doch klappte, ist für Amal ein Rätsel. Denn erst ein paar Tage zuvor war ihre Hoffnung, dass sie ihre Familie bald wieder sehen würde, auf einem neuen Tiefpunkt gelangt. Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hatte ihr mitgeteilt, dass sie ihr keinen Anwalt zur Verfügung stellen kann - denn ihr Fall sei anders als die anderen, die Pro Asyl vertritt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte den griechischen Behörden für die Familie eine Überstellungsfrist von sechs Monaten gewährt. Doch diese war im September abgelaufen. Danach wäre Deutschland eigentlich nicht mehr in der Pflicht, die Familie aufzunehmen. Dass sie nun doch kommen darf, ist für Amal ein kleines Wunder - auch wenn sie nicht gleich mit ihrer Familie zusammenwohnen kann. Wie alle Flüchtlinge müssen sie zunächst in eine Unterkunft.

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