Unterhaching:Ein Baum als Mittelpunkt

Unterhaching: Der Gemeindesaal und Wohnungen sollen in einem L-förmigen Holzbau an der Heilandskirche untergebracht werden.

Der Gemeindesaal und Wohnungen sollen in einem L-förmigen Holzbau an der Heilandskirche untergebracht werden.

(Foto: Claus Schunk)

Das neue evangelische Gemeindezentrum in Unterhaching soll mit der Heilandskirche einen Innenhof ausbilden. Darin soll ein Brunnen plätschern - und die Pläne sehen vor, die große Linde zu erhalten.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Läuft alles nach Plan, dann soll das neue evangelische Gemeindezentrum der Heilandskirche in Unterhaching in zwei Jahren fertig sein. Wie Architekt Martin Goldbrunner bei einer Informationsveranstaltung für die Anwohner bestätigt hat, ist der symbolische erste Spatenstich für das neue Ensemble auf dem Areal zwischen Liebigstraße und Robert-Koch-Straße im Frühjahr 2018 vorgesehen. Der Rohbau werde in Holzmassivbauweise errichtet, was relativ zügig innerhalb von zwei Monaten gehe. "Eine Fertigstellung ein Jahr später ist daher realistisch", sagte Goldbrunner.

Dann wird sich die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde allein auf den Standort an der Liebigstraße konzentrieren. Sie hatte sich im vergangenen Jahr dazu entschlossen, ihre beiden Immobilien, das Gemeindezentrum im Fasanenpark und das Bonhoefferhaus in der Grünau, aufzugeben und direkt an der Heilandskirche ein neues Gemeindezentrum mit großem Gemeindesaal, dem Pfarramt, eine Pfarrwohnung und zwei Mietwohnungen zu bauen.

Die Pläne des Architekturbüros Goldbrunner und Hrycyk, das sich im Wettbewerb gegen zehn Konkurrenten durchgesetzt hat, sehen eine L-förmige Bebauung vor, sodass sich gemeinsam mit der Kirche ein zur Robert-Koch-Straße hin offener Komplex mit einem Innenhof ergibt, "eine neue Mitte, zu der sich alle Räume hin orientieren", wie Architekt Goldbrunner betonte. Er versprach "so viele Bäume wie möglich zu erhalten". Wichtig sei vor allem die große Linde an der Liebigstraße: "Die muss unbedingt stehen bleiben. Das wird zwar schwierig werden, aber dieser Baum hat Symbolcharakter", sagte Landschaftsarchitekt Stefan Kalckhoff.

Unterhaching: Auf dem Gelände der Unterhachinger Heilandskirche soll in einem Jahr gebaut werden.

Auf dem Gelände der Unterhachinger Heilandskirche soll in einem Jahr gebaut werden.

(Foto: Claus Schunk)

Auch er misst dem Innenhof eine besondere Bedeutung bei, als Erholungs-, Feier- und Versammlungsplatz. Daher soll dort ein großer Hofbaum stehen und ein Brunnen plätschern. Der Zugangsweg von der Liebigstraße soll nicht allzu breit werden und mit Obstbäumen gesäumt den dörflichen Charakter betonen. Die Bauten selbst gelten als ökologische Gebäude mit Passivhaus-Qualität. "Wir haben Kirchenbaurichtlinien zur Nachhaltigkeit", sagte Anett Mayer, als stellvertretende Leiterin Bau- und Liegenschaften des Kirchengemeideamts München für das Bauvorhaben zuständig. Noch im Juni soll der Bauantrag bei der Gemeinde eingereicht werden.

Anwohner haben Angst vor zusätzlichem Verkehr und Lärm

Die unmittelbaren Nachbarn, die zu dieser Informationsveranstaltung geladen waren, beschäftigt insbesondere die Verkehrs- und Parksituation im Viertel. Einige befürchten ob der geplanten Parkmöglichkeit von lediglich zehn Stellplätzen zugeparkte Straßen rund um das Gemeindezentrum. Mayer versuchte den Nachbarn die Ängste vor dem Verkehrschaos zu nehmen. "Bei kirchlichen Vorhaben wird von einer Wechselnutzung ausgegangen", sagte sie, es würden so gut wie nie Gemeindesaal und Kirche gleichzeitig genutzt. Zudem gingen vor allem die Älteren und die Jugend in die Kirche, "und die kommen nicht mit dem Auto", ist sie überzeugt. Pfarrerin Christiane Ballhorn fügte hinzu, dass die Kirchengemeinde zudem einen Fahrdienst mit dem Gemeindebus einrichte. Auch Unterhachings Dritte Bürgermeisterin Christine Helming (Grüne) versuchte die Anwohner zu beruhigen: "Ich glaube nicht, dass so viel mehr Verkehr entsteht", sagte sie und gab den Anwohnern zu bedenken: "Würde hier ein Mehrfamilienhaus entstehen, sähe das ganz anders aus."

Ansonsten treiben die Nachbarn ganz speziellen Ängste vor dem Neubau um. Ein Anwohner etwa befürchtet, dass beim Abriss der alten Gebäude eine Wand seiner Garage gleich mit verschwindet, da diese 1963 direkt an die Garage des Pfarrers angebaut worden sei. Auch mächtig wurzelnde Bäume oder die Angst vor lärmenden Jugendgruppen bereiten manchem Unterhachinger aus der Nachbarschaft Kopfzerbrechen. "Ich kann mich noch daran erinnern, dass der Turm mal als Übungsraum für eine Rockband vermietet war", gab einer zu bedenken. Ein anderer weiß von Feuerstellen im Garten. Mayer versprach, dass das Kirchengemeindeamt sich all diese Dinge genau anschauen werde. "Wir bemühen uns, ein angenehmer Bauherr zu sein", sagte sie. "Schließlich sind wir kein privater Investor, sondern die Kirche."

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