Unterhaching:Die Wohlfühl-Oase

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Eine Melange aus Café und Galerie bietet Cornelia Nikel ihren Kunden, die ihre freundliche Lockerheit ebenso schätzen wie ihre selbst gebackenen Kuchen. Die 36-Jährige plaudert auch gerne mal. (Foto: Claus Schunk)

Cornelia Nikel hat mit ihrem Café Lani eine Mischung aus heimeligem Wohnzimmer und Kunstgalerie geschaffen. Am kommenden Dienstag ist sie Gastgeberin für die Leser der SZ

Von Michael Morosow, Unterhaching

Den ersten Ratschlag aus ihrem Freundeskreis hat Cornelia Nikel in den Wind geschlagen. Wenn sie ein Café eröffnen wolle, brauche sie unbedingt eine Zielgruppe, sei ihr von allen Seiten gesagt worden. Drei Jahre später sitzt die 36-jährige Taufkirchnerin in ihrem Café in der Unterhachinger Fußgängerzone, ein Lächeln umspielt ihre Lippen und sie sagt: "Kürzlich habe ich mal in die Runde geschaut. Da saßen einige Jugendliche, eine ältere Frau, zwei Männer im mittleren Alter, ein Pärchen und eine Nonne. Da hab' ich zu mir gesagt: Seht ihr, alles nette Menschen, das ist meine Zielgruppe."

Das im November 2013 eröffnete Café "Lani", das kommenden Dienstag Gastgeber für die Veranstaltung "SZ im Dialog" mit unseren Lesern sein wird, ist nicht viel geräumiger als ein Wohnzimmer, es bietet Platz für vielleicht 20 nette Menschen, eine riesige Kaffeemaschine, ein Kuchenbüfett sowie für eine winzige Küche, in der Cornelia Nikel kocht und backt. Und weil das Café Wände hat, findet auch die Kunst ihren Platz; schon Dutzende Künstler haben hier zu Vernissagen, jeweils am ersten Freitag im Monat, eingeladen, aktuell zieren Fotografien die hellorange getünchten Wände. Im Dezember waren es Patchworkarbeiten. Für 2017 sei sie bereits komplett ausgebucht, freut sich die Cafébesitzerin.

Ihre Affinität zur Kunst ist ihr dabei in die Wiege gelegt worden, ist doch ihr Vater Regisseur, ihre Mutter Regieassistentin und ihr Onkel erfolgreicher Cutter, der für den Schnitt für "Das Boot" für den Oscar nominiert worden war. Auch Cornelia Nikel war lange beim Film, verdingte sich in den Bavaria-Filmstudios in Großhesselohe seit 2001 als Continuity, einer Art technischer Kontrollinstanz. "Wenn zum Beispiel heute in einer Küche gedreht wird und morgen wieder, dann muss der Schauspieler die gleiche Kleidung tragen", lautet Nikels kurze Berufsbeschreibung für Außenstehende. Der zunehmende Termindruck sei ihr irgendwann zu viel geworden, sagt sie. Weshalb sie hinwarf und sich mit Wellness-Massagen über Wasser hielt.

Die Gäste schätzen ihre freundliche Art

Jetzt also Wellness-Café mit selbst gemachtem Mandarinen-Schmand-Kuchen, netten Menschen an den Tischen und Kunst an den Wänden. Aber selbst wenn nur 20 Gäste in ihrem "Wohnzimmer" Platz finden, die anfallende Arbeit hält die 36-Jährige auf Trab. Erst recht seit Beginn 2016, da ihr Compagnon ausgestiegen ist und sie sich allein um das Geschäft kümmern muss. Und ihre Kunden weiter freundlich umsorgt, obwohl sie eigentlich im Krankenbett besser aufgehoben wäre.

Vor zwei Wochen ist sie Opfer eines Arbeitsunfalls geworden. Brühend heißes Teewasser hatte sich nach einem Stolperer über sie ergossen, dabei zog sie sich im Brustbereich Verbrennungen zu. Aber wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Weil Gäste ihre freundliche Art schätzen, stehen sie ihr in argen Stresssituationen mit der ein oder anderen Handreichung bei. Seit das Café, das werktäglich außer freitags von 9.30 bis 19 Uhr geöffnet hat auch samstags und sonntags zwischen 10 Uhr und 14.30 Uhr einen Brunch anbietet, ist der Stress gewachsen. Er wird weiter zunehmen, denn Anfang des Jahres hat sie in Rufweite zum "Lani" die Café-Lounge "Kalani" eröffnet "mit Außenbestuhlung und Sonne am ganzen Tag."

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Die ersten Schritte zur Selbständigkeit hat Cornelia Nikel 2011 in einem Münchner Café getan, als Ersatz für ihren Cousin, der zum Tollwood-Festival rüberwechselte. Drei Jahre lang kochte und backte sie, erledigte den Einkauf, vertrat des öfteren auch die Chefin und hatte genügend Zeit zu überlegen, was sie besser machen werde, wenn dereinst ihr eigener Name an der Eingangstür eines Cafés stehen wird. Das Ergebnis ihrer Überlegungen kann sich aus Sicht ihrer Stammkunden sehen lassen.

"Gesund und gut fürs Gewissen"

"Das ist eine richtig nette Oase, da muss man sich wohlfühlen", schwärmt die Unterhachinger Gemeinderätin Claudia Köhler. Die "Conny" biete immer ganz besondere, manchmal recht exotische Sachen an, die man sonst nirgendwo kaufen könne, wie etwa neulich einen englischen Kuchen. Und alles sei gesund und gut fürs Gewissen, sagt die Stammkundin. Dazu gehört auf jeden Fall der "Haustrunk", ein Ingwer-Zitrone-Honig-Tee, aber auch diverse Suppen wie die thailändische Hähnchen-Kokos-Suppe Tom Kha Gai sowie Ausgefallenes mit Süßkartoffeln.

Viele kämen gerade deswegen, ist Cornelia Nikel überzeugt. Die Mehrzahl ihrer Kuchen ist ohne Mehl gebacken, das sie durch Stärke oder gemahlene Mandeln ersetzt. "Ich suche mir Rezepte im Internet, koche sie nach und schau dann, was ich verbessern kann", sagt sie und legt die Speisen- und Getränkekarte auf den Tisch. Sie ist an eine von ihr selbst gestaltete Farbpalette geheftet und bunt wie ihre Zielgruppe.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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