Unterhaching:Die Flügel des Teufels

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Bei einer Wanderung mit dem Bund Naturschutz erfahren die Unterhachinger auch vom schlechten Ruf der Fledermaus

Von Felix Gömöry, Unterhaching

Taptaptap, ertönt es aus dem Gerät. Eine Fledermaus fliegt geschwind durch den Abendhimmel. Taptaptap, macht der BAT-Detektor noch einmal. Und wieder zischt eine Fledermaus flink vorbei, auf der Jagd nach Nahrung, beobachtet von einer Gruppe Schaulustiger. Acht Erwachsene und zwei Kinder im Grundschulalter sehen sich konzentriert um. Wo wird die nächste auftauchen? Sie nehmen an einer Fledermauswanderung teil, organisiert von der Unterhachinger Ortsgruppe des Vereins Bund Naturschutz. Leiter der Exkursion ist Fledermausexperte Ernst Ottmann.

Die Gruppe hat sich auf dem Parkplatz am Sportpark in Unterhaching versammelt. Aber bevor es losgeht, erklärt Ottmann, was eine Fledermaus ist und wie sie lebt. "Es sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können", sagt er. Sie fressen Insekten, die sie aufspüren, indem sie Ultraschalltöne von sich geben, die, bei der Beute ankommen, als Echo zurückgeworfen werden. Auch Hindernisse machen die Flattertiere mittels Echoortung ausfindig. 18 Arten gibt es in Oberbayern. "Fledermäuse hatten lange Zeit einen schlechten Ruf, weil sie nachtaktiv sind", erklärt Ottmann. "Der Teufel wurde oft mit Fledermausflügeln dargestellt, als Kontrast zu Engelsflügeln." Und früher sollen Eltern ihren Töchtern erzählt haben, dass Fledermäuse in ihr Haar fliegen und sich nur mit einer Schere wieder entfernen lassen würden. "Ein Schauermärchen, damit die Mädchen abends nicht das Haus verlassen", sagt Ottmann. Er spricht auch die heutigen Probleme an. "Es gibt einen starken Rückgang der Bestände." Das liege daran, dass es im Wald immer weniger Bäume mit Höhlen, die von den Fledermäusen als Quartier genutzt werden, gibt. Auch die Dachstühle von Kirchen, früher ein beliebter Unterschlupf, wurden verschlossen. Und die Insekten, die die Fledermäuse fressen, würden aufgrund der Landwirtschaft immer seltener. Es komme auch öfter mal vor, dass Fledermäuse in Wohnungen auftauchen. "Dann soll man sie in Ruhe lassen und den Bund anrufen." Gefährlich seien sie nicht. Nach einer halben Stunde schaltet Ottmann den BAT-Detektor ein, der die Ultraschalltöne der Fledermaus für Menschen hörbar macht. Die Suche beginnt. "Da vorne!", ruft Stefan König, Vorsitzender des Ortsvereins Bund Naturschutz, als er die erste erblickt. Eine huscht einen halben Meter über den Köpfen der Gruppe vorbei. Alle paar Minuten schießen Zeigefinger in die Luft, "Da!"-Rufe durchbrechen die Stille der Dämmerung. "Der Parkplatz ist ein guter Ort, um Fledermäuse zu beobachten", sagt Ottmann. "Die große Asphaltfläche speichert Wärme, die Insekten anzieht, die von Fledermäusen gefressen werden." Die Gruppe bewegt sich zum nahe gelegenen See, denn auch Seen ziehen Insekten an. Viele der Teilnehmer sind zum ersten Mal auf einer Fledermauswanderung. So auch Maria Fesser. "Es ist sehr interessant. Man hat echt was gesehen", sagt sie. Sie interessiere sich für alle Flugtiere und wollte mehr über Fledermäuse erfahren. Auch Gerhard Finger ist das erste Mal dabei. "Es ist eine sehr intensive Erfahrung und sehr aufschlussreich", sagt er. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Ottmann schaltet seine Lampe ein und richtet sie auf das Wasser. Vereinzelt fliegen Fledermäuse durch den Schein, begleitet vom Taptaptap des Detektors.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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