Unterhaching:Der Nachwuchs schnuppert Demokratie

Die erste Jugendversammlung in Unterhaching gerät zum Erfolg. Mehr als 200 Buben und Mädchen überschütten Bürgermeister Wolfgang Panzer mit Wünschen und Vorschlägen und entscheiden konkret über einen Spielplatz

Von Michael Morosow, Unterhaching

Mehr als 200 Unterhachinger Kinder und Jugendliche haben am Freitagabend im Sitzungssaal des Rathauses bewiesen, dass sie ein großes Interesse daran haben, an der Gestaltung ihres Wohnortes mitzuwirken. Die erste Jugendversammlung der Gemeinde ist nicht nur aus der Sicht des Nachwuchses zu einem vollen Erfolg geraten. Auch die Jugendreferenten des Gemeinderates, Bürgermeister Wolfgang Panzer, Gemeinderäte und die Verantwortlichen der Jugendkulturwerkstätte (JKW) zeigten sich angetan vom Verlauf des Abends, der für keinen der Beteiligten vorhersehbar war.

Dass die Veranstalter doch ein wenig überrascht waren vom Ansturm der Kinder und Jugendlichen, zeigte sich nicht zuletzt auch am Butterbrezn-Stand, wo schon vor Versammlungsbeginn nur noch Salzkörner zu finden waren. Am Freitag hatte der Nachwuchs die Chance, seine Meinung über Stärken und Schwächen von Räumen, Einrichtungen und Spielplätzen abzugeben, aber auch seine Wünsche zu äußern und Ideen für konkrete Projekte abzugeben. Und in einem Punkt durften die Jugendlichen sogar selbst eine demokratische Entscheidung treffen: Sie hatten die Wahl zwischen mehreren Spielplatzvarianten im Sportpark und entschieden sich mehrheitlich für das 50 000 Euro teure "Modell 4", das unter anderem Geräte zum Klettern, Balancieren und Rutschen vorsieht. Die Gemeinde will, wie berichtet, in den kommenden drei Jahren 120 000 Euro in die Sanierung und Verbesserung der Jugendanlagen investieren.

Flüchtlinge in Unterhaching

Das Aussehen ihrer Freizeitstätten, hier die Half-Pipe im Landschaftspark, dürfen Jugendliche in Unterhaching zumTeil selbst bestimmen.

(Foto: Sonja Marzoner)

Im Großen Sitzungssaal ging es den ganzen Abend über zwar zu wie in einem Taubenschlag und der Lärmpegel war durchaus gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn sich mehrere Kinder gleichzeitig mitteilen wollten. Aber am Ende ist eine ganze Reihe von sinnvollen Wünschen und Vorschlägen zusammengekommen, die JKW-Teamleiter Tobias Kühn schriftlich festhielt. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) sah sich aufgeweckten Kindern und Jugendlichen gegenüber, die unzählig viele Wünsche und Anregungen auf den Lippen hatten und jedesmal prompt die Antwort des Rathauschefs bekamen. Einige Wünsche, die mündlich geäußert oder im Foyer auf Pinnwände geschrieben wurden, sind zwar nur schwer zu erfüllen. So etwa die Wünsche: "Tarzanbahn" (gemeint war wohl Tartanbahn), "neue Lehrerinnen" oder "mehr Kinos." Aber die jungen Menschen bekamen stets eine Begründung dafür, warum etwas nicht geht. Zum Beispiel bei den Wünschen "Hallenbad" und "Eislaufbahn": Beides existiere in der Nachbargemeinde Ottobrunn, mit der man im Freizeitbereich kooperiere, ließ Panzer die Frageseller wissen. Wie sehr die soziale Kompetenz bei einigen Kindern schon ausgebildet ist, verwunderte. Ein Mädchen etwa sprach ins Saalmikrofon, es wünsche sich, dass es in der Traglufthalle im Winter warm genug sein solle für die Flüchtlinge. Werde es sein, beruhigte Panzer das Mädchen. Ein Bub sorgte sich um den Freizeitwert der älteren Mitbürger, schlug einen Spielplatz extra für Senioren vor.

Dass die Wünsche der Jugendlichen ernst genommen werden, erfuhr nicht zuletzt ein Bub, der im Ortspark gerne Fußball spielt und das Fehlen von Gitterstäben an den Torgehäusen beklagte: "Denn wir müssen bei jedem Tor den Ball holen." Er werde seinen Wunsch aufnehmen und den Jugendreferenten weiterleiten, sagte der Bürgermeister, und Sekunden später gesellte sich SPD-Jugendreferent Sebastian Ruppert zu dem Buben und riet ihm unter anderem, den Wunsch auch noch auf einem Wunschzettel zu vermerken.

Unterhaching: Ungewohntes Bild im Ratssaal: Bürgermeister Wolfgang Panzer blickte in viele junge Gesichter. 200 Kinder und Jugendliche waren gekommen.

Ungewohntes Bild im Ratssaal: Bürgermeister Wolfgang Panzer blickte in viele junge Gesichter. 200 Kinder und Jugendliche waren gekommen.

(Foto: Claus Schunk)

Eines steht jetzt schon fest: Der ersten Jugendversammlung werden weitere folgen. "Wir haben beschlossen, das weiterzuführen", sagte Jugendreferentin Evi Karbaumer (Grüne). Mehrere Kinder haben bereits ihre Telefonnummern hinterlassen. Sie wollen sich an der Planung des Spielplatzes an der Blütenstraße beteiligen.

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