Unterhaching:Auch Gollum tanzt

Mehr als 40 Jugendliche zeigen bei einer Gala-Show der Salzburger Ballett-Akademie in Unterhaching ihr Können

Von Laura Zwerger, Unterhaching

Kauernd und mit gesenktem Kopf sitzt er auf einem Stein. Als die hellen Strahler angehen und die Musik zu spielen beginnt, eröffnet er seinen Tanz. Die Gala-Show der Salzburger Internationalen Ballett Akademie (Siba) unter Peter Breuer hat am Samstag die Zuschauer im Kubiz Unterhaching in einen Abend des Tanzes entführt. Insgesamt 44 junge Tänzer im Alter von 14 bis 20 Jahren haben dafür drei Wochen lang in Salzburg geübt, damit jeder Schritt, jede Pose und jede Hebefigur stimmt.

Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Neben Ballettchoreografien zu den klassischen Klängen von Pjotr I. Tschaikowsky zeigten die Tänzer auch im Modern Dance oder Hip Hop, was sie in den vergangenen Tagen gelernt haben. "Es ist besonders schön zu sehen, wie die Kinder sich über die Zeit immer mehr verbessern", erzählt Ildiko Pongor. Die Ukrainerin ist eine der erfahrensten Tanzlehrerinnen der Akademie, bereits zum 13. Mal unterrichtet sie bei dem Siba-Workshop und gibt dabei ihre jahrelangen Erfahrungen als Ballerina auf dem Parkett weltweiter Opernhäuser an den Nachwuchs weiter.

Unterhaching: Anmutig: die Balletttänzerin der Salzburger Ballett-Akademie.

Anmutig: die Balletttänzerin der Salzburger Ballett-Akademie.

(Foto: Claus Schunk)

Neben Pongor sind auch alle anderen Lehrer der Akademie erfahrene Tänzer, die teils aus Brasilien oder Israel nach Salzburg kommen, um an der Akademie von Peter Breuer, der selbst Intendant und Choreograf am Salzburger Landestheater ist, zu unterrichten. Und auch die Schüler reisen von weit her an: "Es sind nicht nur Kinder aus Europa dabei, sondern sogar aus Russland, Amerika oder Israel", sagt Pongor. Rund 2700 Euro zahlen die jungen Tänzer für insgesamt vier Wochen mitsamt Verpflegung an der Akademie, der Unterricht wird meist auf Englisch gehalten.

In den ersten drei Wochen stehen die Schüler dann täglich von 9 bis 18 Uhr im Übungssaal, nur am Samstag haben sie frei. Das Highlight des Workshops findet dann in der vierten Woche statt, wenn alle Tänzer ihr Können in insgesamt vier großen Gala-Aufführungen präsentieren, darunter drei im örtlichen Salzburger Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare und eine Gala im Kubiz Unterhaching. Die jährlichen Aufführungen der Siba-Absolventen sind sehr beliebt: Die 320 Plätze des großen Saals in Unterhaching waren am Samstag restlos ausverkauft, nicht selten riefen die Gäste den jungen Tänzern "Bravo" zu.

Unterhaching: Eine beeindruckende Vorstellung boten die jungen Tänzerinnen und Tänzer der Salzburger Ballett-Akademie.

Eine beeindruckende Vorstellung boten die jungen Tänzerinnen und Tänzer der Salzburger Ballett-Akademie.

(Foto: Claus Schunk)

In dem gut eineinhalb Stunden dauernden Programm stach neben klassischen Ballettelementen wie dem Spitzentanz oder dem Pas de Deux besonders die Kreativität einiger Stücke hervor. So begeisterte beispielsweise der junge Tänzer Benjamin Skupien mit einer Modern-Dance-Choreografie von Laura Ike, die die Herzen aller Herr-der-Ringe-Fans höher schlagen ließ: Nur mit einem Lendenschurz bekleidet kauerte er am Anfang seines Auftrittes auf einem Felsen inmitten der Bühne, sobald die Filmmusik von Howard L. Shore aber begann, stellte er die Geschichte der schizophrenen Kreatur Gollum und seinem Schatz, einem magischen goldenem Ring, aus dem berühmten Filmepos tänzerisch nach. Außerordentlich beeindruckend verkörperte er dabei den Zwiespalt dieser Kreatur und seiner Besessenheit von dem Ring. Immer wieder bricht er aus seiner kauernden, verklemmten Haltung am Boden aus, um losgelöst einige Pirouetten über die Bühne zu tanzen, bevor er wieder in seinen Zwang zurück fällt und auf den Boden sinkt.

Solch moderne und abwechslungsreiche Choreografien sind dabei einer der Hauptgründe, warum junge Tänzer sich für den Workshop entscheiden. "Man lernt nicht nur Ballett, sondern beispielsweise auch Hip Hop oder Jazz - daher kann man danach viel mehr", sagt Franz Steiner. Der zwölfjährige Österreicher nimmt bereits zum dritten Mal an der Akademie teil.

Für viele der jungen Tänzer, so wie auch für Steiner, stehen die vielseitigen Erfahrungen im Vordergrund, die sie während des Trainings und letztendlich auf der Bühne sammeln können. Für sie ist es schließlich nicht nur ein Monat voller Tanz und neuer Freunde, sondern auch ein weiterer Schritt in die Welt eines professionellen Tänzers.

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