"Unterföhringer Mohr":Der Name geht, die Büste bleibt

Der Unterföhringer Gemeinderat schafft die Bezeichnung für den Kulturpreis ab.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Kulturpreis in Unterföhring trägt künftig nicht mehr die Bezeichnung "Mohr". Die Auszeichnung für die Künstlerin oder den Künstler, die beim Publikum am besten angekommen sind, wird fortan schlicht "Unterföhringer Kulturpreis" heißen. Darauf hat sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstagabend nach eingehender Debatte mehrheitlich geeinigt.

Bereits vor der Sommerpause war das Thema im Zuge der "Black lives matter"-Proteste in den USA in der Gemeinde angekommen. Viele stellten sich auch am Ort die Frage, ob der "Unterföhringer Mohr" als Würdigung von Kulturschaffenden angesichts der aktuellen Rassismus-Diskussion angemessen sei. Während der Name verschwindet, soll sich an der Gestaltung der Büste bis auf Weiteres nichts ändern. Überreicht wird deswegen am 3. Oktober erneut eine Figur aus schwarzem Marmor, die einen Knaben mit Haarkrause und breiten Lippen darstellt.

Laut Beschluss soll das Kulturamt für 2021 eine Veranstaltungsreihe zum Thema Rassismus auflegen. Am Ende der öffentlich geführten Diskussionen soll es dann um die Zukunft der Büste gehen. Das Publikum entscheide schließlich, wer den Preis bekommt, es solle daher auch über die Ausgestaltung mitbestimmen. SPD-Gemeinderätin Saran Diané, deren Vater aus Guinea stammt, hatte der SZ vor der Sitzung gesagt, sie empfinde die Bezeichnung für den Kulturpreis und dessen Bildnis als "zutiefst rassistisch". Unterstützung bekam sie in der Sitzung aus allen Fraktionen.

Der Preis ist seit 2008 an namhafte Künstler wie die Kabarettisten Mathias Richling oder Wolfgang Krebs verliehen worden. Dass das Motiv eines Mohren auch seit 1957 das Unterföhringer Wappen ziert, war in der Sitzung nur am Rande ein Thema.

© SZ vom 11.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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