Unterföhring:Letztes Zeugnis

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Vor allem viele ältere Unterföhringer haben sich für das Zindlerhaus und dessen Erhalt eingesetzt. (Foto: Robert Haas)

Nach der Aufnahme in die Denkmalliste findet sich der Gemeinderat endgültig mit dem Erhalt des Zindlerhauses ab

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Unterföhringer Gemeinderat hat sich mit dem Beschluss, das alte Bahnwärterhäuschen in die Denkmalliste aufzunehmen, abgefunden. In ihrer jüngsten Sitzung hat die Mehrheit der Lokalpolitiker die Stellungnahme der Kommune abgenickt, womit das "Benehmen" erteilt wird, das sogenannte Zindlerhaus zu erhalten. Nur Gisela Fischer und Johannes Mecke sowie Udo Guist von der Parteifreien Wählerschaft (PWU) verweigerten ihre Zustimmung.

Das Landesamt für Denkmalpflege hatte im September das Häuschen, welches nach einem Gemeinderatsbeschluss dem Neubau einer Tagesstätte auf dem Grundstück am Bahnhof hätte weichen sollen, in die Denkmalliste aufgenommen - und damit den Plänen der Kommune einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Ich akzeptiere das", sagte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) im Gremium, das schlussendlich ohne Debatte einmütig zustimmte.

Auf den Plan gerufen wurden die Denkmalschützer im vergangenen Mai durch die Diskussion um den Erhalt des Zindlerhauses im Ort. Das Häuschen liegt ganz im Norden des Plangebiets für die künftige Ortsmitte von Unterföhring und sollte dem Neubau einer Kinderkrippe Platz machen. Der Unterföhringer Gemeinderat hatte den Abriss mit seinem Ja zu den Entwürfen für das Ortszentrum in Bahnhofsnähe im Herbst 2016 einstimmig besiegelt.

Im Keller sieht es trostlos aus

Seit dem ersten Spatenstich für die neue Mitte ebbte allerdings der Ruf nach einem Erhalt des Hauses nicht mehr ab. Vor allem ältere Unterföhringer kritisieren den Plan des Gemeinderats, das Zindlerhaus abzubrechen und an dieser Stelle gegenüber dem Bahnhofsgebäude einen Ersatzbau für die derzeit an der Föhringer Allee situierte integrative Kindertagesstätte zu errichten. Allen voran Altbürgermeister Franz Schwarz (SPD) und Josef Trundt, der Sprecher der lokalen Agenda. Und auch die SPD-Fraktion war zurückgerudert und hatte im Gemeinderat beantragt, dass das Haus stehen bleibt.

Von außen ist das Bauwerk mit seiner gelben Fassade und den grünen Fensterläden inmitten eines großzügigen Gartens steht und Zeugnis gibt vom alten Unterföhring, vom dem an der Grenze zum Gewerbegebiet östlich der S-Bahn nichts mehr übrig ist, hübsch anzusehen. Die Räume im Erdgeschoss, in dem eine Beratungsstelle untergebracht ist, und im ersten Stock, wo Künstler Ateliers haben, sind einladend, seitdem die Gemeinde das Gebäude in der Amtszeit von Franz Schwarz für mehr als 100 000 Euro hat herrichten lassen.

Im Keller und auf dem Speicher dagegen sieht es ziemlich trostlos aus: kein Licht, dichte Spinnweben, Moder und Schimmel an den Wänden. Altbürgermeister Franz Schwarz nennt das Herrichten der Räume im Erdgeschoss und im ersten Stock den "kleinsten gemeinsame Nenner", auf den man sich damals im Gemeinderat habe einigen können. Ob und wann die Gemeinde das Bahnwärterhäuschen grundlegend saniert, steht nicht fest. Nach der Aufnahme in die Denkmalliste wird sich der Gemeinderat aber darüber Gedanken machen müssen, um den inneren Verfall zu stoppen.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Unterföhring
:Zindlerhaus bleibt erhalten

Unterföhrings Gemeinderat fügt sich dem Denkmalschutz

Von Sabine Wejsada

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