Unterföhring:Helfen, aber richtig

Friederike Goergen Unterföhring

Friederike Goergen (rechts) bei einem Einsatz in Kenia.

(Foto: privat)

Friederike Goergen hat als Therapeutin in Afrika traumatisierte Flüchtlinge betreut. In Unterföhring gibt sie ihre Erfahrungen in Seminaren weiter

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Wenn voraussichtlich im Oktober die Traglufthalle in Unterföhring steht und dort bis zu 300 Flüchtlinge eine vorübergehende Unterkunft finden werden, dann ist die Gemeinde Unterföhring gewappnet: Der Helferkreis, in dem sich mittlerweile mehr als 100 Menschen engagieren, die sich in der Vergangenheit bereits um die 14 in der Kommune lebenden Asylbewerber gekümmert haben, steht bereit, um die Frauen, Männer und Kinder aus den Kriegsgebieten dieser Welt zu unterstützen.

Friederike Goergen ist eine der Helfenden: Die 71-Jährige hat lange Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingen. 2011 war sie als Therapeutin in Tansania und hat dann bis 2012 in einem Lager im kenianischen Kakuma gearbeitet. Goergen hat viel gesehen von der Welt - und von Menschen, die in Not sind, auf der Flucht und beladen mit Traumata, die für weit mehr als ein Leben reichen. In Kakuma, einem Flüchtlingslager im Turkana County im Norden Kenias, nicht weit von der Grenze zum Sudan, leben mehr als 100 000 Flüchtlinge. Goergen war für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst dort eingesetzt.

Die gebürtige Saarländerin ist ohnehin viel herumgekommen: Während des Soziologie-Studiums war sie in Ostafrika, danach arbeitete Friederike Goergen als Geschäftsführerin für eine italienische Modefirma. 20 Jahre lang lebte sie zuerst mit Mann und Kindern und dann nur noch den Töchtern und dem Sohn in Italien, ehe sie in München eine Filiale des Modekonzerns übernahm. Parallel zu Arbeit und Kindererziehung ließ sich Goergen, die seit zehn Jahren in Unterföhring daheim ist, als Therapeutin für alternative Heilmethoden ausbilden. Sozial engagiert war die heute 71-Jährige schon immer: So verbrachte sie zum Beispiel auch einige Zeit in Indien, als Volontärin bei der Hilfsorganisation von Mutter Teresa. Goergen hat die Ordensschwester selbst kennengelernt und ist noch heute beeindruckt von deren Arbeit. In München betreute Goergen viele Jahre lang ehrenamtlich Strafgefangene in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim und im damaligen Frauengefängnis Neudeck in der Au.

Jetzt gehört die Therapeutin zum Unterföhringer Asyl-Helferkreis "Gemeinsam für Flüchtlinge" - und hat dort eine wichtige Rolle übernommen: Sie bietet Seminare für Helfer an. Am Samstag, 26. September, geht es zum Beispiel um die Themen Willkommenskultur, Bedürfnisse und Grundbedürfnisse sowie Nähe und Distanz - das Erleben im sozialen Empfangsraum. Zwei Wochen später, am 10. Oktober, können sich Helfer zum Themenkreis "Was bedeutet Kommunikation im Dialog?, Chancen und Grenzen des Freiwilligendienstes sowie Tun und Nicht-Tun im Freiwilligendienst mit Flüchtlingen" schulen lassen. Am 31. Oktober geht es um Selbstwahrnehmung im Freiwilligendienst, um Motivation und Ziele des Freiwilligendienstes und um die Frage "Was ist Armut?".

Die Seminare dauern immer von 9.30 bis 12.30 Uhr sowie von 14.30 bis 18 Uhr, sie können jeweils von maximal 20 Teilnehmern besucht werden und finden in der evangelischen Kirche, St.-Florian-Straße 3, statt. Anmeldungen nimmt Friederike Goergen entgegen (E-Mail: friederikegoergen@outlook.com). Wichtig, so sagt die Therapeutin, sei es nämlich, dass sich auch die Helfer helfen lassen, denn vielfach gehe einem die Arbeit mit Flüchtlingen sehr nahe. Das weiß Friederike Georgen aus ihrer Zeit in Afrika.

Der Unterföhringer Helferkreis hat in den vergangenen Monaten bereits viel getan und Werbung für sich gemacht, wie Susanne Skuballa, 51, berichtet: So hat sich etwa der örtlich Rugby-Club bereit erklärt, Flüchtlingskinder mittrainieren zu lassen. Das Bildungsteam hat weitere Elternbeiräte aus den Tagesstätten gewinnen können und im offenen Gesprächskreis für Flüchtlinge, die bereits in Unterföhring wohnen, hat es inzwischen schon mehrere Abende veranstaltet und sich erfolgreich um Hausaufgaben, Beantwortung von allerlei Fragen und Konversationstraining gekümmert.

Engagiert ist Skuballas Worten nach auch die Wasserwacht: Sie wird klären, wie sich der Schwimmunterricht organisieren lässt und welche Kontingente im Ismaninger Hallenbad noch vorhanden sind. Außerdem hat sie angeboten, für Flüchtlinge Rettungsschwimmerausbildungen zu organisieren und Erste-Hilfe-Kurse zu veranstalten. Weitere Initiativen sollen folgen. Und wer möchte, kann sich jederzeit dem örtlichen Helferkreis "Gemeinsam für Flüchtlinge" anschließen (E-Mail: gff-ufg@web.de).

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