Unterföhring:Die Versklavung des Versorgers

Das Ensemble des Unterföhringer Vereins Kulturbixn inszeniert im Bürgerhaus die Komödie "Der dressierte Mann"

Von Udo Watter, Unterföhring

Wer scheinbar zementierte Verhältnisse auf den Kopf stellt, muss mit drastischen Reaktionen rechnen. Mit "Der dressierte Mann" hat Esther Vilar im Erscheinungsjahr 1971 den Emanzipations-Spieß umgedreht und provokante Thesen aufgestellt: Herr im Haus ist in Wirklichkeit die Frau. Sie dressiert den Mann mit fiesen Tricks zum unterwürfigen Partner und schickt ihn dann zum Geldverdienen hinaus ins feindliche Leben. Und "als Gegenleistung stellt sie ihm ihre Vagina in bestimmten Intervallen zur Verfügung".

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Die Kulturbixn zeigen "Der dressierte Mann" nach dem Buch von Esther Vilar.

(Foto: Jörg Carstensen)

Vilars Buch wurde ein Bestseller, sie selber freilich auch zum roten Tuch für Feministinnen - die damals in München lebende Deutsch-Argentinierin wurde nicht nur verbal hart angegangen, etwa von Alice Schwarzer, sie wurde einmal sogar von vier jungen Frauen auf der Toilette der Staatsbibliothek zusammengeschlagen und verließ auch deshalb Deutschland.

Nun, das Ensemble der Kulturbixn muss derartige Erlebnisse und Reaktionen wohl nicht fürchten. Zwar zeichnet der Unterföhringer Kulturverein an vier Abenden im Bürgerhaus für die Aufführung von "Der dressierte Mann" verantwortlich. Aber zum einen haben sich die Zeiten geändert, und zum anderen ist das Stück eine Komödie, die John von Düffel nach Motiven aus Ester Vilars Bestseller geschrieben hat. "Damals war das Thema wirklich ein heißes Eisen", erklärt Claudia Fiedler, Gründungsmitglied der Kulturbixn und Regisseurin des Stücks. "Ich habe es ausgewählt, weil es gut in die Zeit passt." Die Geschlechterfronten und Rollenklischees kriegen hier noch mal einen neuen Dreh: Da gibt es ein junges Pärchen, Bastian, der unwillkommene Sohn der Feministin Dr. Schröder-Röder und Helen, die missratene Tochter des Luxusweibchens Konstanze. Beide arbeiten in einer Bank. Die toughe Helen droht Bastian beruflich abzuhängen: Krise statt Romantik, welcher Mann erträgt es schon, wenn die Partnerin ihn auf der Karriereleiter überholt? Um die Beziehung zu retten, treten die Mütter auf den Plan. Sie wissen: "Männer sind Versorger. Wenn man ihnen das nimmt, fühlen sie sich überflüssig!" Oder wie Fiedler die Quintessenz der "launigen Boulevardkomödie" resümiert: "Männer wollen versklavt werden. Oder sie fühlen sich unnütz." So entwickeln die beiden Mütter pragmatisch die weibliche Strategie fürs 21. Jahrhundert und unterziehen Helen Lektionen im Umgang mit Männern.

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Claudia Fiedler (rechts) hat für die Kulturbixn Regie geführt.

(Foto: oh)

Premiere der Kulturbixn-Produktion ist am Samstag, 8. April, im Bürgerhaus. Für die Rolle des Bastian konnte das Ensemble mit Fredi Seyfried einen erfahrenen Darsteller gewinnen. Die weiteren Rollen spielen Marion Lummer, Cornelia Beer und Sabrina Chirco. Für das Laienensemble eine Herausforderung. "Wir proben schon seit Dezember", sagt Fiedler. Freilich ist es genau das, was die Mitglieder des 2015 gegründeten Vereins antreibt: der Leidenschaft fürs Theater quasi vor der eigenen Haustür nachzugehen. Der Verein, der nicht ganz überraschend etwas frauenlastig ist (Bixn bedeutet Frau respektive lebenslustiges, aufgewecktes Mädchen), ist auch aus dem Wunsch entstanden, örtliche Laienschauspieler mit professionelleren Darstellern zusammen zu bringen. Die Inszenierungen sollen ambitioniert, aber auch nicht komplett bierernst sein. Gerne wird das Publikum mit einbezogen, so wie voriges Jahr beim Wirtshaus-Krimi ("Mord mit Drei-Gänge-Menü"), als Zuschauer im Bürgerhaus zwischendurch eine Leiche entsorgen mussten.

Mord und Totschlag wird es beim Geschlechterduell "Der dressierte Mann" freilich nicht geben. Letztlich geht es darum, zwei Menschen unter die Haube zu kriegen und wer in dieser Komödie das klügere Geschlecht ist, scheint auch klar. In den Worten Vilars: "Dass die Welt von Männern beherrscht wird, ist genauso paradox wie zu sagen, dass die Seefahrt von Matrosen beherrscht wird."

Es gibt vier Vorstellungen von "Der dressierte Mann" im Bürgerhaus Unterföhring: Premiere ist am Samstag, 8. April, danach wird die Komödie noch am 9., 22. und 23. April gezeigt. Karten im Bürgerhaus oder über www.kulturbixn.de/tickets.

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