Unterföhring:Die Bäume stören

Ein Ortstermin in Unterföhring verläuft anders als geplant.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Es sind die Wolle der Pappeln und die "Nasenzwicker" der Ahornbäume, die sie besonders nerven: Die Bewohner der Isarau in Unterföhring haben genug von den Gewächsen, "die das ganze Jahr über Dreck machen", wie es eine Frau am Mittwochabend beim Ortstermin am Schlittenberg formulierte und dafür größtenteils Zustimmung der gut 50 Anwesenden erntete. Die Gemeinde hatte die Anwohner zu der Veranstaltung unter freiem Himmel gebeten, um ihnen die Ideen der Münchner Landschaftsarchitektin Margarethe Waubke für den Hügel und den gegenüberliegend Spielplatz vorzustellen.

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) ist es nach eigenen Angaben sehr wichtig, dass die Leute aus der Isarau dabei mitreden können. Denn im Rathaus gingen regelmäßig Beschwerden darüber ein, dass die Bäume zu viel Laub und Äste werfen würden; gerade bei Sturm hätten wohl viele Bürger Sorge, dass die fünf Pappeln, die einen Abschluss des Rodelhügels zur Isaraustraße hin bilden, umfallen könnten.

Der Schlittenberg, auf dem viele Generationen von Unterföhringern in schneereichen Wintern gerodelt sind, und der Spielplatz, der vor allem an heißen Sommertagen durch die vielen hohen Bäume Schatten und Abkühlung bietet, sollen nach den Worten von Waubke sanft umgestaltet werden. "Ich will nicht viel umbauen und eingreifen. Die Landschaft solle vielmehr etwas aufgeräumt werden, vor allem auf der zum Kanal hin zeigenden Seite. So könne man den Berg zu einem "Aussichtshügel" machen, indem ein drei bis vier Meter breiter Saum freigelegt werde. Das alte Marterl oben solle sichtbar gemacht werden, und mit der Pflanzung einer Rotbuche samt Halbrund-Bank könne man einen Platz schaffen, auf dem Spaziergänger im Sommer rasten könnten und der Rodlern im Winter als Ablagemöglichkeit diene.

Auch über den Spielplatz hat sich die Landschaftsarchitektin Gedanken gemacht: So müsse man zunächst analysieren, ob er angenommen werde. Er sei allein wegen des Baumbestandes düster und schattig, die Spielgeräte seien aus der Zeit gefallen. Die Anwohner wussten da einiges zu berichten: Wenn es sehr heiß sei, werde der angenehm kühle Spielplatz genutzt; auch kämen Kindergarten- und Schulgruppen dorthin, hieß es. Den Isarau-Bewohnern ging es jedoch weniger um die Gestaltungsideen, als vielmehr darum, die Bäume unten am Berg loszuwerden: "Wann kommt jemand zum Abschneiden?" Der Bürgermeister sagte eine Prüfung der Pappeln auf ihre Standfestigkeit hin zu. Danach entscheide der Umweltausschuss. Josef Trundt, dem Chef der lokalen Agenda, war die Fassungslosigkeit über diese Aussagen anzusehen: "Wenn die Pappeln weg kommen, verliert der Schlittenberg seinen Charakter", sagte er.

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