Unterföhring:Chillen auf der Blumenwiese

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Bei der ersten Jugendsprechstunde tragen Kinder und Jugendliche eine lange Wunschliste vor. Darauf stehen ein Partyraum zum Mieten, ein attraktives Kulturprogramm, aber auch günstige Wohnungen.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Mehr Tischtennisplatten wünschen sich die Unterföhringer Jugendlichen. Spielen kann man derzeit nur am Poschinger Weiher. (Foto: Florian Peljak)

Ein Park, in dem man sich mit Freunden treffen kann, Tischtennisplatten auf öffentlichen Plätzen, ein Mietraum für Partys, günstige Wohnungen für junge Erwachsene und vieles mehr: Die Liste der Wünsche von Kindern und Jugendlichen in Unterföhring ist lang. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) und die Jugendbeauftragte des Gemeinderats, Simone Guist, ebenfalls von den Parteifreien, haben zusammen mit Metti Schramm, dem Leiter des Jugendzentrums Fezi, am Donnerstagabend das Gespräch mit der jungen Generation am Ort gesucht. Zur ersten Kinder- und Jugendsprechstunde in der Kommune sind knapp 80 junge Leute gekommen, davon gut 20 Bewohner der Asyl-Unterkunft.

Sie alle haben im vollbesetzten Sitzungssaal des Rathauses Geduld beweisen müssen. Bevor sie ihre Anliegen und Anregungen kundtun konnten, gab es eine Lehrstunde in Sachen Kommunalpolitik. Bürgermeister Kemmelmeyer gab ihnen einen ausführlichen Überblick, wie Unterföhring funktioniert. Am ungeduldigen Hin- und Herrutschen der Zuhörer auf den Stühlen war schnell zu merken, dass die Zwölf- bis 25-Jährigen mitreden und keinen langen Vortrag hören wollten. Insgesamt 1279 Unterföhringer dieser Altersgruppe waren von der Gemeinde schriftlich zu dem Termin ins Rathaus eingeladen worden; 25 hatten abgesagt und 52 Jugendliche hatten sich angemeldet und per Rückantwort schon ein paar Themen mitgeteilt, über die sie sprechen wollten. Dass am Ende knapp 80 junge Frauen und Männer den Weg in den Sitzungssaal gefunden hatten, freute den Bürgermeister sichtlich. "Schön, dass ein Querschnitt der Eingeladenen da ist", sagte er und arbeitete zunächst die schriftlich formulierten Wünsche ab.

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Zum Beispiel nach Treffpunkten in Unterföhring. Einen großen Park werde es in der Gemeinde nicht geben, sagte er, da reiche der Platz einfach nicht aus. Allerdings könne das Gelände am östlichen Ortsrand vielleicht als Möglichkeit dienen, um sich zum Sport oder zum Chillen zu verabreden. Dort beginnen in den nächsten Tagen die Arbeiten zur sogenannten Ortsrandeingrünung. Am Etzweg entstehen Aussichtshügel, Hunde- und Blumenwiese, es gibt Bänke und Sportgeräte. Beim Partyraum machte Kemmelmeyer den Anwesenden Hoffnung. Ist erst einmal der Feststadel unweit des Bürgerfestplatzes im Bau, gebe es sicherlich die Chance, in dem Gebäude einen Raum zu schaffen, der gemietet werden kann. Ähnliches gibt es bereits im Fezi: Dort kann man einen Raum samt Disco mieten. Dieser allerdings, so berichtete Fezi-Leiter Metti Schramm, sei heiß begehrt. Allein im vergangenen Jahr wurde er 160 Mal gebucht.

Kino, Schwimmbad und ein Kulturprogramm, das auch Jugendliche anspricht, etwa weil man angesagte deutsche Stars ins Bürgerhaus holt, gehören ebenfalls zu den Dingen, die den jungen Leuten gefallen würden. Das Hallenbad wird 2020 in Betrieb gehen, Kinovorstellungen im Kulturzentrum sind geplant und die Anregungen zum Veranstaltungskalender "nehmen wir gerne auf", sagte Kemmelmeyer. Ebenso das Thema Tischtennisplatten.

Die Interessen gehen auseinander

In der Fragerunde zeigte sich, dass die Altersgruppe der Anwesenden zu weit gefasst war. Während es den Jüngeren vor allem um Sport und Treffen ging, brennt den Älteren anderes auf den Nägeln: der Mangel an erschwinglichen Wohnungen für junge Leute. Die Gemeinde verfügt zwar über 480 Wohnungen, deren Vergabe vom Sozialausschuss aber in erster Linie nach sozialen Gesichtspunkten geregelt werde, sagte Kemmelmeyer. Jugendbeauftragte Simone Guist, die während der Veranstaltung auffällig still blieb, meldete sich erst zu Wort, als es um den Jugendbeirat ging. Der Startschuss zur Gründung sei gefallen, nun würden Konzepte erarbeitet, in denen geklärt wird, wie alt die Mitglieder sein sollen, wie groß der Beirat wird und wer ihn wählt. Auf die Frage, wie die Jugendlichen darüber informiert würden, sagte Guist, man werde das im Gemeindeblatt bekanntgeben.

Ob das der richtige Weg ist? Der Bürgermeister jedenfalls appellierte an die jungen Leute, ihre Anregungen zum Jugendbeirat mitzuteilen. (E-Mail: gr.s.guist@unterfoehring.de oder jugendsprechstunde@unterfoehring.de). An einer Wiederholung der Jugendsprechstunde ist Kemmelmeyer interessiert. Viele der Besucher auch. "Es war sehr interessant", sagte eine Gruppe von Besuchern nach der Veranstaltung. "Nur ein bisschen langatmig halt."

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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