Künstler Zuheir Darwish:Brot und Hoffnung

Künstler Zuheir Darwish: Der Baum der Hoffnung ist ein wiederkehrendes Motiv im Werk Zuheir Darwishs.

Der Baum der Hoffnung ist ein wiederkehrendes Motiv im Werk Zuheir Darwishs.

(Foto: Sabine Wejsada)

Der in Unterföhring lebende kurdische Künstler Zuheir Darwish unterstützt mit seiner Arbeit Flüchtlinge in der Türkei und im Nordirak. Demnächst zeigt er seine Werke in der griechisch-orthodoxen Metropolie in München.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Flucht und Heimatlosigkeit, Angst und Verzweiflung, Trauer und Tod - das sind die Themen, die Zuheir Darwish sein Leben lang begleiteten und seinen Kunstwerken ihren ganz persönlichen und authentischen Ausdruck verleihen.

Doch inmitten all dieses Übels ist da immer auch der Baum, ob aus Öl, Acryl oder den unterschiedlichsten Naturalien wie Linsen, Kaffee und Gewürzen, aber auch Steinen und sogar Waschpulver. Der Baum der Hoffnung, die der aus Syrien stammende Kurde nie aufgegeben hat und die ihn immer wieder nach vorne blicken lässt. Dieselbe Hoffnung, die er auch seinen vom Leid geplagten Landsleuten geben möchte, deren Unterstützung er sich zum Ziel gesetzt hat.

Deshalb gründete der in Unterföhring lebende Künstler im Herbst 2015 zusammen mit einer Handvoll Gleichgesinnter den Flüchtlingshilfeverein Baum der Hoffnung, dem der gesamte Erlös aus dem Verkauf der Ausstellungsobjekte zu Gute kommt. Das Spendengeld, das der Verein einnimmt, fließt derzeit in drei Projekte. Zwei im Süden der Türkei, in Gaziantep und Mardin, wo ein Bäcker kostenlos Brot an Flüchtlinge verteilt und Grundnahrungsmittel sowie andere Güter des täglichen Bedarfs an die Menschen abgegeben werden.

Geld für 6000 Schüler im Gepäck

Das dritte und inzwischen größte Projekt unterstützt die Schule im Flüchtlingscamp Kawrgosk unweit des nordirakischen Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan. Zuletzt war Darwish im September dort, im Gepäck hatte er 8000 Euro. Mit dem Geld konnten 6000 Schüler in mehreren Lagern rund um Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan, unterstützt werden, wie der Verein "Baum der Hoffnung" berichtet.

Zuheir Darwish, 1976 in der zu Syrien gehörenden Kurdenstadt Qamishlo geboren, ist seit einigen Jahren mit der Deutschen Susanne Greiner verheiratet. Er lebt und malt heute in Unterföhring, hat ein Atelier im Zindlerhaus. Seitdem Darwish vor einigen Jahren in einer Ausstellung das erste Bild verkaufte, unterstützt er seine Landsleute, die in Flüchtlingslagern in der Türkei oder im Nordirak leben.

Der Künstler selbst gehörte als syrischer Kurde in seiner Heimat zu einer ethnischen Minderheit, die vom Assad-Regime wie auch von extremistischen Islamisten verfolgt wird. Er floh als Staatenloser über den Libanon und die Ukraine, kam schließlich nach Deutschland, wo er im Jahr 2000 einen Asylantrag stellte. Zehn Jahre lang, bis zur Anerkennung als Flüchtling, verbrachte er mit seiner inzwischen fünfköpfigen Familie in verschiedenen Sammelunterkünften in der Oberpfalz. 2011 lernte er auf einer Demonstration seine jetzige zweite Frau kennen.

Im vergangenen Mai stellte Darwish seine Werke in der Politischen Akademie Tutzing aus, demnächst ist seine Kunst im Gemeindezentrum der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland an der Ungererstraße 131 in München zu sehen. Vernissage ist am Samstag, 20. Januar, von 19 Uhr an. Die Ausstellung mit dem Titel "Baum der Hoffnung" dauert bis zum Jahresende.

Wenn Darwish nicht malt, bäckt er Brot. Dafür hat er einen Ofen gebaut und eigene Zutaten kreiert. Er bäckt für Freunde am Ufer der Isar und auch bei Veranstaltungen der Gemeinde Unterföhring, wie jüngst bei den Christkindlmärkten vor dem Bürgerhaus und am Bahnhof.

Ausstellung "Baum der Hoffnung", Gemeindezentrum der griechisch-orthodoxen Metropolie, Allerheiligenkirche, Ungererstraße 131, München, Vernissage am 20. Januar, 19 Uhr

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