Unterföhring:Asyl am Ortsrand

In Unterföhring entsteht eine Unterkunft für 175 Flüchtlinge. Über die Lage am Kanal und an den Bahngleisen sind viele unglücklich

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Lage ist nicht optimal: Ganz im Norden von Unterföhring an der Bauhofstraße, in unmittelbarer Nähe zum Isarkanal und zu den S-Bahn-Gleisen, wird die Unterschleißheimer Firma HWZ Projekt GmbH in den nächsten Wochen eine feste Unterkunft für bis zu 175 Flüchtlinge errichten. Der Bauausschuss des Gemeinderats hat dem Vorhaben nun seine Zustimmung erteilt. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU) erinnerte in der Sitzung noch einmal daran, wie sehr die Zeit drängt und der Landkreis München bei der Schaffung von Asylbewerberheimen unter Druck steht: Mit der einen Unterkunft sei es in Unterföhring angesichts der Flüchtlingszahlen nicht getan, sagte der Rathauschef, "wir werden noch eine zweite brauchen".

Zuvor hatte SPD-Fraktionssprecherin Jutta Schödl ihre Bedenken geäußert über die Zahl von 175 Schutzsuchenden, die an der Bauhofstraße eine Bleibe finden sollen. Sie habe "etwas Bauchschmerzen", so viele Menschen an diesem Fleck unterzubringen. Unterföhring sei doch eine "Gemeinde, die es im Kreuz hat", einen zweiten Standort zu finden. Zum Beispiel könne man doch überlegen, im ehemaligen Gasthof Gockl, wo in den Etagen Wohnungen geplant sind, Flüchtlinge unterzubringen. Das aber wollten die anderen Ausschussmitglieder nicht so gern hören.

Bereits seit Dezember 2013 ist bekannt, dass an der Bauhofstraße eine Unterkunft für Asylbewerber errichtet werden soll. Der Gemeinderat hatte sich in mehreren Sitzungen mit dem Thema befasst, allein es ging nicht voran mit dem Vorhaben. Dass inzwischen so viel Zeit bis zum offiziellen Bauantrag der HWZ vergangen ist, erklärte Geschäftsführer Thomas Zeitler mit den hohen bürokratischen Hürden, vor allem bei der Regierung von Oberbayern. "Erst seitdem es das Landratsamt selbst in die Hand genommen hat", gehe es mit dem Unterföhringer Projekt voran.

Zeitler und seine HWZ planen auf dem knapp 5000 Quadratmeter großen Grundstück im Außenbereich die Errichtung von zwei lang gezogenen Häusern in Holzbauweise. Im Februar 2016 können die ersten Flüchtlinge einziehen. Die Menschen sollen maximal zu fünft oder zu viert in Appartements wohnen, auch zwei behindertengerechte Einheiten gibt es. Geplant sind, wie von der Gemeinde gefordert, Sozial- und Verwaltungsräume, Waschküchen und ein Arztzimmer. Auf Drängen der Kommunalpolitiker gibt es einen Spielplatz für Kinder und einen Ballsportplatz für die Größeren. Die Dauer der Nutzung ist auf höchstens zehn Jahre angelegt. Die beiden Gebäude mit Erd- und Obergeschoss werden, anders als zunächst vorgesehen, nicht auf der Fläche am Umspannwerk errichtet, sondern auf einem Areal, das näher an S-Bahn und Kanal liegt. Auf dem ursprünglichen Grundstück will die HWZ Projekt GmbH einen Handwerkerhof bauen, den der Gemeinderat bereits befürwortet hat.

Die Ausstattung der Gebäude gefiel den Ausschussmitgliedern ebenso wie den Nachbarn. Einen Tag vor der Sitzung hatten Bürgermeister und Bauherr die Anwohner über die Planungen informiert und erneut der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass vor allem Familien mit Kindern die Häuser beziehen könnten. Die Lage allerdings wird weiterhin skeptisch gesehen - bei den Anwohnern und auch beim Helferkreis Asyl. Der nahe Kanal und die S-Bahn bereiten Sorgen: Man sei nicht hundertprozentig von diesem Standort überzeugt, sagte Susanne Skuballa vom Helferkreis. Und das auch wegen der Abgeschiedenheit. Dass die Gleise abgesichert und eine Fußgängerbrücke über den Kanal errichtet werden müssten, ist auch den Lokalpolitikern klar. Wegen der Brücke möchte die Gemeinde mit Eon verhandeln. Auf Anregung von Jutta Schödl wird das Rathaus zudem mit dem MVV über eine Busschleife zur Unterkunft sprechen. In Unterföhring setzt man darauf, dass der Helferkreis, in dem mittlerweile mehr als 180 Ehrenamtliche engagiert sind, bei der Integration der Gäste hilft. "Da bin ich sehr optimistisch", sagte der Bürgermeister. Man habe ja bereits Erfahrung mit der Willkommenskultur. In den Neunzigerjahren lebten schon einmal gut 100 Asylbewerber am Ort.

Kemmelmeyer kündigte an, dass es in der Verwaltung künftig eine Person geben werde, die sich hauptamtlich und ausschließlich mit der Flüchtlings-Thematik beschäftigen wird. Eine 450-Euro-Kraft für den Helferkreis, die ebenfalls im Rathaus tätig sein soll, hat der Gemeinderat jüngst genehmigt. "Über eine zweite kann man reden", so der Bürgermeister. Unterföhring will gut aufgestellt sein - damit man sich intensiv um die 175 Menschen an der Bauhofstraße kümmern kann und auch um die 300 Flüchtlinge in der Traglufthalle, die als Notunterkunft im November an der Ottostraße aufgestellt wird.

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