Unhaltbar:Wo Hausmeister zu DJs werden

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In der Baader gibt es reichlich alternative Kneipen - darunter auch das "Unhaltbar". (Foto: Sara Zinnecker)

In der Unhaltbar, der alternativen Kneipe in der Baaderstraße, gibt es Hausmeister, die DJ Tüv heißen, und Münchner, die ganz privat feiern.

Sara Zinnecker

Die Baaderstraße hat die alternativen Plätze gepachtet. Nicht nur reiht sich eine Indie-Bar an die nächste. Es koexistieren hier auch einige, teils alteingesessene Künstlerateliers und immer wieder muss man sich unter Baugerüsten hindurch den Weg zu den höheren Hausnummern bahnen. Das Ziel an diesem Abend, die Nummer 49.

Die Bar trägt den schönen Namen Unhaltbar. Von der Bezeichnung animiert, formt sich im Kopf bereits die Vorstellung eines ausgelassenen Feier-Freitagabends. Doch dann das: "Geschlossene Gesellschaft". Einige der Geladenen stehen vor der Tür und ziehen an ihren Zigaretten. Rauchverbot gilt wohl selbst bei solchen Exklusivtreffen. Schon ist man geneigt, sich umzudrehen und zu gehen, als einer ruft: "Kommt doch rein". Die Begründung, es gebe dort drinnen ohnehin einen Männerüberschuss, soll diesmal genügen, um sich unter die Gäste zu mischen.

Die Bar ist gut gefüllt. Der erste Eindruck: Schlicht und funktionell. Alles da, was es für eine Party braucht, aber auch nicht mehr: Ein kleiner Raum, ein rechtwinkliger Tresen, dahinter ein DJ-Pult und eine imposante Aufreihung verschiedener Spirituosen. Von der Decke baumeln an unterschiedlich langen Kabeln Glühbirnen. Nicht die Normalgröße, nein, diese hier sind größer.

In Kombination mit den Aluminiumrohren, die sich an der Decke winden und wohl zur Lüftung gehören, könnte man fast meinen, man hätte sich im Keller verirrt: Doch das orangene, gedimmte Licht und die Wärme, die den Raum einnimmt, holen die Kneipe auf ein gemütliches Erdgeschoss-Niveau zurück.

Tische sind ganz am Rand vereinzelt vorhanden, eine lange Sitzbank zieht sich an einer Wand entlang. Dort stapeln sich zwar eher leere Flaschen, Mäntel und Jacken, doch die muss man im Zweifel einfach zur Seite schieben. Oder sich direkt an die Bar setzen. Hier lässt sich das bunte Treiben beobachten, während Zeit zum Überlegen bleibt, welcher der zahlreichen Biersorten man den Vorrang gewährt: Von Astra bis Tegernseer ist fast alles dabei.

Die Party feiern fünf Münchner Mittdreißiger deshalb, weil die gemeinsamen Feste immer seltener werden. Für die richtige Portion Beat sorgt DJ Tüv. Und auch wenn sich über die Wahl dieses Künstlernamens nur rätseln lässt, ist doch eines gewiss: Im richtigen Leben ist Christof Friebe Deutschlands beliebtester Hausmeister. Seine Schüler am Max-Born-Gymnasium in Fürstenfeldbruck haben ihn in einer landesweiten Abstimmung vorgeschlagen - und dann für ihn gevotet.

Dass die Unhaltbar von Privatleuten angemietet wird, kommt öfter vor. Sie ist eine von wenigen Bars in München, wo eine feste Raummiete entfällt und die Barcrew am nächsten Tag das Aufräumen übernimmt. Einzige Bedingung: Es müssen unter der Woche mindestens 35, am Wochenende mindestens 50 Partygäste zusammenkommen.

Wenn sich einmal keine "Geschlossene Gesellschaft" anmeldet, gibt es donnerstags Sixties, Garage und Northern Soul, freitags und samstags Indie und Alternative. Auch Fußballfreunde kommen auf ihre Kosten: Die Übertragung diverser Bundesligapartien ist Tradition. Die Unhaltbar, so der Eindruck, wird sich halten unter Münchens Lokalitäten.

Unhaltbar, Baaderstraße 49, 80469 München. Reservierungen unter: 0163 - 27 54 177. Geöffnet Di - Sa ab 19 Uhr. Manchmal ist unter der Woche aber auch geschlossen. Unter www.unhaltbar.info kann der aktuelle Wochenplan abgerufen werden.

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