Ude-Nachfolge:"München ist reif für eine Frau als OB"

Sozialreferentin Brigitte Meier will auf Christian Ude folgen. Und auch die Grünen diskutieren über eine weibliche Kandidatin.

Dominik Hutter

In der Debatte um die Nachfolge von Oberbürgermeister Christian Ude gerät immer mehr eine Frage in den Vordergrund: Ob es nicht an der Zeit wäre, eine Frau ins Rennen um den Chefposten im Rathaus zu schicken? Bei den Grünen wird darüber bereits intern diskutiert, nun hat sich auch Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) klar positioniert: "Ich glaube, dass München und auch die Münchner SPD reif sind für eine Frau als Oberbürgermeister", erklärte sie im Gespräch mit der SZ - und machte gleich klar, wen sie für eine geeignete Kandidatin hält: "Ich traue mir das zu."

Ude-Nachfolge: Brigitte Meier: "Ich glaube, dass München und auch die Münchner SPD reif sind für eine Frau als Oberbürgermeister."

Brigitte Meier: "Ich glaube, dass München und auch die Münchner SPD reif sind für eine Frau als Oberbürgermeister."

Mit diesen ungewöhnlich deutlichen Worten hat die 46-Jährige nun demonstrativ ihren Handschuh in den Ring geworfen. Unter den vier denkbaren SPD-Kandidaten, die Münchens Parteichef Hans-Ulrich Pfaffmann im Januar präsentiert hatte, ist Meier die einzige Frau. Wirklich offensiv hat aber bislang nur Wirtschaftsreferent Dieter Reiter für seine Person geworben. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl wie auch Pfaffmann selbst halten sich eher zurück. Da Reiters Taktik bei der Parteibasis für Verstimmung gesorgt hat, ist Meiers Vorstoß durchaus riskant.

Die Sozialreferentin, die ihr Amt erst vor sieben Monaten angetreten hat, betont denn auch die alles entscheidende Rolle der Münchner SPD bei der Kandidatenkür. Der nun eingeschlagene Weg mit vier Kandidaten, die an der Basis für sich werben müssen, bedeute eine "irrsinnige Chance" für die Partei - er stehe für Demokratisierung, Offenheit und Selbstbewusstsein. Die Partei könne deutlich machen, über welch attraktives Personaltableau sie verfüge, erklärte Meier.

Von einer Frau auf dem OB-Sessel erhofft sich die Sozialreferentin einen neuen Politikstil: mehr Einfühlungsvermögen sowie eine prinzipiell andere Herangehensweise an die Herausforderungen des Spitzenamts. Fürs Münchner Rathaus wäre dies Premiere, eine Oberbürgermeisterin taucht bislang in den Annalen nicht auf. Immerhin: 1990, unter OB Georg Kronawitter (SPD), schaffte es mit der Grünen Sabine Csampai erstmals eine Frau ins Büro des dritten Bürgermeisters. 1993 wurde dann Gertraud Burkert (SPD) zweite Bürgermeisterin - ein Amt, das 2006 an Christine Strobl (SPD) überging.

Auf dem Stuhl des dritten Bürgermeisters sitzt dagegen seit 1996 wieder ein Mann: Hep Monatzeder, der als einziger Grüner bereits offen seinen Wunsch nach einer OB-Kandidatur geäußert hat. Parteiintern aber kursiert durchaus der Wunsch, den Aufbruch in die Nach-Ude-Ära unter weiblicher Führung zu wagen. Monatzeder ist unter den hinter vorgehaltener Hand kursierenden Aspiranten der einzige Mann. Immer wieder genannt werden Landtags-Fraktionschefin Margarete Bause (die selbst allerdings abgewunken hat), Bayerns Grünen-Vorsitzende Theresa Schopper, Stadträtin Sabine Nallinger und gelegentlich auch die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm.

Bei der CSU dagegen spielt die Kandidatinnen-Frage derzeit keine Rolle: Die Partei hat erst kürzlich bekräftigt, erneut mit Fraktionschef Josef Schmid in den Wahlkampf ziehen zu wollen.

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