TU:Universität will nach Westen wachsen

TU-Präsident Herrmann wirbt vor dem Garchinger Stadtrat für eine Verlegung der alten B 11. Dadurch würde Platz für eine Vergrößerung des Campus' gewonnen und die bisherige Straße könnte Teil eines Radschnellwegs werden. Knackpunkt sind die Kosten

Von Gudrun Passarge, Garching

Wenn die alte Bundesstraße B 11 neben dem Campus in Garching westlich verschwenkt würde, wäre das für TU-Präsident Wolfgang Herrmann eine "Weichenstellung ohnegleichen" für die Zukunftsplanung der Technischen Universität. Die Idee einer Umgehungsstraße für Dietersheim in Richtung Autobahneinfahrt Garching-Nord nennt Herrmann "ein Geschenk für eine harmonische Erweiterung unseres Campus". Der TU-Präsident war eigens in den Garchinger Stadtrat gekommen, um für die Idee zu werben. Die Stadträte stellten die Weichen und beauftragten Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), Verhandlungen zu führen. Allerdings soll sich der Freistaat an den Kosten beteiligen. "Wenn Sie das wollen, dann dürfen Sie auch gut in die Tasche greifen", sagte Josef Euringer, Fraktionschef der Bürger für Garching.

Schon lange wünschen sich die Bewohner von Dietersheim (Gemeinde Eching) eine Umfahrung ihres Ortes. Besonders favorisiert wird dabei die so genannte Variante 4a, die über Garchinger Flur verläuft in Richtung östlicher Autobahnzubringer zur A 9. Bürgermeister Gruchmann geht es nach eigenen Worten darum, gemeinsam mit Herrmann ein Signal zu setzen für den Freistaat Bayern, dass dieses Projekt gewollt ist und "wir bereit wären, dem Campus weiteren Raum einzuräumen".

TU: Die ehemalige Bundesstraße B 11, die Freisinger Landstraße, steht den Erweiterungsplänen der Technischen Universität im Weg.

Die ehemalige Bundesstraße B 11, die Freisinger Landstraße, steht den Erweiterungsplänen der Technischen Universität im Weg.

(Foto: Catherina Hess)

Der Bau der Straße würde unter Federführung Echings laufen. Laut Gruchmann böte sich für Garching die Möglichkeit, den stark wachsenden Verkehr im Norden - auch wegen der Kommunikationszone - aufzufangen und die Ortsdurchfahrung ab der Ludwig-Prandtl-Straße bis zur B 471 zur Ortsstraße herabzustufen. Die Verwaltung rechnet mit Gesamtkosten von circa 20 Millionen Euro, Garching müsste etwa 25 Prozent davon zahlen. Dabei sind allerdings noch keine Kosten für Grunderwerb, eventuellen Ausbau eines Brückenbauwerks oder Ausgleichsflächen eingerechnet. Insgesamt könnten neun Millionen Euro fällig werden. "Natürlich haben wir den Wunsch und den Willen, dass wir den Freistaat mit ins Boot holen, um die Finanzen stemmen zu können", so Gruchmann.

Herrmann sagte im Stadtrat seine Unterstützung zu: "Sie können sich darauf verlassen, ich werde mich vehement dafür einsetzen, dass Sie so viel wie möglich der anfallenden Kosten ersetzt bekommen." Er erklärte, warum eine Erweiterung dringend nötig sei. Gerade werde die Mensa gebaut, die Fakultät der Elektrotechnik und Informationstechnik hatte vor kurzem ihren Spatenstich und wenn es nach Herrmann geht, wird an der Stelle, wo die alte Mensa steht, auch noch ein Besucher- und Informationszentrum entstehen. Fünf Millionen Euro an Spenden habe die TU schon eingesammelt, 15 Millionen könnte das Gebäude kosten. Das Haus soll nicht nur Fortschritte der Wissenschaft nach außen kommunizieren, sondern es könnte auch ein Haus der Alumni, also ehemaliger TU-Studenten, werden und Teile der Verwaltung beherbergen. "Aber das ist noch ein bisschen Zukunftsmusik."

Der Platz am Campus sei weitgehend ausgereizt, erläuterte Herrmann. Nach Norden ist eine Erweiterung nicht möglich, weil dort der Landschaftsschutz im Wege stehe. Deswegen richtet sich der Blick nach Westen. Circa 150 000 Quadratmeter könnten dort für den Campus erschlossen werden, schätzt Herrmann.

Grundsätzlich wurde die Erweiterung des Campus von den Stadträten sehr positiv bewertet. Doch alle wiesen auf die Finanzierung hin. Hier müsse der Bürgermeister gut verhandeln. "Kommen sie miteinem für uns sehr leeren Rucksack zurück", gab ihm etwa Florian Baierl, Fraktionssprecher der Unabhängigen Garchinger, mit auf den Weg. Er erinnerte zudem an das Verkehrsgutachten von Harald Kurzak, wonach die geplante Verschwenkung der Variante 4a "verkehrstechnisch nicht geht". Deswegen müsse das Gutachten in dem Beschluss mitbedacht werden.

Als Vorteil wurde von den Stadträten die Möglichkeit bewertet, die alte B 11 in Richtung Eching als Fahrradstraße und damit Teil des geplanten Radschnellwegs zu nutzen. CSU-Fraktionschef Jürgen Ascherl hofft, dass auf einer Ortsstraße auch ein Lkw-Verbot realisiert werden könnte.

Ein Anliegen war den Stadträten, die TU-Vertreter auf die örtliche Geothermiegesellschaft EWG hinzuweisen. In der Vergangenheit hatte es Missstimmung gegeben, weil die TU ihre Gebäude an ihr eigenes älteres Heizkraftwerk anschließt. Sie seien sich des Problems bewusst, aber in haushaltsrechtlichen Restriktionen gefangen, sagte Florian Loibl, Referent des TU-Kanzlers, dazu. Aber sie hätten Siemens und SAP, die sich ansiedeln wollen, die Geothermie "ans Herz gelegt". Auch die neuen Studentenwohnheime würden mit Erdwärme versorgt.

Der Stadtrat beschloss einstimmig, Bürgermeister Gruchmann den Verhandlungsauftrag für das Straßenprojekt zu geben und die Finanzierung zu klären. Sichergestellt sein muss jedoch, dass eine Verlängerung der U 6 nach Eching nicht verbaut wird und auch Windräder im Norden Garchings möglich bleiben.

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