TU Garching:Knobeln mit dem Oberhäuptling

TU Garching: Volle Konzentration auf allen Ebenen: Teilnehmer des Tags der Mathematik in Garching.

Volle Konzentration auf allen Ebenen: Teilnehmer des Tags der Mathematik in Garching.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Tag der Mathematik an der Technischen Universität in Garching soll Schülern Zahlen und Formeln spielerisch näherbringen. Er kommt so gut an, dass die Organisatoren Interessenten abweisen müssen.

Von Marie Ludwig, Garching

Hunderte Kinder strömen aus der U-Bahnstation am Garchinger Forschungszentrum. "Eins, zwei, drei, vier", singen die Schüler im Chor und hüpfen zählend die Treppenstufen hoch. Heute wird sich bei ihnen alles ums Rechnen drehen - denn es ist der Tag der Mathematik. Mehr als 500 Schüler aus der fünften bis zehnten Jahrgangsstufe haben sich am Samstag in der Technischen Universität eingefunden, um einen Tag mit Knobeln, Rechnen und spielerischen Workshops zu verbringen. Denn was hat "Findet Nemo" mit Mathe zu tun? Sind Gedankenlesen und die Fähigkeit, Dinge verschwinden zu lassen, wirklich mathematisch zu erklären? Und wie lautet die Formel, um Geheimnisse zu bewahren oder Gerüchte zu verbreiten?

"Gerüchte", "Geheimnis", hört man es in den Reihen der mehr als 500 Kinder in Hörsaal 1 flüstern, während Vanessa Krummeck das Tagesprogramm vorstellt. Seit Oktober hat sie zusammen mit Silke Karl vom Bayerischen Philologenverband das Programm für den Tag der Mathematik zusammengestellt. "Wir machen das nun zum siebten Mal und das Feedback ist toll", sagt Karl und nickt ihrer Kollegin zu.

40 Schulen nehmen an der Aktion Teil

Mit nur wenig Werbung hätten sich in diesem Jahr allein rund 750 Kinder gemeldet. "Leider haben wir aber nur 520 Plätze ", sagt Krummeck und unterstreicht damit den Bedarf an solchen Veranstaltungen. Insgesamt nehmen 40 Schulen am Tag der Mathematik teil. Mit dieser Aktion wolle sie den Kindern vor allem zeigen, wo man Formeln, Zahlen und Logik im Alltag begegnet.

"Es geht heute nicht darum die Besten der Besten zum Rechnen zu bekommen", erklärt Jürgen Richter-Gebert. Er ist Professor und Dekan der Fakultät für Mathematik, stellt sich den Kindern aber lieber als "Oberhäuptling" vor. Die Bereitstellung der Mittel für die Veranstaltung ist für ihn "selbstverständlich". Es sei unglaublich wichtig, Schülern auch eine andere Seite der Mathematik zu zeigen. Denn um diese andere Seite soll es heute gehen.

Je mehr Punkte, desto höher die Chance auf einen der Preise

Und dann geht es auch schon los! Ein Schwarm aufgeregter Kinder ergießt sich aus dem Hörsaal in die Vorhalle. Gedränge an den Ständen der Aufgabenblätter. Gerangel um die besten Plätze. Dann rotten sich die Kinder in Dreier- und Viererteams zusammen und holen ihre Taschenrechner hervor. Für jede richtige Lösung bekommen die Teams Punkte. Je mehr Punkte ein Team hat, umso höhere Chancen hat es später bei der Ziehung der Gewinne. "Wir haben dieses Jahr wieder mathematische Knobelspiele für die ersten Plätze ausgesucht", erklärt Krummeck. Und diese sind für alle schon in Sichtweite.

Für die Fünftklässler Felix, Severin und Daniel vom Karlsgymnasium aus Pasing ein richtiger Ansporn: "Natürlich wollen wir gewinnen!", ruft Felix und wirft einen schnellen Blick auf die in Klarsichtfolie verpackten Gewinne. Severin kaut auf seinem Bleistift. Die Aufgabe mit den Primzahlen scheint ziemlich ausgefuchst zu sein. Doch zusammen arbeiten die drei schnell und haben das Matherätsel bald gelöst. Nächste Aufgabe.

Die Schüler kommen freiwillig

An einem Tisch neben dem Ausgang der silbernen Rutsche, von der man aus dem ersten Stock ins Erdgeschoss rutschen kann, sitzen Anna und ihre Freundinnen vom Sankt-Anna-Gymnasium aus München. Mit gerunzelter Stirn brüten die vier über der Aufgabe "Elefantenmampferei". "Wir haben uns freiwillig für den Tag mit Mathe gemeldet", sagt Anna und lacht, als könne sie es selbst kaum glauben, was sie da sagt. "Hier können wir zusammen mal ganz locker knobeln", wirft Annas Klassenkameradin Helena ein und beißt in ein Stück Banane. Die Achtklässlerin ist schon zum zweiten Mal dabei und hat ihre Freundin dazu motiviert, dieses Jahr auch mitzukommen. Der Matheunterricht in der Schule sei definitiv nicht das Gleiche. "Wir freuen uns hier vor allem auf die Workshops", sagt sie.

Denn neben dem Rechenwettbewerb gibt es am Tag der Mathematik auch die Möglichkeit, Vorträge zu hören, und den Mathesport und Mini-Workshops zu besuchen. Dort können die Schüler zum Beispiel ihr eigenes 3-D-Puzzle bauen, sich in Kryptographie - der Ver- und Entschlüsselung von Codes - und im Zaubern üben. "Wir wollen mit dem Tag der Mathematik einmal ganz spielerisch an das Thema Mathe herangehen", erklärt Vanessa Krummeck. Dieses Konzept findet auch Silke Richartz toll. Sie unterrichtet Mathe, Informatik und Physik am Josef-Effner-Gymnasium in Dachau und ist zum ersten Mal beim Mathetag mit dabei: "Mathe ist bei vielen Kindern so negativ besetzt - solche Tage sind da Gold wert."

Und auch wenn zum Schluss nur einige Klassen die Gewinne abstauben, bekommt doch jeder das Überraschungsgeschenk überreicht: einen Treppenläufer. Surrend lassen die Schüler die bunten Spiralen durch ihre Finger gleiten. Mathe kann auch schön sein.

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