Traglufthallen:Beispielhafter Pragmatismus

Im Sommer war es in ihnen heiß. Jetzt ist bei einer Evakuierung eine Halle zusammengesackt. Die provisorischen Unterkünfte des Landkreises für Flüchtlinge haben ihre Macken. Trotzdem stehen sie für den richtigen Umgang mit einer bisher einmaligen Herausforderung

Von Martin Mühlfenzl

Im Sommer war es die Hitze, die den Bewohnern der Traglufthallen in Neubiberg und Taufkirchen das Leben schwer machte. Vor Kurzem riss ein falscher Alarm die Menschen in der Taufkirchener Unterkunft aus dem Schlaf - und jetzt mussten die Bewohner in Neubiberg in Sicherheit gebracht werden. Die Sicherheitskräfte bemerkten einen gasähnlichen Geruch und leiteten die Evakuierung ein, ehe die Halle auf die Stützpfeiler hernieder sank. Diese Beispiele machen deutlich, dass die Traglufthallen ihre Macken haben - unsicher aber sind sie nicht.

Und so können auch die teilweise dramatischen Meldungen vom "Einsturz" der Halle, die noch in der Nacht durchs Netz geisterten, nichts daran ändern, dass der Landkreis München ein Modellprojekt vorantreibt - ein Vorhaben, das viele andere Landkreise ebenfalls aufgegriffen haben, das von der Landeshauptstadt indes weiter vehement abgelehnt wird. Bisher gibt es von den vier Standorten der aufblasbaren Herbergen in Neubiberg, Unter- und Oberhaching sowie Taufkirchen fast ausschließlich Positives zu berichten; nicht zuletzt der Einsatz der Ehrenamtlichen des Helferkreises in der Nacht zum Dienstag macht deutlich, wie nahe diese an den Bewohnern dran sind. Und die Hallen erweitern den logistischen Spielraum des Landkreises deutlich - binnen kürzester Zeit konnten die Mitarbeiter die Menschen in Wörnbrunn in einer Halle baugleicher Art unterbringen. Und sie werden sie am Wochenende ohne großes Aufsehen wieder in die dann reparierte Traglufthalle nach Neubiberg zurückbringen.

Kritiker bemängeln, Flüchtlinge auf Dauer in solchen Hallen unterzubringen, sei unwürdig. In diesem Punkt kann man ihnen nicht widersprechen. Die Art und Weise aber, wie der Landkreis mit den Traglufthallen kurzfristig auf die steigenden Flüchtlingszahlen reagiert hat und weiter reagieren wird, darf als beispielhafter Pragmatismus bezeichnet werden. Ohne den geringsten Hang zur Dramatisierung.

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