Tradition:Ein "Hü" für Ross und Reiter

Tradition: Die Tradition des Stephaniritts reicht bis 19. Jahrhundert zurück. Auch in diesem Jahr werden am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder tausende Besucher die Kalt- und Warmblüter in Oberhaching bestaunen.

Die Tradition des Stephaniritts reicht bis 19. Jahrhundert zurück. Auch in diesem Jahr werden am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder tausende Besucher die Kalt- und Warmblüter in Oberhaching bestaunen.

(Foto: Claus Schunk)

Bis zu 100 Kalt- und Warmblüter werden am zweiten Weihnachtsfeiertag beim großen Stephaniritt in Oberhaching erwartet.

Von Michael Morosow, Oberhaching

Am zweiten Weihnachtsfeiertag wird wieder einmal der Duft von Weihrauch und Pferdeäpfeln den Kirchplatz in Oberhaching erfüllen. Nicht nur die erfreulichen Wetterprognosen für diesen Tag versprechen einen großen Auflauf - es gilt auch, ein kleines Jubiläum zu feiern: Der traditionelle Stephaniritt geht heuer zum 40. Mal nach seinem Wiederaufleben im Jahr 1977 über die Bühne.

Bei gutem Wetter kann Oberhaching wohl gut 2000 Schaulustige begrüßen

Florian Schelle, Vorsitzender des Stephanivereins, erwartet bis zu 100 fein herausgeputzte Kalt- und Warmblüter, viele davon aus dem Oberland, sowie mehrere aufwendig geschmückte Wägen und Kutschen. Und wenn Petrus tatsächlich mitspielt, werden wohl noch mehr als gut 2000 Schaulustige wie im Vorjahr dem segensreichen Spektakel beiwohnen.

Um 13 Uhr ist Aufstellung am Deisenhofener Maibaum, dann ziehen Ross und Reiter im sachten Trab zur Ortskirche St. Stephan - hoch zu Ross und vorneweg Bürgermeister Stefan Schelle auf einer Stute. Die Besucher können zwei große Festwagen bewundern, auf denen Miniaturmodelle beider Oberhachinger Kirchen thronen, fest zum Zug gehören auch die feierlich verzierten Wagen, aus denen die Mitglieder der Trachtenvereine, des Burschen- und der Schützenvereins und des Gemeinderats den Besuchern zuwinken - begleitet von einer Blaskapelle.

Ein Umzug gegen Feiertagskrankheiten

Die Geschichte des Stephaniritts reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, wobei die Motivation dazu nicht eben eine christliche, sondern eine durch und durch profane war. Damals hatte jeder Bauer Kaltblüter im Stall stehen, und da an den Feiertagen die Arbeit auf den Feldern ruhte, standen die Pferde untätig im Stall herum und holten sich die "Feiertagskrankheiten" wie etwa den Kreuzverschlag. Der Stephaniritt wirkte also vorbeugend. Und der Segen - "wenn er nicht hilft, schaden tut er nicht", sagt Florian Schelle. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition eingestellt. Bis Schelle, einige Freude und der damalige Bürgermeister Nikolaus Aidelsburger im Weißbräu an einem Tisch saßen und dem Anknüpfen an die alte Tradition ein Hü gaben.

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