"Too good to go":Vor der Tonne gerettet

Zwei Betriebe im Kreis beteiligen sich an Initiative gegen Lebensmittelverschwendung

Von Selina Bettendorf, Unterschleißheim

Katharina Mau hat Hunger. Die Studentin erkundigt sich im Netz, welche Restaurants und Lebensmittelgeschäfte Speisen über das Portal "Too good to go" anbieten und bestellt über ihre App eine Mahlzeit, und zwar beim Bäcker in ihrer Straße. Sie bezahlt per Paypal. Und lässt sich überraschen, was in ihrem Lunchpaket drinsteckt. Zwischen 15 und 15.30 Uhr geht sie in die Bäckerei, zeigt am Handy die Buchung vor und erhält mehrere Tüten voll mit Essen. Es gibt eine ganze Tragetasche voller Semmeln, zusätzlich Kuchen und Salate - und all das für drei Euro. Katharina Mau speist opulent mit ihrem Freund, doch es ist so viel, dass es auch noch für das Frühstück tags darauf reicht.

"Too good to go" wurde von einer Handvoll junger Leute Ende 2015 gegründet. Mit ihrer App wollen sie etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun, denn global wird mehr als ein Drittel aller produzierten Lebensmittel unnötigerweise weggeworfen. Über das Portal können die beteiligten Gastrobetriebe und Händler überzählige Lebensmittel verkaufen und damit ihren Ausschuss verringern. "Wenn wir nur die Hälfte des weggeworfenen Essens vor der Tonne retten würden, könnten wir die ganze Welt satt bekommen", heißt es auf der Internetseite des Projekts. Aktuell läuft die Initiative in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Norwegen, Großbritannien und der Schweiz. Bislang wurden schon 1,5 Millionen Mahlzeiten gerettet und dadurch 2500 Tonnen CO₂ eingespart.

In der Münchner Innenstadt gibt es einige Betriebe, die bereits an der Aktion teilnehmen, im Landkreis sind es bislang nur zwei. Die Hendlgrillerei in Ottobrunn und seit gut drei Monaten auch das Hotel Infinity in Unterschleißheim.

"Vor ein paar Monaten hat eine unserer Mitarbeiterinnen von der App erfahren und sie in der Konferenz vorgestellt. Wir waren alle dafür und haben die Idee direkt umgesetzt", erklärt Infinity-Marketingmanagerin Isabella Gaali. Pro Tag stellt das Unternehmen drei Mahlzeiten zum Verkauf in die App: Vom warmen Mittagsbuffet im Hotel blieb vorher immer noch einiges übrig, das hat sich jetzt geändert.

Kunden der App können am Tag, wenn die Mahlzeiten nicht schon ausverkauft sind, für 3,90 Euro im Hotel eine Portion bestellen und zu einer bestimmten Zeit abholen. Für die Kunden werden die Boxen mit warmem Mittagessen vollgepackt. Es gibt Gemüse, Fleisch, Fisch und Beilagen. Ein Euro vom Verkaufspreis geht dabei an die Betreiber der App. Diese nutzen diesen Obulus beispielsweise für die Weiterentwicklung der Technologie, den Kundenservice, die Bezahlgebühren.

Katharina Mau zählt als Studentin zur logischen Kundengruppe, im Hotel sind die App-Nutzer komplett gemischt. Manche Arbeitnehmer holen sich ihr Mittagessen, eine Mutter kauft regelmäßig für ihre Familie ein. Die drei Mahlzeiten, die Infinity pro Tag zur Verfügung stellt, sind fast immer ausverkauft. Dass bisher nur zwei Restaurants im Landkreis dabei sind, findet Marketingmanagerin Gaali schade. In diesem Punkt gehe es nicht um Konkurrenz, denn für das Unternehmen ist es ein Nullgeschäft. Viel wichtiger sei, der Umwelt etwas Gutes zu tun.

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