Toleranz:Der Landkreis ist bunt

Beim Fest der Kulturen in Ottobrunn zeigt sich: Wo Flüchtlinge willkommen sind, entsteht eine aktive Bürgergesellschaft. Die Menschen helfen sich, feiern zusammen und finden Gemeinsamkeiten für ihr Leben

Von Claudia Engmann, Ottobrunn

Bereits zum dritten Mal haben die Ottobrunner Bürger ein "Fest der Kulturen" im Wolf-Ferrari-Haus gefeiert. Von der lokalen Agenda 21, zu der auch Neubiberg gehört, und vielen Freiwilligen organisiert, gab es viele Informationen, vor allem aber wurden die zahlreichen Gäste mit Tanz und Gesang unterhalten: Denn diese wirken gemeinschaftsstiftend und entbinden von der Schwere der Dinge, wie Mitorganisatorin Aniko Balazs die Zuschauer im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal auf die Darbietungen mit einem Augustinus-Zitat einstimmte.

Zu Gast war auch Landrat Christoph Göbel mit seiner aus der Mongolei stammenden Frau. Während Göbel und Hausherr, der Ottobrunner Bürgermeister Thomas Loderer, vor allem den Helferkreisen und allen Menschen, die sich für die Flüchtlinge einsetzen, ihren Dank aussprachen, stellte Bürgermeister Günter Heyland aus Neubiberg die Frage, ob die, die heute nicht mitfeiern möchten, sich "möglicherweise lieber mit der Definition und Frage der sogenannten deutschen Leitkultur" beschäftigen, was auch immer das sein möge. So gespalten die Gesellschaft in der Frage der Zuwanderung und Integration auch sei, wichtig ist seiner Ansicht nach eines: Der Dialog darf nicht abbrechen. Das Hier und Heute beweise eine friedliche Koexistenz der Kulturen, welche sich hoffentlich schneller ausbreite als geschürter Hass und Terror, so Heyland.

Nach den Worten von Landrat Göbel haben von den 330 000 Einwohnern des Landkreises mehr als 50 000 keinen deutschen Pass. Die Menschen stammen aus 160 verschiedenen Nationen und machen den Landkreis München damit zu einem bunten Landkreis, von dem alle profitieren. Er wies darauf hin, dass es im Landkreis keine Kommune gebe, in der so viele Flüchtlinge lebten wie in Ottobrunn. Das sei etwas Besonderes und Vorbild für andere Gemeinden. Dieser aktiven Bürgergesellschaft wünsche er viel Erfolg, denn es sei von großem Wert, dass sich nicht Institutionen, sondern die Bürger am Ort einsetzten. "Die Welt ist in Ottobrunn zu Gast und auch zu Hause", sagte er.

Neben den Ottobrunner "Sweet Puppets" traten die Tanzgruppe "Lyzeum Club der Griechinnen", die Kindertanzgruppe "Stern" von der chinesischen Sprachschule in Bayern sowie weitere Gruppen mit albanischen, spanischen und türkischen Tänzen auf. Auch orientalischer Bauchtanz stand auf dem Programm. Die Trommlerband "German-african connection" von Michael Akpaglo aus Weilheim interpretierte musikalisch die Situation der Asylsuchenden hier in Deutschland. Zum Abschluss sang ein syrisch-assyrischer Chor.

In diesem Jahr gab es beim Fest der Kulturen auch eine Premiere: Asylbewerber hatten ein kurzes Theaterstück einstudiert, das mit den Szenen "Ahnungslosigkeit", "Ordnung bis zuletzt", "Freigiebigkeit" und "deutsches Klima" typische Probleme der Flüchtlinge in der neuen Heimat thematisierte.

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