Theater und Kabarett:Flüsterwitze im Leuchtturm

"der zerbrochene krug", münchner sommertheater

Auch Richter Adam wird in Heinrich von Kleists "Der zerbrochene Krug" zu sehen sein, aufgeführt vom Münchner Sommertheater im April.

(Foto: Peter Holz)

Beim Kubiz in Unterhaching ist Vielfalt Programm

Von Udo Watter, Unterhaching

Ein prekäres Verhältnis von Wahrheit und Lüge ist nicht nur im politischen Raum gefährlich, auch auf romantischer Ebene kann eine kleine Störung des Vertrauens peu à peu viel Schaden anrichten. In der tragischen Komödie "Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" von Éric Assous ist es ein harmloser Autounfall, infolgedessen das Beziehungs-Gleichgewicht zwischen dem Vorzeige-Ehepaar Marianne und Serge ins Wanken gerät: Der Fahrer des anderen Autos hat eine Cousine - Sophie, die vor langer Zeit Tür an Tür mit Serge lebte. Mariannes Verdacht flammt wieder auf, zwischen den beiden könnte damals etwas gewesen sein. Serge hatte das immer bestritten, aber wie war's wirklich?

Das Schauspiel von Éric Assous, für das der tunesische Autor 2015 den Prix Molière gewann, und dessen deutsche Adaption mit Mathieu Carrière und Marianne Katy Karrenbauer am 23. März im Kubiz gezeigt wird, dürfte einer der Höhepunkte der Unterhachinger Theatersaison werden. Die neue Frühjahrs/Sommer-Spielzeit, die wegen der Fußball-WM ein bisschen verschlankt ist, beginnt im Februar, Karten für die Einzelveranstaltungen kann man ab Montag, 15. Januar, im Kubiz erwerben, von Dienstag an auch online über www.reservix.de oder www.muenchenticket.de.

Um die Enthüllungen peinlicher Wahrheiten geht es auch in Heinrich von Kleists "Der zerbrochene Krug", welches das Münchner Sommertheater im April aufführt. Das Ensemble, dessen angestammter Spielort das Amphitheater im Englischen Garten ist, setzt sich aus freien Schauspielern und Musikern um die Regisseurin Ulrike Dissmann zusammen und hat sich der klassischen Komödie verschrieben. Kleists historisches Ritterschauspiel "Käthchen von Heilbronn" steht ebenfalls auf dem Spielplan, im Juni. Gleich zu Beginn der Saison gastiert die Münchner Volkssängerbühne im Kubiz und zeigt am 10. Februar ihre neue Produktion "Wa(h)re Männer" - eine "griechisch-bayerische Männeralbtraumkomödie".

Durchaus üppig ist trotz des leicht abgespeckten Programms das Angebot im Bereich Kabarett. Darunter sind prominente Namen bairischen Zungenschlags wie Michael Altinger ("Hell"), Christian Springer ("Alle machen, keiner tut was") oder Lisa Fitz ("Flüsterwitz"). Aber auch Newcomer wie das junge Münchner Duo Beier und Hang, das sein Programm "Schmutzige Wäsche 2.0" präsentiert. "Das sind neue Namen, die frischen Wind bringen", sagt Unterhachings Kulturamtsleiterin Ursula Maier-Eichhorn. Zudem stellt das Kabarett Distel aus Berlin sein Programm "Wenn Deutsche über Grenzen gehen" vor. Große Einschränkungen im Angebot muss auch der in Unterhaching ohnehin verwöhnte Freund von Tanzvorstellungen nicht hinnehmen: es gibt einen zeitgenössischen Ballettabend mit der B&M Dance Company, Flamenco aus Südfrankreich, einen klassischen, der "Kameliendame" von Camille Saint-Saëns gewidmeten Abend sowie zum Abschluss traditionell die hochkarätige Ballett-Gala der Salzburger Siba- Sommerakademie.

Opernfreunde dürfen sich auf Bizets "Carmen" freuen oder - inzwischen auch eine feste Größe im Kubiz - auf eine neue Auflage der Reihe mit Opern auf Bairisch. Das Ensemble mit Gerd Anthoff, Michael Lerchenberg oder Conny Glogger präsentiert bayerische Umdeutungen berühmter Musikdramen, unter anderem "Tannhäuser - oder: De Venus in der Kampenwand". Dazu gibt es wieder Lesungen, Jazz-Konzerte, und Ausstellungen, Kinovorführungen und das umfangreiche Kinderprogramm. Das Angebot ist - auch wenn Mitte Juni bis Mitte Juli wegen der WM nur wenige Vorstellungen sind - gewohnt vielfältig, ohne dass das Publikum Gefahr läuft, durch zu viele experimentelle Offerten überfordert zu werden. Und der Zuspruch ist in Unterhaching seit Jahren auf hohem Niveau. "Wir haben viele ausverkaufte Vorstellungen", so Maier-Eichhorn.

Nicht zu Unrecht behauptet Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) daher im Vorwort des neuen Programmhefts, das Kubiz habe sich in den vergangenen Jahrzehnten "zu einem Leuchtturm der Kultur im südlichen Landkreis München entwickelt". Die Wahrheit ist aber auch: Das Gebäude hat in dieser Zeit der Vergänglichkeit Tribut zollen müssen. Eröffnet im Oktober 1989 muss eines der ältesten Kulturhäuser im Landkreis sich 2018 einer Sanierung unterziehen. "Der Betrieb soll unbeschadet weiter gehen. Mehr wissen wir bis jetzt noch nicht", erklärt Maier-Eichhorn. Es wird also für die Unterhachinger auch heuer wieder viel Kulturgenuss geben und vielleicht wehen manchen Besuchern dabei sogar Erkenntnisse an, die Picassos Bonmot erhellt: "Kunst ist die Lüge, welche uns die Wahrheit begreifen lässt."

Neben Theater- und Kabarettabo gibt es noch ein Wahlabo und das Kinder-Abo. Abos werden im Kubiz verkauft. Einzelkarten sind seit dieser Woche im Kubiz, in der Bücherei und online über www.reservix.de, www.muenchenticket.de erhältlich.

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