Mittelschulen:Niemand will die Leistungssportklassen

Mittelschulen: Wie es mit der Eliteschule des Fußballs weitergeht, ist derzeit ungewiss.

Wie es mit der Eliteschule des Fußballs weitergeht, ist derzeit ungewiss.

(Foto: Claus Schunk)

Die Eliteschule des Fußballs galt wegen der Zusammenarbeit mit Profi-Vereinen als Prestige-Projekt. Doch inzwischen ist sie weder in Taufkirchen noch in Unterhaching willkommen. Unterhachings Bürgermeister Panzer stellt deshalb sogar den Mittelschulverbund infrage.

Von Iris Hilberth

Unterhachings Vorstoß, die Leistungssportklassen der Mittelschule 2018 nach Taufkirchen zurückzuschicken, könnte sich zu einem ernsthaften Streit der beiden Gemeinden ausweiten. Nachdem der Sozialausschuss in Taufkirchen am Dienstagabend auf Anraten der eigenen Mittelschule die Unterhachinger Anfrage einstimmig ablehnte, ist Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) empört:"Damit sehe ich dem Mittelschulverbund die Grundlage entzogen", sagt er. Eine solche Haltung würde dem Verbundgedanken widersprechen.

Einst galt der Titel "Eliteschule des Fußballs" als erstrebenswert. Als die damalige Leiterin der Mittelschule Taufkirchen, Gabriela Heckenstaller, 2012 mit ihrem Wechseln nach Unterhaching auch die Leistungssportklassen übersiedelte, verlor Taufkirchen ein Prestigeobjekt. Heute aber weint man dort den für den Nachwuchs von Vereinen wie dem FC Bayern, dem TSV 1860 München und der Spielvereinigung Unterhaching gedachten Klassen keine Träne mehr nach. Taufkirchens Schulleiter Franz Morawietz ist der Ansicht: "Das Projekt hat sich totgelaufen, weil die Mittelschule und der Profi-Leistungssport sich verändert haben."

Das 2014 eröffnete Schulhaus ist schon zu klein

Unterhaching hatten vor allem Platzprobleme in der neuen Grund- und Mittelschule am Sportpark veranlasst, die inzwischen nicht mehr auf Fußball beschränkten Leistungssportklassen wieder des Feldes zu verweisen und zurück nach Taufkirchen zu schicken. Denn durch einen starken Anstieg der Schülerzahlen vor allem in der Grundschule ist das erst im Januar 2014 eröffnete Schulhaus schnell wieder zu klein geworden. Die Unterhachinger Schulleitung ist jedoch nicht sehr glücklich über eine solche Lösung und würde die Klassen gerne behalten. "Wenn sie die unterbringt, gerne", sagt Bürgermeister Panzer.

Taufkirchen denkt gar nicht daran, seine Pforten wieder für die sportlich ambitionierten Mittelschüler zu öffnen. "Wir haben uns inzwischen zwei neue Schwerpunkte gesucht und ein gutes Konzept erarbeitet", sagte Schulleiter Morawietz in der Ausschusssitzung in Taufkirchen. Er verwies auf das Musikprojekt und das Modell 9+2, das einen mittleren Schulabschluss ermögliche. "Das Ansinnen von Unterhaching hat uns mehr als überrascht und ist vom Kollegium einstimmig abgelehnt worden", sagte Morawietz. Insbesondere der Brief von Unterhachings Hauptamtsleiter Thomas Portenlänger ist offenbar bei der Schulleitung überhaupt nicht gut angekommen. "Wir sind bereit, im Schulverbund zu helfen, wir lassen uns aber nicht vorschreiben auf welche Art und Weise", kritisierte Morawietz das Vorgehen der Nachbargemeinde.

Seinen Aussagen zufolge ist aber auch in den beiden anderen Mittelschulen des Verbunds, Oberhaching und Pullach, kein Platz für die Leistungssportler. "Oberhaching bleibt Wirtschaftsschule und ist voll, Pullach hat keine geeigneten Sportmöglichkeiten." Auch in Taufkirchen sei der Platz nicht allzu üppig. Zwölf Klassen besuchen derzeit die Mittelschule an der Pappelstraße, maximal 14 könnte Morawietz unterbringen, "allerdings mit Einschränkungen", betonte er.

"Die haben an Attraktivität verloren"

Das hieße: Kurzfristig könnte nur der Religions- und Kunstraum als Klassenzimmer belegt werden, notfalls auch der Ganztagsraum. Doch Morawietz verheimlicht nicht: Froh wäre er mit dieser Lösung nicht und für die Leistungssportklassen ist er dazu nicht bereit. "Die haben an Attraktivität verloren", sagt er, zumal er auch mit dem Ausstieg des FC Bayern rechnet, wenn deren Leistungssportzentrum in Fröttmaning fertig ist. Morawietz ist daher überzeugt, dass Unterhachings Bürgermeister offenbar auch nicht mehr hinter dem Projekt steht, "denn Raumnot kann man auch mit anderen Mitteln beheben."

Panzer weist dies vehement zurück: "Darum geht es gar nicht. Ich stehe zu dem Projekt, aber ich stehe auch zu meinen Bürgern. Ich habe eine neue Schule und nicht genügend Platz für meine Unterhachinger Schüler." Daher sieht er jetzt den Schulverband in der Pflicht, "vor allem wenn in einer andren Schule Platz ist".

Das Konzept passt laut Rektor Morawietz nicht zur Mittelschule

Morawietz' Resümee der Sportklassen, die er als Schulleiter in Taufkirchen in der Übergangsphase zwei Schuljahre lang miterlebte, fällt eher bescheiden aus. Es habe zwar viele Anfragen gegeben, "allerdings aus unterschiedlicher Motivation heraus", sagte er. Die wenigsten zukünftigen Fußballprofis besuchten die Mittelschule. Das klassische Leistungssportkonzept sei an der Mittelschule nicht praktikabel und erstrebenswert, hätten die Erkenntnisse des damaligen Projekt-Betreuers aus dem Lehrerkollegium, Ullrich Kurpas, ergeben.

Morawietz stellt im Sozialausschuss, den seine Argumente überzeugten, zudem klar, dass eine Rücknahme schon in 2018 überhaupt kein Thema sei. Die für das Projekt zuständige Regierung von Oberbayern habe noch gar keine Kündigung des Vertrags mit Unterhaching erhalten. Und selbst dann sei eine Frist von fünf Jahren vorgesehen. Das bestreitet Bürgermeister Panzer auch gar nicht. Von Kündigung sei noch gar nicht die Rede gewesen, es sei lediglich um eine erste Anfrage gegangen, das Problem im Schulverbund zu lösen.

Gleichwohl will Morawietz die Nachbargemeinde nicht hängen lassen und sich um eine Lösung im Schulverbund bemühen. Einzelne Schüler, sagte er, könne Taufkirchen schon aufnehmen, auch die M-Klassen wären eine Option. Darüber schüttelt Panzer allerdings nur den Kopf: "Aber das zeigt ja: Platz ist wohl da."

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