Taufkirchen/Unterföhring:Andachtsjodler mit dem Kommissar

Harald Krassnitzer

Moderiert und liest beliebte Weihnachtsgeschichten seines Salzburger Landsmanns Karl Heinrich Waggerl: Harald Krassnitzer.

(Foto: Ina Bauer / oh)

Der vor allem aus dem Wiener Tatort bekannte Schauspieler Harald Krassnitzer präsentiert "Das Salzburger Weihnachtssingen" mit verschiedenen Musik-Ensembles

Von Udo Watter, Taufkirchen/Unterföhring

Die Marktgemeinde Grödig, die am Fuße des Unterbergs im Salzburger Land liegt, erlangte in der Saison 2013/14 überregionale Bekanntheit - zumindest unter Fußballfans, die ihren Blick auch über die deutschen Grenzen hinausschweifen lassen. Die Mannschaft des SV Grödig wurde als Aufsteiger sensationell Dritter in der österreichischen Bundesliga und verpasste anschließend nur knapp die Qualifikation zur Euro-League-Gruppenphase. Nicht schlecht für eine Kommune mit rund 7200 Einwohnern.

Das kleine Fußballwunder ist inzwischen passé - der Hauptsponsor hat sich zurückgezogen und man spielt derzeit wieder drittklassig. Ein berühmter Sohn der Gemeinde hält sich dagegen seit vielen Jahren in der Beletage der deutschsprachigen Fernseh-Liga: der Schauspieler Harald Krassnitzer, bekannt geworden durch die Serie "Der Bergdoktor" und inzwischen vor allem als Wiener Tatort-Ermittler Moritz Eisner populär - hat unter anderem 2014 den Grimme-Preis und mehrmals den österreichischen Fernseh-Preis Romy gewonnen. Krassnitzer, der 1960 in Grödig geboren wurde und inzwischen teils auch in Deutschland mit seiner Frau Ann-Kathrin Kramer lebt, ist freilich auch jenseits des Bildschirms aktiv und gerade zur Weihnachtszeit auf deutschen und österreichischen Bühnen ein gefragter Protagonist.

In dieser Woche präsentiert er als Moderator und Erzähler das "Salzburger Weihnachtssingen" gleich zweimal im Landkreis München: Am Freitag, 9. Dezember, tritt er zusammen mit verschiedenen Musikgruppen im Unterföhringer Bürgerhaus auf und am Sonntag, 11. Dezember, im Taufkirchner Kulturzentrum. Krassnitzer, der seinen ersten Bühnenauftritt als Bub 1970 in einem Hirtenspiel hatte, wird dort unter anderem bekannte Weihnachtsgeschichten des im Salzburger Land aufgewachsenem Schriftstellers Karl Heinrich Waggerl lesen: "Warum der schwarze König Melchior so froh wurde", "Worüber das Christkind lächeln musste" oder "Die stillste Zeit im Jahr". Es sind stilistisch relativ einfache, aber mit liebevollem Humor und vor allem bewegend erzählte Weihnachtslegenden und Erinnerungen, die in der Kindheit des 1897 geborenen Autors wurzeln. "Die Art und Weise, wie er das beschreibt, bringt uns gleich in einen anderen Aggregatszustand", sagt Krassnitzer. Eine Stimmung gleichsam, die einen in eine durchaus nostalgische Geborgenheit einbettet, welche den üblichen, modernen Weihnachtswahnsinns eventuell entwaffnet. "Es ist eine andere Art der Verbundenheit, eine Spiritualität der Alltäglichkeit, nach der wir uns sehnen", erklärt Krassnitzer. Dabei spielt der dezidiert christliche Aspekt des Festes nicht unbedingt eine fundamentale Rolle. Karl Heinrich Waggerl war bekennender Atheist und Krassnitzer selbst ist auch "nicht mehr im Religiösen verwurzelt", wie er sagt. Gleichwohl ist die Liebe zu Weihnachten tief. "Die Form des Ritus ergreift einen."

Zu adäquaten besinnlichen Gestimmtheit trägt natürlich auch die Musik des Alpenraums in all ihren Facetten bei: In Taufkirchen singen etwa die Salzburger Domkapellknaben und -mädchen, dazu spielt die Hellbrunner Geigenmusi auf, der Chor der Musikschule Taufkirchen wird den Klassiker "Es wird scho glei dumpa" vortragen, der berühmte Andachtsjodler wird ebenfalls erklingen. In Unterföhring wird der Hackbrettvirtuose Thomas Gruber mit der Cellistin Maria Friedrich melancholisch-bluesige Klanglandschaften schaffen, das Zitherduo Jutta und Steffi zelebriert Stubenmusi, berührende Harfenklänge darf man von Sabine Gruber-Heberlein erwarten. "Es sind alles profilierte Musiker", sagt Krassnitzer. "Die Musik aus unsrem österreichisch-bayerischem Kulturkreis ist besonders geeignet, diese weihnachtliche Sehnsucht widerzuspiegeln." Generell sollen die Abende in Unterföhring oder Taufkirchen auf sanfte Art vermitteln zwischen Welten und Zeiten, zwischen Tradition und modern-kreativer Herangehensweise. Wichtig ist den Organisatoren, dass hier echtes Brauchtum entfaltet wird, dass Unverfälschtes zum Klingen kommt. Auch die Sprache, der Dialekt, spielt eine tragende Rolle. Daher funktionierten diese Lesereisen auch nur so richtig im süddeutsch-österreichischen Raum. "In Norddeutschland würde das schon wieder folkloristisch wirken", erklärt Krassnitzer.

Der 56-Jährige, ist derzeit viel beschäftigt - gerade erst wurde die Fernsehshow "Zauberhafte Weihnacht" mit ihm als Moderator in der Flachau aufgezeichnet. Krassnitzer, der als Bub weihnachtlich quasi umfassend sozialisiert wurde - wobei er Schreckgestalten wie Krampusse oder Buttenmandl nicht unbedingt schätzte ("Die waren für mich erschreckend. Da habe ich eher ein Trauma.") - findet daher selten Räume der Ruhe und Muße, die dem Attribut "stade Zeit" gerecht würden. Wenn er dann freilich im sanft illuminierten Licht Weihnachtsgeschichten auf der Bühne liest, dürfte die innere Besinnlichkeit einkehren und er den Stress abzustreifen. "In der unmittelbaren Situation gelingt es, dass dieses Gefühl wiederkommt."

Das originale "Salzburger Adventssingen" das vor 70 Jahren, 1946, ins Leben gerufen wurde, zur Keimzelle eines neuen Genres avancierte und seit 1960 im Großen Festspielhaus stattfindet, hat er als Kind einer Familie aus der Arbeiterklasse nie besucht. "Das konnten wir uns nicht leisten und das richtige G'wand haben wir auch nicht gehabt." Ski- oder Schlittenfahren war dagegen im Schatten des Unterberges immer drin. In der Erinnerung waren die Winter ja fast immer schneereich. Und Fußball gespielt hat Krassnitzer in seiner Jugend auch - beim SV Grödig.

Die "Salzburger Weihnacht" mit Harald Krassnitzer erklingt am 9. Dezember im Bürgerhaus Unterföhring (Karten gibt es unter Telefon 089/95 08 15 06 oder www.buergerhaus-unterfoehring.de) und am Sonntag, 11. Dezember, im Kultur- & Kongresszentrum Taufkirchen (Tickets gibt es unter Telefon 089/ 66 67 22-151 oder -1 53 sowie www.muenchenticket.de).

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