Flüchtlinge:Zwei Gemeinden, eine Notunterkunft

Neue Traglufthalle für Flüchtlinge

Die Taufkirchner Gemeinderäte suchen nach einer besseren Unterbringungsmöglichkeit als die derzeit in vielen Gemeinden stehenden Traglufthallen.

(Foto: Peter Kneffel)

Taufkirchen will Asylbewerber in einem Bürobau an der Grenze zu Ottobrunn unterbringen. Dort ist man anfangs nicht begeistert. Doch jetzt zeichnet sich eine Lösung ab, die beide Seiten mittragen können.

Von Iris Hilberth und Martin Mühlfenzl

Die Gemeinde Taufkirchen will in der Flüchtlingsunterbringung mit der Nachbarkommune Ottobrunn zusammenarbeiten. Am Donnerstagabend beschloss der Gemeinderat, dem Landratsamt zwei ehemalige Bürogebäude an der Lise-Meitner-Straße nahe der Ottobrunner Gemeindegrenze für die Einrichtung einer Notunterkunft anzubieten. Zwar stehen die Häuser komplett auf Taufkirchner Gebiet; doch sieht der Gemeinderat wegen der Lage jenseits der Autobahn 8 und damit weitab vom Hauptort als praktikabelste Lösung ein "interkommunales Projekt", bei dem beide Helferkreise kooperieren und die untergebrachten Asylbewerber auch auf die Ottobrunner Quote angerechnet werden.

Besser als die Traglufthalle

Der Vorschlag stammt von den Freien Wählern in Taufkirchen. Sie haben die beiden nicht mehr genutzten Gebäude aus den Siebzigerjahren, die laut Antrag in einem "sehr guten baulichen Zustand" sind, Anfang November ins Gespräch gebracht. Sie sehen darin eine bessere Alternative zur Unterbringung in der Traglufthalle. "In einem solchen Gebäude können fast alle konfliktträchtigen Ursachen einer Traglufthalle vermieden werden", finden sie und führen "offene Schlafstellen, keine räumliche Trennung nach Nationalitäten und Religionen" sowie "keine gesonderte Unterbringung von schutzwürdigen Personen" an.

Die Gebäude auf dem Gelände des Technik- und Innovationsparks (TIP) hingegen böten gerade Flure mit Räumen zu beiden Seiten, deren Einteilung flexibel sei, da die Trennwände in Trockenbau hergestellt seien. Es könnten beliebige Raumgrößen und Raumanordnungen hergestellt werden, der Eigentümer sei da offen. Auch Teeküchen und Sanitäreinrichtungen seien vorhanden.

Vor dem Haus fährt der Bus ab, Einkaufsmöglichkeiten in Ottobrunn sind nicht weit. "Auf jeden Fall ist das besser als das Provisorium in der Traglufthalle", urteilte SPD-Gemeinderatsmitglied Matteo Dolce, und auch die Grünen nickten zustimmend. Alles "wunderbar" also, wie Herbert Heigl von der CSU die Freien Wähler für ihre Idee lobte. Zumindest aus Sicht der Taufkirchner. Wären da nicht die große Entfernung dieses Gemeindeteils vom eigentlichen Hauptort und zugleich die unmittelbare Nachbarschaft zu Ottobrunn.

Dort war man nämlich zunächst nicht sonderlich angetan von der Taufkirchner Idee, FDP-Gemeinderat Axel Keller etwa warnte vor "Gettobildung". "Die Unterbringung dort steht und fällt mit dem Helferkreis", hatten bereits die Taufkirchner Grünen angemahnt, und genau das war der Knackpunkt bei der Idee. In Ottobrunn befürchteten Bürgermeister und Gemeinderat nämlich, dass eine Betreuung der Flüchtlinge von den Taufkirchnern im entlegenen Gewerbegebiet nicht funktionieren kann.

Der Ottobrunner FDP-Mann Keller war nun aber der Ansicht, dass an der Unterkunft kein Weg vorbeiführe und ersann eine Lösung des Konflikts. "Es ist sicherlich kein gewöhnliches Anliegen, mit dem ich mich an Sie wende", schrieb er dem Fraktionschef der Freien Wähler in der Nachbargemeinde, Michael Lilienthal. Wie wäre es also, wenn Ottobrunn mit seinem Helferkreis hier mit einspränge und im Gegenzug dafür eine "gewisse Zahl" an untergebrachten Flüchtlingen angerechnet bekäme? Lilienthal wiederum hatte "nichts dagegen, die Ottobrunner mit ins Boot zu holen" und modifizierte seinen Antrag entsprechend. Auch das Landratsamt habe ihm signalisiert, das interkommunale Projekt zu befürworten, wenn dies "ohne Knatsch" zwischen Ottobrunn und Taufkirchen ablaufe, so Lilienthal.

Ottobrunns Bürgermeister Loderer bleibt skeptisch

Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) steht dem Projekt indes skeptisch gegenüber und befürchtet, die Taufkirchner könnten sich aus der Verantwortung stehlen: "Das war mein erster Gedanke, als ich den Antrag gesehen habe. Schließlich liegt der Standort deutlich näher an Ottobrunn." Dennoch sei er "gesprächsbereit", sagt Loderer. "Vor allem müssen aber die Helferkreise gehört werden. Denn klar ist, bei diesem Vorhaben wäre vor allem unser Helferkreis gefordert." Der Standort selbst sei "nicht ideal", sagt der Rathauschef und ergänzt: "Wir werden in Ottobrunn unseren Weg unbeirrt weiter gehen, unabhängig von den Taufkirchner Plänen."

Bleiben noch die direkten Nachbarn der Gebäude an der Lise-Meitner-Straße. Wie Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) berichtete, prüft das Unternehmen Airbus derzeit noch "sicherheitsrelevante" Aspekte.

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