Taufkirchen:Wohnen über dem Einkaufszentrum

Taufkirchen, Einkaufszentrum an der Lindenstraße,

In der Lindenpassage stehen derzeit einige Läden leer.

(Foto: Angelika Bardehle)

Ein Investor will die Lindenpassage in Taufkirchen am Wald abreißen und durch sechsstöckige Gebäude ersetzen. Im Erdgeschoss sollen ein Vollsortimenter, ein Discounter und Einzelhandelsgeschäfte Platz finden. Bereits im nächsten Jahr könnte mit dem Bau begonnen werden

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Seit Jahren schon beklagen die Taufkirchner die mangelnde Attraktivität ihrer Einkaufszentren im Ortsteil am Wald. Das Konglomerat an kleinen Läden in S-Bahn-Nähe ist in die Jahre gekommen, das inzwischen ganz in der Nähe entstandene Gewerbegebiet am Grünwalder Weg in Unterhaching macht den Geschäftsleuten in der Linden- und Eschenpassage enorm Konkurrenz. Der Gemeinderat tüftelt seit Jahren eher erfolglos an Konzepten, die Einkaufsmöglichkeiten auf dem eigenen Gemeindegebiet wieder attraktiver zu gestalten. Vor zwei Jahren fand sich schließlich ein Investor, der mit der Lindenpassage Großes vorhat: Abriss und Neubau, ganz schick und zudem mit vielen Wohnungen. Noch aber steht die Lindenpassage, viele Läden sind inzwischen leer und bei den Leuten wächst die Ungeduld. Taufkirchen wartet auf den ultimativen Neuanfang am Lindenring.

Jetzt ist wieder Schwung in die Sache gekommen, in der jüngsten Gemeinderatssitzung wurden die Planungen der neuen Passage vorgestellt. Und wenn alles nun reibungslos weitergeht, könnte das Gremium Mitte 2016 endgültig grünes Licht für die Bebauung geben. Der Investor rechnet nach eigenen Aussagen mit einer Bauzeit von zwei Jahren.

Geplant ist ein neues, erdgeschossiges Einzelhandelszentrum mit Vollsortimenter, Discounter und mehreren Einzelhandelsgeschäften sowie eine darüber liegende Wohnbebauung. Das hohe Apotheken-Gebäude am Eingang der jetzigen Passage soll stehen bleiben. Dahinter wird neu gebaut. Nach intensiver Diskussion hatte sich der Gemeinderat bereits vor etwa einem Jahr für eine geschlossene Variante des Zentrums entschieden.

Ob allerdings die Türen der Passage für den Durchgang zur westlichen Parkanlage auch nach Ladenschluss offen stehen werden, vermochte das Gremium nicht zu klären und wird wohl auch Sache des Vorhabenträgers bleiben. Geplant ist ein zehn Meter breiter, barrierefreier Durchgang. Das Dach des Einkaufszentrums soll begrünt werden, auch soll hier oben ein Kinderspielplatz entstehen, der von allen Seiten der Wohnbebauung zugänglich sein werde. Der darüber liegende sechsgeschossige Wohnungsbau mit rund 180 Wohnungen ist mit stufenweise zurückversetzten Staffelgeschossen geplant. Damit will der Investor sicherstellen, dass die Wohnungen hell genug sind. Die maximale Gebäudehöhe orientiert sich laut den Planungen an der umliegenden Bebauung und bleibt nach Auskunft des Leiters der Bauverwaltung, Thomas Beer, unter dieser. Der Komplex soll eine zweigeschossige Tiefgarage bekommen, die Zufahrt soll über die Wildapfelstraße erfolgen, die Abfahrt über die Eichenstraße.

Bedenken gegen diese Art der Bebauung gibt es weiterhin im Gemeinderat. "Ich halte das städtebaulich für nicht so gelungen", meinte Peter Soellner von der SPD. Der Investor würde das Maximale an wirtschaftlichem Profit herausholen, "das geht am Bedarf der Bürger vorbei." Gabriele Zaglauer-Swoboda von den Grünen kritisierte die 14 oberirdisch geplanten, schrägen Kurzzeitparkplätze am Lindenring. Damit sei die Idee, den Übergang zwischen den beiden Einkaufspassagen zu einem Platz umzugestalten, für alle Zeit erledigt. Michael Lilienthal von den Freien Wählern ärgert sich hingegen, dass viel zu lange schon nur geredet werde. Er mahnte, "jetzt endlich mal Gas zu geben" und erntete die "hundertprozentige Zustimmung" von Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei).

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