Taufkirchen:Weniger Lärm? Eher mehr

Taufkirchen, Autobahn bei den Hochhäusern

Die Autobahn vor der Haustür: Die Anwohner in Taufkirchen kämpfen seit Jahren für mehr Lärmschutz.

(Foto: Angelika Bardehle)

Taufkirchens Bürgermeister macht den Besuchern der Bürgerversammlung keine Hoffnung auf ein niedrigeres Tempolimit auf der Giesinger Autobahn. Im Gegenteil: Es steht sogar eine Lockerung im Raum.

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Es gibt für Kommunalpolitiker bisweilen Problemstellungen, die auf den ersten Blick als leicht lösbar erscheinen. Die sich aber für eine ganze Reihe von Bürgermeistern der Gemeinde, die allesamt regelmäßig damit konfrontiert wurden, immer wieder als gordischer Knoten entpuppten, den keiner zu durchschlagen vermochte. Für Taufkirchen ist dieses ungelöste Dauerproblem das Tempolimit auf der Giesinger Autobahn. Eine Forderung, bei der die Bürger seit Jahrzehnten nicht locker lassen, zumal der Verkehr und damit die Lärmbelästigung auf der A 995 bestimmt nicht weniger werden.

So konnte man bei der Bürgerversammlung im Ritter-Hilprand-Hof am Mittwochabend schon darauf warten, dass nun auch der aktuelle Rathauschef Ullrich Sander (parteifrei) auf die Aufforderung einer Bürgerin, endlich Tempo 80 auf der Autobahn durchzusetzen zerknirscht antworten muss: "Da können wir nichts machen."

Sander verwies in der Versammlung auf ein Antwortschreiben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU), in dem dieser im Juli dieses Jahres klar stellte: Eine Reduzierung des Tempos wird es hier nicht gehen. Die Strecke ist nicht unfallträchtig, und zu laut ist es entlang der A 995 auch nicht.

Die Bürgerinitiative hat resigniert und sich aufgelöst

Im Grunde genommen ist das nichts Neues. Genau die gleichen Argumente bringen die Autobahndirektion Bayern Süd und das Ministerium seit mehr als 30 Jahren immer wieder, wenn es darum geht, die Geschwindigkeit zu drosseln und den Lärm zu reduzieren. Der vor acht Jahren gegründete Verein "Lärmfreies Taufkirchen" kennt die Argumente zur Genüge, inzwischen hat er aufgegeben und sich aufgelöst. Dass mit dem Rückzug der einst so aktiven Initiative das Thema nicht erledigt ist, zeigten die Wortmeldungen bei der Bürgerversammlung. "Dann soll der Innenminister doch mal zu mir zu Besuch kommen. Dann merkt er mal, wie laut das hier ist."

Bürgermeister Sander will den Lärm nicht in Abrede stellen, allerdings hat er auch selbst längst gemerkt, wie wenig erfolgreich er bei diesem Thema ist. "Nicht nur ich beiße mir vergeblich die Zähne aus", sagte er. Dass er sich bei der von SPD und Grünen initiierten Demonstration für das Tempolimit nicht hat blicken lassen, verteidigte Sander mit dem Hinweis: "Ich versuche das auf dem politischen Weg und mit den Verwaltungen zu regeln." Er sei mit Landrat Christoph Göbel im Gespräch und erwarte auch noch eine Antwort aus dem Innenministerium.

"Die Stadteinwärtsregelung steht auf der Kippe"

Dabei geht es gar nicht mal um eine Verbesserung der jetzigen Situation, sondern um die Verhinderung einer Verschlechterung des Lärmschutzes. "Die Stadteinwärtsregelung steht auf der Kippe", teilte der Bürgermeister mit. Derzeit gilt in Richtung München tagsüber Tempo 120. Dies wurde allerdings vor einigen Jahren nur versuchsweise eingeführt. Zudem versprach Sander das Thema Blitzer in der nächsten Gemeinderatssitzung auf die Tagesordnung zu setzen.

Insgesamt beteiligten sich die Taufkirchner Bürger recht rege an der Veranstaltung. Vor allem wohl auch deshalb, weil Sander seinen Bericht zum Auftakt der Veranstaltung kurz gefasst und die Leute nicht wie manche Amtskollegen schon müde geredet hatte, bevor sie zu Wort kamen. So ging es dann munter um diverse Parkverbote, um große und kleine Pfützen nach der Schneeschmelze, um Lastwagen, die Wohngebiete zuparken und die beantragte Verlängerung des Radwegs an der Tegernseer Landstraße.

Hierzu konnte Sander immerhin berichten: "Wir sind mit den Eigentümern der Grundstücke im Gespräch, wir verfolgen das weiter." Wie aussichtsreich das ist, weiß der Bürgermeister freilich nicht. Genauso wenig kann er versprechen, das schon seit einigen Jahren bestehende Krähenproblem an der Waldstraße in den Griff zu bekommen. "Die Regierung von Oberbayern hatte uns erlaubt, fünf Nester zu entfernen, wir hoffen es werden diesmal mehr", sagte er. Ein Bürger hatte einen anderen Vorschlag: "Schickt doch einfach ein paar Falken drüber." Doch da ist Sander skeptisch, ob das geht. Die Krähen bleiben womöglich ein Dauerthema.

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