Giesinger Autobahn:Taufkirchen pocht auf Radarüberwachung

Giesinger Autobahn: An der A 995 bei Taufkirchens sollen Blitzanlagen installiert werden.

An der A 995 bei Taufkirchens sollen Blitzanlagen installiert werden.

(Foto: Schunk)

Mehrheit im Gemeinderat fordert Verwaltung auf, sich für feste Blitzanlage auf der A 995 einzusetzen.

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Eine Mehrheit im Taufkirchner Gemeinderat will die Raser auf der Giesinger Autobahn mit einem installierten Blitzer endlich ausbremsen. Zwar geht mit dem seit Jahren geforderten durchgängigen Tempolimit auf der A 995 zwischen dem Autobahnkreuz Süd bei Brunnthal und der Münchner Stadtgrenze nichts voran, da die Behörden eine Ausweitung von Tempo 80 auf 24 Stunden ablehnen.

Nun aber wollen die Kommunalpolitiker von SPD, Grünen/FDP, ILT und Freien Wählern mit der Installation fester Blitzanlagen in beiden Fahrtrichtungen die Autofahrer wenigsten dazu bringen, die nachts geltenden Geschwindigkeitsbeschränkungen einzuhalten. Einen entsprechenden Antrag stellen die Fraktionen in der Gemeinderatssitzung am 12. Mai.

Hessens erfolgreichster Blitzer

Fest installierte Blitzer fordern Kommunalpolitiker aus Taufkirchen für die A 995.

(Foto: Uwe Zucchi/dpa)

Zuvor hatte die SPD bereits den Vorstoß unternommen, die Autobahnpolizei in Holzkirchen um eine regelmäßige Geschwindigkeitsüberwachung zu bitten. Denn nicht nur die Kommunalpolitiker, vor allem auch die Anwohner im Taufkirchner Ortsteil Am Wald sind überzeugt, dass auf der Strecke von vielen Verkehrsteilnehmern stets wesentlich schneller als erlaubt gefahren wird. Die Lärmbelästigung sei entsprechend hoch, ärgern sich die Betroffenen. Der Grund dafür, dass die Verkehrsschilder, die zwischen 22 und sechs Uhr schnelles Fahren verbieten, von vielen ignoriert werden, liegt für die Taufkirchner auf der Hand: Es wird selten bis nie geblitzt.

Die Autobahnpolizei hatte dies in einem Schreiben an SPD-Gemeinderat Matteo Dolce zugegeben und zugleich bedauert, daran nichts ändern zu können. Das Messfahrzeug könne nur außerhalb der Fahrbahn in einem gesicherten Bereich stehen, da ein Abstellen auf dem Seitenstreifen oder neben der Fahrbahn ohne Absicherung zu gefährlich sei, teilten die Beamten mit. Solche gesicherten Bereiche gibt es im Gemeindebereich Taufkirchen allerdings nicht. Das heißt: Die Polizei wird weiterhin sporadisch an der A 995 blitzen, allerdings nicht in Taufkirchen. Für eine Überwachung mit stationären Anlagen sieht die Autobahnpolizei auch keine "polizeilichen Grundlagen". Die Unfallzahlen seien in Relation zu den hohen Beschaffungskosten zu gering.

Damit wollen sich Dolce und seine Mitstreiter allerdings nicht zufrieden geben. Sie fordern die Gemeindeverwaltung daher auf, an die für die technische Verkehrsüberwachung auf der Autobahn zuständigen Behörden heranzutreten und sich für die Installation der festen Blitzer an geeigneter Stelle einzusetzen. Auch die Möglichkeit der Überwachung mittels Streckenradar soll geprüft werden. Die Gemeinde soll dabei die grundsätzliche Bereitschaft zur Mitfinanzierung einer solchen Überwachungsanlage signalisieren, finden die vier Fraktionen. Auch noch die CSU mit ins Boot zu holen, gelang den insgesamt 16 Gemeinderatsmitgliedern offenbar nicht. Die CSU sei zwar nicht grundsätzlich gegen eine Geschwindigkeitsüberwachung, trage den Antrag mit der jetzigen Formulierung aber nicht mit, teilten die übrigen Fraktionen mit.

Die sehen nach dem Schreiben der Autobahnpolizei "unverzüglichen Handlungsbedarf und sind überzeugt, dass nur durch regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen ein effektiver Lärmschutz gerade zu den Nachtzeiten vollzogen werden könne. "Der derzeitige Zustand, dass öffentlich bekannt ist, dass keine Kontrollen durchgeführt werden können, ist nicht tragbar", begründen sie ihren Antrag.

"Wir wollen nicht abkassieren."

ILT-Fraktionsvorsitzende Edith Hirtreiter betont: "Aufgrund der Erhöhung des Verkehrsaufkommens, nicht zuletzt durch den neuen Luise-Kiesselbach-Tunnel, ist der Lärm an der A 995 nochmals erheblich angestiegen. David Grothe, Sprecher der Grünen findet: "In vielen Bereichen wird die Einhaltung von Regeln kontrolliert. Der Blitzer hat sich im Straßenverkehr als kostengünstige Möglichkeit erwiesen, dies zu tun." Es liege auf der Hand, dass die Geschwindigkeitsregeln an der A 995 kaum eingehalten werden. Er sieht einen Blitzer als Warnung für die Autofahrer, die neben dem Wohngebiet Taufkirchen am Wald vorbeirasen.

Der Fraktionschef der Freien Wähler, Michael Lilienthal, hofft, dass der Antrag und die Behandlung in der Öffentlichkeit schon bei dem einen oder anderen eine freiwillige Temporeduzierung bewirke, "und wenn auch nur im Glauben, es würde bereits verstärkt kontrolliert." Matteo Dolce sagt: "Wir wollen nicht abkassieren, wir wollen dass der Lärmschutz - vor allem nachts - gewährleistet wird." Wenn die Autobahnpolizei nicht mit den nötigen Ressourcen ausgestattet werde, "müssen wir eben selbst handeln."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: