Taufkirchen:Schnell gehackt

Lesezeit: 2 min

Auch Mädchen will die Initiative "Technik - Zukunft in Bayern 4.0" gezielt ansprechen, und alte Rollenbilder aufbrechen. (Foto: Claus Schunk)

Bei einem Workshop können Jugendliche ganz legal Passwörter knacken und in ein fremdes Computernetzwerk eindringen. Auf diese Weise sollen sie lernen, wie notwendig ein sensibler Umgang mit den eigenen Daten ist.

Von Silan Sarochan, Taufkirchen

Für eine Woche in die Welt von Unternehmen der Informations- und Kommunikationsbranche eintauchen. Eigene Fähigkeiten auf dem Gebiet der Technik testen, IT-Berufe kennenlernen und sich selbst mal unerlaubten Zugriff in einen Computer verschaffen. All dies haben jetzt 15- bis 18-Jährige beim ersten "Digi-Camp" in Taufkirchen ausprobieren können, das von der Initiative "Technik - Zukunft in Bayern 4.0" angeboten wurde. Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft hat die Initiative vor mehr als 15 Jahren ins Leben gerufen.

Gemeinsam mit IT-Experten und Ausbildern von Airbus Defence and Space, die den Jugendlichen eine Woche lang Einblicke in das Unternehmen gewährten, gingen sie technischen Fragestellungen nach: Wie sicher sind meine Daten im Netz? Wie schaffen es Hacker, Daten zu klauen und Firmennetze lahmzulegen? Hierzu sollte am praktischen Beispiel die Cybersecurity, also die Sicherheit der Daten des Airbus Defence and Space Unternehmens, getestet werden.

Zunächst standen eine HTML-Schulung und die Einführung in Datenbanksprachen und Datenbanken auf dem Lehrplan. Nach dem Input durften die Teilnehmer dann aber auch schnell selber ran: Im ersten Schritt erstellten sie ihre eigene Website, um sich dann in die Websites der anderen Teilnehmer zu hacken. "Ich bin überrascht, wie leicht es gehen kann, sich Zutritt in eine fremdes Netz zu verschaffen", sagte der 18 Jahre alte Fabian Braun, der sich auch in seiner Freizeit für Informatik interessiert.

Fabian Braun vom Gymnasium Unterhaching beim Digi-Camp in Taufkirchen. (Foto: Claus Schunk)

Einen sinnvollen Umgang mit den neuen Medien vermitteln

Zweck der Initiative "Technik - Zukunft in Bayern 4.0" ist es, Jugendliche zum einen für die Nutzung ihrer eigenen Daten im Netz zu sensibilisieren, aber auch auf spielerische Art und Weise Interesse für Arbeitsfelder in dem Bereich der Technik zu wecken. Bereits im Kindergarten, Hort und Grundschule werden Projekte organisiert, die Neugier und den Forschergeist der Kinder anregen sollen. So etwa in einem Technik-Rallye-Camp: In einem Parcours mit technisch-handwerklichen Stationen haben Teilnehmer die Möglichkeit zu forschen, auszuprobieren und zu entdecken. Sie löten, montieren Elektrokabel, biegen Drähte oder sägen Holz. Damit will das Bildungswerk Kinder und Jugendliche bereits im jungen Alter spielerisch an technische Berufe heranführen.

Eine der Aufgaben war, die Websites der anderen Teilnehmer zu knacken. Die Jugendlichen waren überrascht, wie leicht das teilweise ging. (Foto: Claus Schunk)

"Die Digi-Camps vermitteln einen sinnvollen Umgang mit den neuen Medien. Davon profitieren die Jugendlichen, aber auch die bayerischen Unternehmen, die dringend gut ausgebildete Nachwuchskräfte brauchen", sagt Bertram Brossardt, Geschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände, die das digitale Bildungsprojekt als Hauptsponsoren unterstützen.

Jugendliche sollen Freude an der Technik entwickeln

Besonders weibliche Arbeitskräfte, die immer noch zu wenig in der Technikbranche vertreten seien, wollen sie mit für sie speziell ausgerichteten Camps begeistern - das traditionelle Rollenbild, dass nur Männer Technikberufe ausüben, durchbrechen. Teilnehmerin Anna Ramsauer etwa, wurde durch einen Flyer in der Schule auf das Digi-Camp aufmerksam und nimmt jetzt zusammen mit einer Freundin daran teil. "Durch das Camp habe ich Sachen im Bereich des Programmierens gelernt, die ich sonst wahrscheinlich nicht so leicht erfahren hätte", schwärmt sie. Während des Camps erfahren die Teilnehmer zudem Wissenswertes über die Ausbildung bei Airbus Defence and Space sowie über mögliche Studiengänge.

Neben dem Digi-Camp hat die Initiative drei weitere Projekte mit digitalem Schwerpunkt gestartet. "Wir wollen, dass die Jugendlichen Freude und Spaß an der Technik entwickeln", sagt Bernhard Schwab aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium, das die Camps fördert. Schwab schaute den Teilnehmern beim Hacken über die Schulter. Angst, dass aus den jungen Leuten Hacker werden könnten, habe er dabei nicht, sagte der Ministerialbeamte.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: