Taufkirchen:Heroin für 2,5 Millionen Euro beschlagnahmt

Coup der Drogenfahndung: Auf dem Parkplatz eines Möbelhauses haben Ermittler zehn Kilo Heroin sichergestellt - und wohl einen Dealerring zerschlagen.

Florian Fuchs

Eigentlich hatten sie alles perfekt geplant: Sie hatten eigens in Slowenien einen Lieferwagen angemietet. Sie hatten die Drogen unter dem Beifahrersitz versteckt. Und sie hatten mit ihren Abnehmern vereinbart, dass der Kurier die Ware auf einem belebten Parkplatz eines Möbelmarktes in Taufkirchen übergibt. Was sie allerdings nicht geahnt hatten: Die Abnehmer waren verdeckte Fahnder der Ermittlungsgruppe Rauschgift.

NOVELLE DES BETAEUBUNGSMITTELRECHTS

Drogenfahnder haben in der Nähe von München zehn Kilogramm Heroin beschlagnahmt - eine Menge, die für etwa eine Millionen Konsumeinheiten reicht.

(Foto: ddp)

Die Polizei beschlagnahmte bei der fingierten Übergabe zehn Kilogramm Heroin im Wert von 2,5 Millionen Euro - einer der größten Erfolge der bayerischen Ermittler im Kampf gegen Drogenschmuggel in den letzten Jahren. Jetzt sitzen vier mutmaßliche Dealer hinter Gittern. Und die Polizei ist sich sicher, wesentliche Strukturen einer Dealergruppe zerschlagen zu haben.

Der Zugriff erfolgte bereits am 28. Juli, die Polizei ging jedoch erst am Freitag mit dem Fall an die Öffentlichkeit, um weitere Ermittlungen nicht zu gefährden. So gab es in Slowenien inzwischen Hausdurchsuchungen, bei denen Beweismaterial sichergestellt wurde. Die Fahnder hatten die Gruppe vor dem fingierten Deal schon längere Zeit beobachtet. "In der letzten Woche vor dem Zugriff waren wir gut beschäftigt", sagt Jürgen Thiel, der Leiter der Ermittlungsgruppe Rauschgift. Insgesamt 70 Fahnder von Zoll und Landeskriminalamt waren an den Verhaftungen beteiligt.

Zeitgleich zur Festnahme des Kuriers am Möbelmarkt in Taufkirchen fassten die Ermittler seine Kontaktperson am Münchner Hauptbahnhof. "Wichtiger war aber, dass wir später an diesem Tag auch noch die zwei Hintermänner erwischt haben", berichtet Thiel. Die beiden Männer hielten sich zum Zeitpunkt der Festnahmen ihrer Komplizen in Baden-Württemberg auf. Fahnder nahmen sie auf der A 8 im schwäbischen Gersthofen fest, als sie gerade nach Slowenien zurückfahren wollten.

Die Polizei geht davon aus, mit den Festnahmen die Absatzstrukturen der Gruppe nachhaltig zerstört zu haben. "Die Ware war sicher für den Straßenverkauf gedacht", sagt Ermittlungsleiter Thiel. Nach Angaben der Polizei war das Heroin mit Klebeband fein säuberlich verpackt und in 20 kleine Pakete aufgeteilt. Es hätte demnach für eine Million Konsumeinheiten ausgereicht - allerdings hätte es vorher "noch deutlich" gestreckt werden müssen. "Das ist ganz hochprozentige Ware, die anscheinend direkt aus den Entwicklungsländern hierher transportiert wurde", berichtet Thiel. Ein Gutachten steht noch aus, das Heroin hätte für den Straßenverkauf aber wohl noch um das fünf- bis siebenfache verlängert werden müssen.

Den mutmaßlichen Drogendealern stehen nun bis zu 15 Jahre Haft bevor. Bei dem Kurier und seinem Kontaktmann handelt es sich um einen 45-jährigen Slowenen und einen 44-jährigen montenegrinischen Staatsangehörigen. Die beiden Hintermänner sind zwei 40 und 42 Jahre alte Kosovaren. Keiner der vier festgenommenen Männer ist in Deutschland bisher vorbestraft.

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