Taufkirchen:Große Luftnummer

Taufkirchen: In einem dreigliedrigen Gebäude kann man künftig im Luftkanal schweben oder auf einer künstlichen Welle surfen.

In einem dreigliedrigen Gebäude kann man künftig im Luftkanal schweben oder auf einer künstlichen Welle surfen.

(Foto: Claus Schunk)

Jochen Schweizer und die Airbus-Group beginnen mit dem Bau ihrer Body-Flying-Anlage in Taufkirchen. Der geplante Fallschirmsprung der beiden Unternehmenschefs zum Auftakt fällt allerdings kurzfristig ins Wasser

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Der Traum vom freien Fall blieb an diesem grauen, wolkenverhangenen und nasskalten Vormittag allein ein Wunsch. Obwohl er Chefsache war. Doch auch Jochen Schweizer, Unternehmer, ehemaliger Stuntman und Abenteurer, weiß offenbar, wann es besser ist, vernünftig zu sein. Die große Luftnummer, mit der der Spatenstich für die Jochen-Schweizer-Erlebniswelt samt Windkanal und Surfwelle auf dem Grundstück an der Taufkirchner Ludwig-Bölkow-Allee den Charakter dieser neuen Sportanlage demonstrieren sollte, musste abgebrochen werden. Der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer, als leidenschaftlicher Fallschirmspringer ein Mann vom Fach und sehr interessiert an dem Projekt, das gegenüber Ikea entsteht, fand gerade diesen Verzicht "sehr mutig".

Mehrfach kreiste der Hubschrauber über dem Gelände, um Jochen Schweizer und Tom Enders, Chef der Airbus-Group, per Fallschirmsprung dort einschweben zu lassen, wo im Frühjahr 2017 ein 2800 Quadratmeter großer Gebäudekomplex mit einem 30 Meter hohen Turm stehen soll. Letztlich hingen aber die Wolken zu tief, um die Faszination des freien Falls ohne großes Risiko zu demonstrieren.

In 20 Monaten wollen die Fallschirmspringer an dieser Stelle unabhängig vom Wetter sein. Dann sollen die Rotoren der Body-Flying-Anlage in Taufkirchen anlaufen, die einen bis zu 285 Stundenkilometer schnellen Luftstrom erzeugen und einen freien Fall aus etwa 4000 Metern Höhe simulieren. Der große Unterschied zum echten Fallschirmsprung: "Wer, wie wir es vorhatten, aus 1000 Metern Höhe abspringt, hat eine Minute lang freien Fall, im Windkanal kann man fünf Minuten lang fliegen", sagt Schweizer. Ganz billig wird das nicht sein. Zwei Flüge sollen 69 Euro kosten.

Vor dem nun erfolgten symbolischen Spatenstich der Erlebniswelt, wie sie jetzt auf dem ehemaligen, gut 15 000 Quadratmeter großen Sportgelände der Airbus-Group entsteht, hatte es einige Umplanungen gegeben. So musste der Investor etwa von seiner ursprünglichen Idee abrücken, den Leuten in einem verglasten Turm eine tolle Aussicht zu gewähren. Das Staatliche Bauamt hatte befürchtet, die fliegenden Menschen könnten die Autofahrer auf der A 8 zu sehr ablenken. Jetzt wird der Turm mit Aluminiumbändern verkleidet und Teil eines dreigliedrigen Gebäudes, das von oben betrachtet wie ein Propeller aussieht.

Hinzu kommen Hochseilgarten, Kinderspielplatz und Gastronomie. Die genauen Kosten für die Anlage will das Unternehmen nicht nennen, laut Jochen Schweizer liegt das Investitionsvolumen im "niedrigen zweistelligen Millionenbereich".

Die Airbus-Group als Verpächter des Grundstücks ist Juniorpartner bei diesem Projekt. Vorstandsvorsitzender Enders ist überzeugt, dass die Jochen-Schweizer-Welt gut hierher, an den Luftfahrtstandort, passe. "Bei uns ist durch eine Verlagerung viel Platz frei geworden", sagt er, und Airbus sei überzeugt, dass ein Windtunnel den Standort attraktiver mache als eine weitere Ansiedelung von Baumärkten und Billighotels wie auf der anderen Seite der Straße. Jochen Schweizer rechnet nach den Erfahrungswerten seines fünf Jahre alten Windkanals im Ruhrgebiet mit etwa 180 000 Besuchern im Jahr, die hier in die Luft gehen wollen. In Verbindung mit der Surfwelle kalkuliert er mit 200 000 Besuchern.

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