Taufkirchen:Es geht auch ohne Auto

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Nicht jeder hat einen teuren Sportwagen in der Garage - manche kleben ihn auch nur aufs Tor.

(Foto: Johannes Simon)

Taufkirchen trägt neuen Formen der Mobilität Rechnung und reduziert den Stellplatzschlüssel. Für Wohnungen bis 60 Quadratmeter muss künftig nur noch eine Parkmöglichkeit geschaffen werden - wenn ein Carsharing-Konzept nachgewiesen wird, sogar noch weniger

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Es ist noch nicht so lange her, dass der Geschäftsführer der Münchner Wohnungsbaugesellschaft Gewofag, Klaus-Michael Dengler, im Taufkirchner Gemeinderat den Vorschlag machte, bei Wohnhäusern künftig weniger Stellplätze zu fordern. Damals stieß sein Ansinnen noch auf breite Ablehnung in dem Gremium. Das geht gar nicht, signalisierten ihm die Kommunalpolitiker mit Blick auf die zugeparkten Straßen. Nun aber ringt sich der Gemeinderat doch zu Änderungen in der Stellplatzsatzung durch. Als innovativ wird vor allem eine Neuerung gesehen: Wer künftig ein Mobilitätskonzept vorlegen kann, darf die Anzahl der Stellplätze reduzieren. Zudem soll der Bau von Duplex-Garagen vermieden werden. Für Fahrradständer wird erstmals eine genaue Anzahl festgelegt.

Die Überarbeitung der gemeindlichen Regelungen geht auf einen Antrag der Freien Wähler zurück, die die alte Satzung als nicht mehr zeitgemäß ansehen. So wird bislang für eine 41 Quadratmeter große Wohnung die Ausweisung von zwei Stellplätzen verlangt, mit der Begründung, jeder Bewohner würde ein Auto besitzen und einen Stellplatz benötigen. Das sehen die Freien Wähler nicht mehr so. Das Mobilitätsverhalten habe sich verändert, auch sei es unwahrscheinlich, dass sich zwei Bewohner aufgrund ihrer finanziellen Situation eine im Schnitt viel zu kleine Wohnung von 41 Quadratmetern teilen und sich anderseits zwei Autos leisten können", sagte deren Fraktionsvorsitzender Michael Lilienthal. Durchschnittlich würden von zwei Erwachsenen 90 Quadratmeter bewohnt, sagte er. Der Gemeinderat folgte bei drei Gegenstimmen von der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) dem Vorschlag, bis 60 Quadratmeter nur noch einen Stellplatz, bei größeren Wohnungen zwei Stellplätze zu verlangen. Die Anzahl soll zukünftig sogar noch einmal um die Hälfte reduziert werden können, wenn ein Mobilitätskonzept wie Carsharing oder E-Mobilität nachgewiesen werden. Bei der Festlegung, was hier genau anerkannt wird, tat sich der Gemeinderat etwas schwer. "Es kann nicht sein, dass jemand auf eine Bushaltestelle vor der Haustür verweist und meint, er benötige daher weniger Stellplätze", sagte David Grothe von den Grünen. "Schwierig wird es, wenn die Mieter wechseln", gab Rosi Weber von der SPD zu bedenken. Die Verwaltung soll nun die neue Regelung im Sinne des Antrags formulieren. "Wir werden uns etwas einfallen lassen", versprach Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei). Insgesamt bezeichnete er die Anpassung der Regelungen als "praxisgerecht und notwendig". Das betrifft in Taufkirchen vor allem auch die Ausweisung von Parkplätzen in sogenannten Duplex-Garagen mit zwei oder mehreren Ebenen. Der Gemeinderat ist sich einig, dass diese platzsparenden Konstruktionen ungern genutzt werden und daher meist leer stehen. "Es wird nur hineingefahren, wenn oben gar kein Platz mehr ist", sagte Lilienthal. Daher darf zukünftig nur noch ein Viertel der Plätze in diesen Abstellsystemen nachgewiesen werden, Besucherstellplätze gar nicht. Zudem beschloss das Gremium eine Stellplatzreduzierung für Lagerhallen und Gaststätten. Die Ablöse pro Stellplatz wurde von 12 500 auf 20 00 Euro erhöht.

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