Taufkirchen:Die Aufstocker

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Der SV-DJK Taufkirchen möchte das Sportzentrum um ein Fitnessstudio erweitern. (Foto: Florian Peljak)

Trotz finanzieller Engpässe will Taufkirchens Gemeinderat das Sportzentrum ausbauen

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Trotz des eindringlichen Appells des Taufkirchner Kämmerers Jan Modrzinski, keine weiteren Investitionen zu tätigen, hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung den Sperrvermerk für einen Zuschuss zur Erweiterung des Sportparks aufgehoben. Bei der Verabschiedung des Haushalts hatte das Gremium Ende vergangenen Jahres diese Förderung des SV-DJK Taufkirchen in Höhe von insgesamt zwei Millionen Euro zunächst auf Eis gelegt, da die finanzielle Lage der Gemeinde aufgrund geringer Steuereinnahmen nicht allzu rosig war. Schulden allerdings hat Taufkirchen bislang noch keine machen müssen.

"Wir waren uns einig, erst einmal abzuwarten", sagte Modrzinski. Nun aber hat die Gemeinde nicht etwa ein Geldsegen ereilt, im Gegenteil: "Die Lage ist äußerst prekär", sagte der Kämmerer und verwies auf weiterer Steuerausfälle. Der Gemeinderat entschied sich dennoch, einem CSU-Antrag zu folgen und das Geld freizugeben, "um dem Verein eine klare Perspektive zu geben", wie die CSU forderte. Der SV-DJK plant, im Sport- und Freizeitpark am Köglweg eine Aufstockung der Gebäude, um dort mit einem Fitnessstudio und zusätzlichen Gymnastikräumen Breitensportlern ein flexibles und modernes Angebot zu machen. Damit will der Verein fit für die Zukunft sein, allerdings ist dies mit einem finanziellen Kraftakt verbunden. Die Kosten für die Umsetzung der Pläne werden insgesamt auf etwa 4,2 Millionen Euro geschätzt, zwei Millionen sollen als Zuschuss von der Gemeinde kommen. Aktuell geht es um Planungskosten in Höhe von bis zu 200 000 Euro, um verbindliche Aussagen zu den tatsächlichen Kosten machen zu können. Dazu kommen etwa 5000 Euro für die Ausarbeitung der Verträge.

Zwar hat einen Prüfung jetzt ergeben, dass die Zuwendung an den SV-DJK keine rechtswidrige Beihilfe darstellt, wie der Kämmerer dem Gemeinderat nun mitteilte. Doch ist da immer noch das Problem mit den fehlenden Einnahmen. Gerade erst hätte Taufkirchen erneut 460 000 Euro an Gewerbesteuer aus dem Jahr 2015 zurückzahlen müssen. Den letzten Platz im landkreisweiten Ranking wird die Gemeinde mit 6,1 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen so nicht los. "Es fehlen 4,4 Millionen Euro in der Kasse", sagt Modrzinski. Für den Verwaltungshaushalt werde es "sehr eng". Zugleich stehen der Gemeinde einige hohe Investitionen ins Haus: Die Grundschule am Wald muss neu gebaut werden, die Mittelschule gehört dringend saniert. Zudem entsteht ein zusätzliches Wohngebiet an der Tegernseer Landstraße, "es wird eine neue Kita geben, die Schule dort muss erweitert werden und die Turnhalle wird auch nicht ausreichen", so die Einschätzung des Kämmerers. Zudem plane der Landkreis weitere Schulen, "also droht eine Erhöhung der Kreisumlage", sagte Modrzinski. Er findet, mit einer neuen Dreifachturnhalle an der neuen Grundschule könnten sich auch neue Möglichkeiten für den Verein ergeben.

Den Grünen leuchtete die Argumentation des Kämmerers ein. "Wer mal in der Mittelschule war, weiß, dass wir da noch viel Geld in die Hand nehmen müssen", sagte Gabriele Zaglauer-Swoboda. Sie sei von vornherein gegen das Fitnessstudio gewesen, "das ist aus finanziellen Gründen nicht möglich", sagte sie. David Grothe, der Fraktionssprecher der Grünen, ergänzte: "Die Schulen haben auf jeden Fall Vorrang, ich würde die zwei Millionen Euro sehr ungern ausgeben, das ist eine freiwillige Leistung und keine Pflichtaufgabe." Auch Zweiter Bürgermeister Alfred Widmann (SPD) warnte: "Ich weiß nicht, ob wir mit 200 000 Euro Planungskosten hinkommen. Wir können uns nicht permanent Sachen ans Bein binden, die uns permanent Geld kosten."

Die CSU hingegen findet das Konzept und die positive Einstellung der Vereinsmitglieder überzeugend. "Als ich mich für den Sportpark entschieden habe, war mir klar, dass wir Schulen bauen müssen", sagte Fraktionschef Herbert Heigl. Er plädierte dafür, dem Verein solide Grundlagen für ein Handeln zu geben. Ansonsten verunsichere man nur die Leute. "Es ist die Frage: Schaue ich zu, wie der Verein vor die Hunde geht, oder unterstütze ich ihn, indem ich ihm eine Zukunftsperspektive gebe", sagte Heigl. Er würde auch einen Kredit dafür aufnehmen, sagte er, "ich bin der Meinung, wir haben das Geld jetzt noch, um dem Verein zu sagen: Plane weiter!". Schließlich sei der SV-DJK die stärkste soziale Einrichtung in Taufkirchen, ist die CSU überzeugt. Das sieht auch Eckhard Kalinowski von den Freien Wählern so: "Für den Sportverein ist das Geld besser ausgegeben als etwa für die Soziale Stadt. Dort würde ich einen Sperrvermerk machen."

Auch Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) sprach sich "definitiv" für das Projekt aus und bezeichnete es als "Investition in die Zukunft". Es sei eine Frage der Vertragskonditionen. Aber man müsse sich Gedanken machen, welche freiwilligen Leistung die Gemeinde streiche, "wir müssen Prioritäten setzen".

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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