Taufkirchen:Aus Ottobrunn ins Niemandsland

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Die Post- und Paketzustellung in der Straße Am Birkengarten klappt zehn Monate nach der Umstellung der Postleitzahlen immer noch nicht richtig. (Foto: Malte Christians/dpa)

Seit der Umstellung der Postleitzahlen klagen Bewohner im Osten Taufkirchens über Probleme bei der Zustellung.

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Mehr als zehn Monate ist es nun her, dass die Einheit Taufkirchens hergestellt wurde. Seit 1. Januar gehört auch das Gebiet östlich der Autobahn A 8 postalisch zur Gemeinde. Aus der Ottobrunner Postleitzahl 85521 wurde dort mit dem Jahreswechsel über Nacht die im restlichen Taufkirchen geltende Kennziffer 82024. Für das Taufkirchner Rathaus erfüllte sich damit vor allem der Wunsch, dass große Firmen wie Airbus sowie der namhafte Ludwig-Bölkow-Campus fortan unter einer Taufkirchner Adresse firmieren. Man wollte etwas von dem Glanz abbekommen, in dem sich bislang immer die Nachbargemeinde Ottobrunn sonnte, die dem Gebiet ihren Poststempel aufdrückte.

Schon vor der Umstellung regte sich jedoch erheblicher Widerstand aus dem Osten der Gemeinde. Dort nämlich, in der ebenfalls von der Änderung betroffenen Siedlung am Birkengarten, sitzen keine großen Firmen, sondern etwa hundert verärgerte Bürger in ihren Häuschen. Und die hatten so gar keine Lust auf neue Postadressen. Und schon gar nicht darauf, zukünftig etwa ihre Pakete in der gut sieben Kilometer entfernten Postfiliale am Taufkirchner Lindenring abzuholen - statt wie gewohnt im nahen Riemerling.

Das Rathaus beschwichtigte die Birkengartenbewohner und versprach, die Sache mit den Päckchen so zu regeln, dass es bei den kurzen Wegen über die Gemeindegrenze bleiben würde. So richtig klappt das aber auch nach bald einem Jahr nicht. Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) erreichen weiterhin regelmäßig Beschwerden aus dem Osten seiner Gemeinde, über verspätete Briefzustellungen, fehlgeschlagene Paketzustellungen, Korrekturbeschriftungen und Abholkarten für den Lindenring oder gar Unterhaching. Auch soll es vorgekommen sein, dass Postsendungen nicht am Birkengarten, sondern am Heimgarten oder in der Birkenstraße ausgeliefert wurden. Offenbar sind auch viele Navigationsgeräte derzeit noch mit der neuen Taufkirchner Adresse überfordert.

"Echte Nachteile und Unannehmlichkeiten"

Sander will aber genau wissen, was nicht klappt, und hat einen Fragebogen an die betroffenen Bürger in den Birkengarten geschickt. Der ist offenbar angekommen. Zumindest der dort ansässige Jörg Pötke, ehemaliger Bürgermeister und Gegner der neuen Postleitzahlen, hat das Papier im Briefkasten gefunden und meint: "Der Fragebogen ist der beste Beweis für den Schildbürgerstreich unserer Gemeinde." Er wirft der Verwaltung ein "kleinkariertes Verständnis von Gemeindezugehörigkeit" vor und findet, das Chaos sei perfekt. An Sander schreibt er: "Geben Sie sich einen Ruck und finden Sie einen Weg zurück aus der Birkengarten-Sackgasse."

Alte Postleitzahl oder neue Postleitzahl? Am Bikengarten sorgt die Änderung vom 1. Januar noch immer für Verwirrung. (Foto: SZ-Grafik)

Sander will sich aber erst einmal ein Bild von der Lage machen, "und vor allem auch die Erfahrung möglichst vieler Bürger hören, und nicht nur von den drei Wortführern", wie er sagt. In seinem Schreiben an die Bürger räumt er ein, gehofft zu haben, dass die Umstellung in einigen Wochen täglicher Praxis erledigt wäre. "Leider ist die Realität offenbar eine andere und dies sorgt für verständlichen Verdruss, wenn nicht gar für echte Nachteile und Unannehmlichkeiten", gibt er zu und verspricht mit genaueren Informationen aus dem Fragebogen den Druck auf die Post zu erhöhen und "effektiv für Veränderung und Verbesserung zu sorgen."

Die Taufkirchner sind nicht die einzigen, die sich mit neuen Ziffernfolgen auf Briefen nicht anfreunden können. Auch im Kleinwalsertal, das zu Österreich gehört, aber nur von Deutschland aus über eine Straße erreichbar ist, haben die Leute für ihre alten, deutschen Postleitzahlen gekämpft, die 2007 abgeschafft werden sollten. Mit Erfolg: Man kann seine Briefe weiterhin nach D-87567 Riezlern oder A-6991 Riezlern schicken.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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